
BEZIRK SCHÄRDING. Am Donnerstag, 23. März, begann für rund 1.500 Muslime im Bezirk Schärding der Fastenmonat Ramadan. Tips hat mit dem Andorfer Osman Celik, Obmann des Türkisch-islamischen Vereins für kulturelle und soziale Zusammenarbeit im Bezirk Schärding, über die Bedeutung des heiligen Monats der Muslime gesprochen.
Tips: Herr Celik, was bedeutet der Ramadan für Sie persönlich?
Celik: Sich intensiv mit Gebeten und dem Koran auseinanderzusetzen. Viel zu beten, Koran zu lesen und zu verstehen. Die Gemeinschaft und die Solidarität mit den Schwachen und Armen ist für mich besonders wichtig. Wir dürfen nach dem Sonnenuntergang ganz normal wieder essen und trinken, aber viele müssen leider verhungern und haben tagelang kein Essen oder nicht einmal sauberes Wasser zu trinken. Deshalb achten wir vermehrt darauf, keine Lebensmittel, kein Wasser, aber auch keine Zeit zu verschwenden und viel an arme und bedürftige Menschen zu spenden.
Tips: Was ist das Besondere am Fastenmonat Ramadan?
Celik: Ramadan ist der wichtigste Monat im islamischen Mondkalender. Fasten während des Ramadans ist eine der fünf Säulen und Pflichten im Islam. Auch die heilige Nacht der Offenbarung befindet sich im Monat Ramadan, in der der Prophet Mohammed die ersten Offenbarungen, die ersten Verse des Korans von Allah mittels des Erzengels Gabriel erhalten hat. Deshalb versuchen wir Muslime, uns im Monat Ramadan intensiv mit Gebeten und dem Koran auseinanderzusetzen.
Tips: Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen und nichts trinken. Wie halten Sie das aus?
Celik: Eigentlich geht es um viel mehr, als nur darum, nichts zu essen und nichts zu trinken. Man fastet circa 15 Stunden pro Tag. Auch das Rauchen und Streiten ist verboten. Gläubige sollen sich im Ramadan viel Zeit nehmen, um über verschiedenste Themen nachzudenken. Ich denke zum Beispiel intensiv über die Frage, warum Menschen erschaffen wurden, nach. Nachdem man sich viel mit dem Glauben beschäftigt, vergeht die Zeit schneller, als man denkt. Viele fragen mich, wie schafft Ihr das, das könnte ich nie. Es ist reine Kopfsache. Die ersten paar Tage sind sehr anstrengend, aber danach ist es nur eine Frage des Kopfes und des Willens. Durch das Fasten lernt man vieles, vor allem geduldig zu sein und die Dankbarkeit.
Tips: Was ist anstrengender: nichts zu essen oder nichts zu trinken?
Celik:Wie bereits erwähnt, sind die ersten Tage anstrengend. Aber spätestens nach dem dritten Tag hat sich der Körper an die Fastenzeit angepasst. Nichtsdestotrotz denk ich mir ab und zu: Jetzt wäre ein Kaffee oder ein Glas Wasser nicht schlecht.
Tips: Gehen Sie während des Fastenmonats arbeiten oder nehmen Sie Urlaub?
Celik: Ich habs Gott sei Dank einfacher als Leute, die körperlich schwere Arbeiten leisten wie zum Beispiel Schichtarbeiter. Ich sitze im klimatisierten Büro, jedoch einen Monat lang ohne Kaffee und Wasser.
Tips:Beeinträchtigt das Fasten Ihre Arbeitsleistung?
Celik: Nein, auf gar keinen Fall. Ich merke sogar, dass ich mich besser auf meine Arbeit konzentrieren kann und ich mit leerem Magen viel fitter bin.
Tips: Wird es seitens Ihres Vereins heuer gemeinsame Aktionen während des Fastenmonats geben?
Celik:Aufgrund der fehlenden Räumlichkeiten wird auch heuer leider kein gemeinsames Fastenbrechen angeboten. Am 21. April ist das Ramadanfest, also der Feiertag nach Ende des Monats Ramadan. Dieses werden wir inschallah (so Gott will) gemeinsam mit unseren Familien, Freunden und Nachbarn groß feiern.