Teuerung am Bau: Kaum Stornos, aber eine kleine Zeitenwende
BEZIRK ROHRBACH. Wer sich ein Haus bauen will, der ist unausweichlich mit dem Thema Preissteigerungen betroffen. Immer wieder hört man von abgesagten Bauprojekten und es taucht die Frage auf, wer sich das in Zukunft noch leisten können soll. Wir haben uns in der Branche umgehört.
Georg Kumpfmüller, Geschäftsführer von Kumpfmüller Bau, zeigt sich vorsichtig: „Längerfristige Prognosen traue ich mir derzeit nicht abzugeben, dazu ist die Lage zu volatil – sowohl beim Krieg in der Ukraine, als auch auf den Finanzmärkten. Was für mich aber relativ klar ist, dass sich an dem, wie derzeit gebaut wird, etwas ändert.“ Universale Aussagen seien zwar unmöglich, „aber derzeit ist es oft so, dass beim Einzug alles fix fertig sein muss, von der Einfahrt bis zum Garten. Ich denke, dass wir in Zukunft, bildlich gesprochen, wieder mehr geschotterte Einfahrten sehen werden – einfach weil man beim Fertigstellungsgrad recht einfach sparen kann.“ Eine kleine Zeitenwende also. Sparen ließe sich auch bei der Anzahl der Quadratmeter.
Ebenfalls ein Faktor: „Das Land will der Flächenversiegelung Einhalt gebieten und das nicht zu Unrecht.“ Durchaus bemerkenswerte Worte von einem Baumeister. „Ich kann mir vorstellen, dass wieder öfters die Elternhäuser saniert werden, weil sich ein Neubau finanziell nicht ausgeht.“ Eine „Absage-Welle“ bei bereits geplanten Häusern gebe es laut Kumpfmüller nicht. „Andererseits hat man aber auch schnell was geplant, die Ausführung ist dann eine andere Sache. Ich rechne damit, dass es bei manchen eigentlich fertigen Plänen zu einer Kostenoptimierung kommen wird.“
Kaum Stornierungen
Stornierungen wegen Preissteigerungen gibt es auch im Einrichtungshaus Hannerer nicht. „Wir beobachten eher das Gegenteil. Je unsicherer die Welt um uns herum wird, umso wichtiger und wertvoller wird ein schönes Zuhause. Werte wie Gemütlichkeit, Geborgenheit und Sicherheit kann ich mir zuhause gut selber „einrichten“, woanders habe ich darauf keinen Einfluss“, berichtet Sabine Höllinger Hartl. Vereinzelt höre man zwar von Eigenheimprojekten, die wegen der Preissteigerungen zur Gänze abgesagt werden, „wir hatten diesen Fall jedoch noch nicht“.
Ähnlich die Lage beim Fliesenspezialisten Keramo. Geschäftsführer Christoph Wohlmuth: „Der Kunde sucht sich aus, was ihm gefällt. Einen Sparzwang können wir nicht beobachten.“ Manche Fliesenanbieter hätten Probleme mit der Verfügbarkeit, weil der Hauptbestandteil von Fliesen Kaolin ist. „Das ist eine feine Tonerde, die sehr oft aus der Ukraine kommt. Unsere Fliesenhersteller beziehen das Kaolin aber großteils aus anderen Quellen, sodass wir keine gröberen Einschränkungen haben.“
Zurückhaltung nur in frühen Planungsphasen
Zu guter Letzt ein Blick zu den Banken. Josef Peer, Vorstand der Raiffeisenbank Donau-Ameisberg: „Konkret geplante und mit den Baufirmen bereits vereinbarte Projekte werden so gut wie nie abgesagt. Etwas mehr Zurückhaltung spüren wir bei Projekten die noch im Frühstadium der Planung sind, hier warten einzelne Kunden ab und wollen zuerst den Markt weiter beobachten.“
Christian Terink und Peter Werner, Vorstände der Sparkasse Mühlviertel-West: „Aktuell sehen unsere Berater keine starke Tendenz zu verstärkten Absagen in den Beratungsgesprächen. Durch den Wohnkreditrechner auf unserer Website können sich Menschen schon vorab ansehen, mit welchen Ratenverpflichtungen diese beim Bau oder Kauf von Immobilien ungefähr rechnen müssen. Dieses Service wird sehr gerne angenommen.“
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