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Naturschutzbund Schärding: Lichtsmog stört den Tag-Nacht-Rhythmus von Wildtieren

Elena Auinger, 22.02.2021 15:44

BEZIRK SCHÄRDING. Grelle Dauerbeleuchtung in Städten wie auch in Dörfern kostet den Menschen nicht nur das Erlebnis echter Nächte mit Sternenhimmel, sondern schadet laut dem Naturschutzbund Schärding Tieren sowie Pflanzen und wirkt sich auf die Gesundheit der Menschen negativ aus.

Die Lichtverschmutzung hat Auswirkungen auf Mensch und Tier. (Foto: Heidi Kurz)
Die Lichtverschmutzung hat Auswirkungen auf Mensch und Tier. (Foto: Heidi Kurz)

Die größten Verursacher der Lichtverschmutzung, auch Lichtsmog genannt, sind Großstädte und Industrieanlagen, die die Nacht durch Straßen- und Parkplatzbeleuchtungen, Leuchtreklamen und Flutlichtanlagen erhellen. „Problematisch ist bei dieser Art der Verschmutzung hauptsächlich der große, nach oben abgestrahlte oder reflektierte Anteil des Lichtes“, erklärt die Mitarbeiterin des Naturschutzbundes Oberösterreich Heidi Kurz. Dadurch ergeben sich die bekannten Lichtglocken über den Städten. Verantwortlich für dieses nach oben geleitete Licht sind vor allem fehlkonstruierte Beleuchtungsanlagen, die ihr Licht zu einem Großteil nicht zum Boden hin abgeben.

Auswirkungen

Nicht nur für den Menschen hat die Zerstörung der Nacht vielfältige Folgen wie Schlafstörungen, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Leistungsminderung sowie Energielosigkeit, sondern auch Wildtiere leiden unter dem Verlust der Nacht: Orientierung, Nahrungsbeschaffung, Fortpflanzung und der notwendige Tag-Nacht-Rhythmus werden empfindlich gestört. Viele nachtaktive Insekten werden von Gebäude- und Straßenbeleuchtungen angelockt und fliegen dann bis zu ihrem Erschöpfungstod im Kreis. Vögel singen auch nachts oder kollidieren mit beleuchteten Fassaden. „Zugvogelschwärme landen in Städten, da sie die Orientierung verlieren“, weiß die Biologin vom Naturschutzbund Oberösterreich. Langzeitstudien zeigen auch, dass eine künstlich aufgehellte Umgebung den natürlichen Wachstumszyklus von Pflanzen negativ beeinflusst. Zusätzlich wird oft unnötigerweise viel kostbare Energie verschwendet.

Lösungsvorschläge – Beratung für Gemeinden

Der Naturschutzbund Oberösterreich bietet für Gemeinden Beratungen zur Verringerung der Lichtverschmutzung an, insbesondere was die Straßenbeleuchtung betrifft. Empfohlen wird eine „streulichtarme Beleuchtung“, das heißt ausreichend Licht am richtigen Ort und zur richtigen Zeit. Dazu zählen die Minimierung der Blendung durch Austausch der ungeeigneten Beleuchtungskörper und -anlagen, die Abschaltung jeder zweiten Straßenlaterne sowie sämtlicher Flutlichtanlagen zwischen 24 und 5 Uhr morgens. Energieeffizienter wären Straßenleuchten, die ihr Licht nur nach unten abgeben. Auch Privathaushalte können unnötige Beleuchtung reduzieren, indem beispielsweise Zeitschaltregelungen verwendet oder bewusst nicht benötigte Lichtquellen abgeschaltet beziehungsweise gedimmt werden.

Auswirkungen auf Fledermäuse, Schmetterlinge oder Vögel

Fledermäuse orientieren sich hauptsächlich durch Echoortung. Trotzdem reagieren ihre Augen empfindlich auf Licht. Es konnte festgestellt werden, dass Fledermäuse unter Kunstlichteinfluss beispielsweise ihre Gewohnheiten ändern. Werden beispielsweise die Ausflugsöffnungen ihrer Quartiere bei Dachstühlen von Kirchen oder Burgen beleuchtet, fliegen Fledermäuse erst später am Abend aus. Dadurch versäumen sie laut Naturschutzbund allerdings die Zeit, wenn die meisten Nachtinsekten fliegen und brauchen dadurch mehr Energie für die Nahrungssuche. Einige Fledermausarten haben aber auch gelernt mit dem Kunstlicht zu leben und jagen beispielsweise Insekten im Schein von Straßenlaternen.

Künstliches Licht hat auch Auswirkungen auf Schmetterlinge wie zum Beispiel den nachtaktiven Weinschwärmer, die laut Naturschutzbund extrem empfindlich auf künstliche Lichtquellen reagieren. Sie orientieren sich in der Nacht an natürlichen Lichtpunkten wie Mond und Sternen bei Ausbreitungsflügen: Sie halten dabei einen exat bestimmten Winkel zum Mond oder Stern ein. Orientieren sie sich aber anstelle der Gestirne an künstlichen Lichtpunkten, so resultiert daraus eine spiralförmige, zur nahe gelegenen Lichtquelle führende Flugbahn.

Die zunehmende Lichtverschmutzung wird auch für Zugvögel wie der Dorngrasmücke ein immer größeres Problem. Künstliche Lichtquellen leiten die Zugvögel, die bevorzugt in der Nacht fliegen und sich dabei wie der Weinschwärmer an den Gestirnen orientieren, in die Irre. Folge dessen ändern sie ihr Flugverhalten und verringern die Flughöhe oder Geschwindigkeit. Es kann auch vorkommen, dass sie die Flugrichtung ändern oder sogar die Lichtquelle umkreisen, bis sie nach stundenlangem Irrflug erschöpft am Boden landen. Hier bieten sie laut Naturschutzbund für ihre natürlichen Fressfeinde ein leichtes Opfer oder sterben direkt an Stress oder Erschöpfung.


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