Pandemie in New York: ein Schärdinger berichtet
SCHÄRDING. Der 35-jährige Schärdinger Daniel Niedermayer lebt in New York. Warum es ihn in die USA verschlagen hat und wie die Bevölkerung der Weltmetropole mit der Pandemie umgeht, darüber hat er mit Tips gesprochen.
Tips: Herr Niedermayer, seit wann leben Sie in New York, wie kam es dazu und was machen Sie beruflich?
Niedermayer: Ich lebe gemeinsam mit meiner Frau mittlerweile seit 2015 in New York. Die ersten vier Jahre war ich als Berater im Management Consulting tätig. Ende 2019 bekam ich ein spannendes Angebot von Warner-Media. Zu diesem Unternehmen der Medien- und Entertainment-Branche gehören neben anderen das Hollywood Studio Warner Bros. und die Marken HBO und CNN.
Tips: Wie schaut Ihre Tätigkeit im Detail aus?
Niedermayer: Ich bin im Bereich Technologie, genauer gesagt in der Sparte Cybersecurity, als Projektleiter tätig. Meine Aufgaben umfassen Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Minimierung von Risiken für Computer, Server, Mobilgeräte, elektronische Systeme, Netzwerke und Daten. Also Risiken, die sich vermehrt aus der Digitalisierung ergeben. Ein sehr großes und wichtiges Thema ist Netzsicherheit in der Cloud.
Tips: Wie kam es dazu, dass Sie Ihren Lebensmittelpunkt ausgerechnet nach New York verlegt haben?
Niedermayer: Das hat sich eher zufällig ergeben. Ich war in Asien tätig und hatte die Möglichkeit, unternehmensintern von Peking nach New York zu wechseln. So ein Angebot konnte ich nicht ausschlagen, auch weil meine Frau Amerikanerin und in New York geboren ist. Die gemeinsame Entscheidung, nach New York zu ziehen, war also schnell getroffen.
Tips: New York war bekanntlich sehr stark von der Covid-bedingten Pandemie betroffen. Wie erleben Sie die Situation vor Ort?
Niedermayer: New York City war gerade im Frühjahr 2020 sehr stark betroffen. Es gibt bislang mehr als 27.000 Tote, die Covid zugerechnet werden, und das nur in der Stadt New York. Im Bundesstaat sind es natürlich noch mehr. Dazu muss man sagen, dass New York City knapp 8,5 Millionen Einwohner hat und die Bevölkerungsdichte gerade in Manhattan sehr hoch ist. Millionen von Menschen benutzten vor der Pandemie täglich öffentliche Verkehrsmittel, Flughäfen gelten als große Verkehrsknotenpunkte für Geschäftsreisende, und unter Touristen ist New York seit jeher sehr beliebt. Unter anderem durch diese Faktoren glaube ich, dass sich das Virus hier besonders rasant ausgebreitet hat. Die Herangehensweise der Vorgängerregierung hat natürlich auch nicht geholfen.
Tips: Wie sieht die wirtschaftliche Lage aktuell aus?
Niedermayer: In New York City sind Insolvenzanträge um rund 40 Prozent angestiegen im Vergleich zu Vorjahreszeiträumen vor der Pandemie. Mehr als 4.000 Unternehmen haben permanent Covid-bedingt geschlossen und es gibt Schätzungen, denen zufolge bis zu einem Drittel der 220.000 Unternehmen der Stadt aufgrund der Pandemie in die Insolvenz müssen. Ob sich das bewahrheitet, wird man sehen. Auf alle Fälle haben die Lockdowns die Stadt, genau wie anderswo, wirtschaftlich aber auf jeden Fall schwer getroffen.
Tips: Vom Alltag vor der Pandemie ist man in New York also noch weit entfernt?
Niedermayer: Das auf jeden Fall. Die Theaterbranche am Broadway, Oper und Kinos sind seit dem Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 geschlossen, alle Veranstaltungen wurden abgesagt. Ich persönlich arbeite seit einem Jahr von zu Hause, und das wird auch in den nächsten Monaten noch so bleiben. Ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass die Pandemie die New Yorker zusammengeschweißt hat und langfristig mache ich mir um das Schicksal der Stadt keine Sorgen.
Tips: In Österreich gibt es viele Impfgegner. Wie schaut es mit der Impfbereitschaft der Amerikaner aus?
Niedermayer: Laut einem kürzlich von der New York Times veröffentlichten Artikel sind 69 Prozent der Menschen in den USA bereit, sich impfen zu lassen. Das sind knapp zehn Prozent mehr als Ende 2020. Je höher die Durchimpfungsrate, desto mehr scheint die generelle Impfbereitschaft zu steigen.
Tips: Wie sieht es mit der Reisefreiheit aus? Kann man sich zwischen den einzelnen Bundesstaaten der USA frei bewegen?
Niedermayer: Innerhalb der USA regelt jeder Bundesstaat Reisebeschränkungen selbständig. In New York benötigt man zur Einreise aus einem anderen Bundesstaat ein negatives Testergebnis und muss danach in eine zehntägige Quarantäne, aus der man sich am vierten Tag freitesten kann.
Tips: In Europa beziehungsweise Österreich gibt es immer mehr Corona-Leugner, die wöchentlich zu Demonstrationen aufrufen. Gibt es diese auch in Ihrer Wahlheimat?
Niedermayer: Corona-Demonstrationen sind zumindest in New York nicht weit verbreitet, aber generell ist das sicher kein rein österreichisches oder europäisches Phänomen.
Tips: Wann waren Sie das letzte Mal in Ihrer Heimatstadt Schärding?
Niedermayer: Das ist leider schon etwas länger her. Über Weihnachten 2019 waren wir das letzte Mal bei meiner Familie in Schärding zu Besuch. Durch die Pandemie mussten wir reisebedingt leider unseren Weihnachtsurlaub vergangenes Jahr absagen. Wir sind aber guter Dinge, dass sich ein Heimatbesuch im Sommer dieses Jahres ausgeht.
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