ZELL. Auf dem Spielplan der Pramtaler Sommeroperette steht heuer „Orpheus in der Unterwelt“. Die Premiere sorgte für Begeisterung beim Publikum.

Das Leben in den unbeschwerten und neongrellen 1980er-Jahren könnte so schön sein. Wäre da nicht die werte Gemahlin (aus Sicht von Orpheus: George Kounoupias) beziehungsweise der werte Gemahl (aus Sicht von Eurydike: Beate Korntner), die beziehungsweise den es täglich zu ertragen gilt. Längst hat sich Orpheus der nicht mit ihren Reizen geizenden Lehrerkollegin Aphrodite (Eva Falkner) zugewandt, während Eurydike mit dem Milchmann Aristeus (Clemens Frank) anbandelt. Dieser ist es auch, der seinem Gspusi freimütig anbietet, sich gemeinsam bei einem Joint aller Sorgen zu entledigen, woraufhin bei Eurydike die Grenzen zwischen Realität und Illusion, zwischen Ober- und Unterwelt zu verschwimmen beginnen.
Jetzt wird es turbulent, denn Pluto, der Herr der Unterwelt, beansprucht Eurydike für sich. Unterstützt wird er in diesem Bestreben mehr schlecht von John Styx (Harald Wurmsdobler) und mehr recht vom Italo-Pfiffikus Bacchus (Michael Zallinger). Aber auch Obergott Jupiter (Reinhard Mayr) hat assistiert von seiner Adjutantin Cupido (Johanna Stacher) ein Auge auf die nun heiß umworbene Eurydike geworfen, was wiederum Obergöttin Juno (Rita Lucia Schneider) ein Dorn im Auge ist. Als wäre das alles nicht genug, wird Orpheus von der „Öffentlichen Meinung“ (Christa Ratzenböck) gezwungen, seine eigentlich gar nicht mehr so geliebte Angetraute aus der Unterwelt zurückzuholen. Was würden denn sonst die Leute sagen, ließe er sie dort einfach versauern? All dies gipfelt schließlich zum höchsten Gefallen des Publikums in frivol-sinnlicher Weise im weltberühmten musikalischen Höllenritt namens „Cancan“.
Achterbahnfahrt
Während sich die Handlung unter der bewährt-gekonnten Regie von Manuela Kloibmüller mit scharf gezeichneten Charakterunikaten und viel Humor entfaltet, erlebt das Publikum eine rasante Achterbahnfahrt der vernebelten Sinne. Bis zum versöhnlichen Schlusswort durch Pluto höchstpersönlich, dass das Leben rausch-, nein, sogar traumhaft schön sei, sind so manch unterhaltsame Zwistigkeit und so manch amouröse Spitzfindigkeit zwischen Göttern und Sterblichen zu überwinden. Akustisch abgerundet wird der phantastische Operettenabend von der virtuosen musikalischen Klinge des Salonorchesters sINNfonietta. Dirigent Gerald Karl führt sein Ensemble klar und ausdrucksstark. Sänger und Musiker wiederum danken es ihm mit glänzendem Gesang. Zusätzlich aufgewertet wird die Produktion, wie schon im vergangenen Jahr, durch das Mitwirken der hervorragenden Tänzer der oö. Tanzakademie.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden