Der gebürtige Schärdinger Hans Hurch widmete sein Leben dem Film
SCHÄRDING. Hans Hurch hat die Viennale geprägt wie kein anderer. Noch kurz vor seinem unerwarteten Tod hat der gebürtige Schärdinger mit Tips über seine Liebe zum Film und seine Verbundenheit zu seiner Heimat gesprochen.
„Am allermeisten werde ich all meine geliebten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Viennale vermissen. Und glauben Sie mir, es gibt von Jahr zu Jahr mehr, was ich überhaupt nicht vermissen werde“, mit diesen berührenden Worten hat Hans Hurch seine Kollegen im Tips-Interview, im Hinblick auf sein Karriereende als Direktor der Viennale, bedacht. Nun sind es seine Mitarbeiter, die ihn vermissen werden, immer noch geschockt und sehr traurig über seinen plötzlichen Tod. Am 23. Juli ist der langjährige Viennale-Chef im Alter von 64 Jahren in Rom unerwartet an einem Herzversagen verstorben.
Filmfestival ganz im Sinne des Verstorbenen
2018 wollte der gebürtige Schärdinger seine Karriere als Direktor der Viennale an den Nagel hängen. Doch das Leben beziehungsweise der Tod kam ihm dazwischen. Auf die Frage, was er für seinen großen Showdown geplant hat, hat Hurch geantwortet: „Ich finde es peinlich, wenn man zum Schluss noch einmal groß aufzeigen will. So etwas liegt mir nicht. Ich bin glücklich und zufrieden, wenn es mir gelingt, meine 22. Viennale als ein schönes, erfolgreiches Festival zu machen, das für die Besucherinnen und Besucher so etwas wie ein Geschenk ist. Nicht mehr und nicht weniger.“ Dazu wird es nun nicht mehr kommen. Auch das diesjährige Filmfestival wird er nicht mehr erleben. Dennoch werden im Oktober wieder rund 300 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme 14 Tage lang in der Wiener Innenstadt gezeigt, ganz im Sinne des Verstorbenen.
Ein Leben für die Viennale
Geboren am 18. Dezember 1952 in Schärding, wurde Hans Hurch 1997 Direktor der Viennale. Seither lebte dieser für Österreichs größtes Filmfestival. „Als ich vor über 20 Jahren die Tätigkeit bei der Viennale begonnen habe, hatte ich keine Ahnung, dass ich so lange für das Festival arbeiten würde. Und manchmal, wenn ich daran zurückdenke, bin ich selbst ein wenig überrascht, wieviele Jahre meines Lebens ich sozusagen mit der Viennale verbracht habe“, sagte der gebürtige Schärdinger im Interview. Woher seine Liebe zum Film kommt? „Ich denke, bei einer Liebe weiß man nicht genau, woher sie kommt. Das macht das Besondere der Liebe aus. Mich hat schon immer die Idee fasziniert, dass es sozusagen eine Welt in der Welt gibt, die Kino heißt und die mit unserem Leben in einer vielfältigen Beziehung steht.“ Die Filme, die er für die Viennale ausgewählt hat, mussten ihn berühren. „Ich muss in ihnen etwas sehen und verstehen, das ich vorher so noch nicht gekannt habe. Sie müssen mir nicht auf eine oberflächliche Weise gefallen, sondern sie können auch Widerstand auslösen, Herausforderung und Provokation.“
Mit den Weltstars per Du
Als Chef der Viennale hat Hurch viele Weltstars wie die legendären Schauspielerinnen Lauren Bacall, Jane Fonda und Tilda Swinton sowie den Komiker Will Ferrell und die Rennfahrerlegende Jackie Stewart begrüßen dürfen. „Es gibt etliche, die ich ins Herz geschlossen und an die ich schöne Erinnerungen habe. Meine beiden ganz großen Lieblinge waren die schon lange verstorbene Stummfilmschauspielerin Fay Wray und the one and only Harry Belafonte.“
Besondere und herzliche Beziehung zu Schärding
Zu Schärding hatte Hurch bis zu seinem Tod eine besondere und herzliche Beziehung, „weil es der Ort ist, in dem ich eine sehr schöne und glückliche Kindheit und Jugend verbracht habe. Davon ist ein Teil heute noch in mir und das ist vielleicht das Untrennbare mit dieser Stadt“. Gern erinnerte er sich an sein „wunderschönes, altes Elternhaus am Inn mit dem Blick über den Fluss, an die Kirchengasse, an den Seilergraben, ans Grüntal und an viele, viele andere Plätze und Orte.“ Und so kehrte er immer wieder gerne nach Schärding zurück.
Von Schärding nach Wien
Nach seiner Matura im Gymnasium Schärding hat es Hurch nach Wien gezogen, wo er 1971 mit dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie begonnen hat. Von 1976 bis 1986 arbeitete er beim Falter als Kulturredakteur und Leiter des Kulturressorts. In den folgenden Jahren machte er sich dort als Filmredakteur einen Namen.Von 1986 bis 2000 arbeitete er als Regieassistent und Mitarbeiter bei Theater- und Filmarbeiten von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet. Zwei Jahre widmete er der gemeinsamen Filmarbeit (Jetzt und alle Zeit, Ins Leere) mit Astrid Johanna Ofner in Berlin. Als Kurator des Projektes „hundertjahrekino“ beschäftigte er sich von 1993 bis 1996 mit der Kinoförderung.
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