Diskussion um Plumpsklos im Quellgebiet der Schrattenauquelle
SCHARNSTEIN. Die Trübstoffmessung, mit der man die Ursache für die Verkeimung des Schrattenau-Wassers im heurigen Juli besser verstehen will, ist für Johann Leinberger nur „Kosmetik“. Für ihn besteht das Problem in zwei Plumpsklos in Quellnähe. Laut Behörden liegen diese jedoch tiefer als die eigentliche Quelle und haben daher keinen Einfluss.
In den kommenden Tagen wird in der Schrattenauquelle eine Anlage zur Trübstoffmessung installiert. So will man feststellen, ob bei Starkregen eingeschwemmte Trübstoffe die Wirkung der UV-Anlage beeinträchtigen. Dies wird von den Experten als mögliche Ursache für die jüngste Wasserverkeimung gesehen. Die UV-Anlage war 2013 installiert worden, um eine hartnäckige Verkeimung zu beenden.
Johann Leinberger sieht in dieser Messung eine rein „kosmetische“ Maßnahme. Für den St. Konrader sind zwei Plumpsklos in der Nähe des Schrattenau-Quellgebiets die möglichen Verursacher der wiederkehrenden Probleme. Er habe die Anlagen bereits 2013 bei der Landesdirektion Umwelt und Wasserwirtschaft gemeldet. Man habe ihm dort gesagt, dass derartige WCs nicht mehr zulässig seien – geschehen sei jedoch nichts, kritisiert Leinberger. Nach den starken Regenfällen im Juli „war es nicht verwunderlich, dass es wieder zu Vermischungen in den tieferen Schichten kam und das Wasser in nächster Nähe verunreinigt wurde“, ist er überzeugt.
„Alles unterhalb der Quelle“
Bei der Behörde ist ein entsprechender Anruf nicht im Akt vermerkt. Bei einer Schutzgebietsbegehung vor drei Jahren seien aber oberhalb der Quellen keine Plumpsklos gefunden worden. Die von Leinberger angesprochenen Anlagen befinden sich beide unterhalb der Quelle – und sollten sie daher nicht beeinflussen.
Im jüngsten Fall spreche zudem einiges gegen die Plumpsklos als Auslöser, wie der Germar Campidell, Referent des zuständigen Landesrats Elmar Podgorschek, erklärt: Die Schrattenauquelle weise – typisch für Karstquellen – „unmittelbar nach einem stärkeren Regenereignis bakteriologische Verunreinigungen auf, die dann aber sehr rasch wieder abklingen. Verunreinigungen, die von einem Plumpsklo oder einer sonstigen punktuellen Einbringung von menschlichem Abwasser stammen, produzieren gänzlich andere, nämlich andauernde bakteriologische Verunreinigungsmuster“.
Die Toilettenanlagen gehören zu einer Jugendherberge des Stifts Kremsmünster, eine ist noch in Betrieb. Sie wurde – obwohl sie unterhalb der Quelle liegt – nach Auskunft von Forstmeister Pater Gotthard vor 15 Jahren mit einem flüssigkeitsdichten Ring aus Beton versehen, sodass keine Abwässer in das Erdreich eindringen können. „Es hat hier noch nie Probleme mit den entsprechenden Behörden gegeben“, so Pater Gotthard.
Im Zuge der jüngsten Begehungen wurde auch eine dritte WC-Anlage im Quellbereich begutachtet. Sie gehört zu einer Hütte der Jägerschaft und liegt laut Landesbehörde ebenfalls unterhalb der Quelle. Sie ist normalerweise abgesperrt und wird nur sehr selten benutzt. Auch sie soll nun abgedichtet werden. Zudem wird der Bau – nachträglich – einer baubehördlichen Prüfung unterzogen, so die Scharnsteiner Amtsleiterin Ilse Schachinger.
Weitere Gespräche geplant
Die „Wasserproblematik“ selbst steht Anfang September bei einer Besprechung von Experten, Behörden, betroffenen Gemeinde und Stift noch einmal auf dem Programm. Im Gespräch ist auch eine allgemeine Untersuchung von Karstquellen.
Pater Gotthard wirbt derweil für Augenmaß: „An einem heißen Tag gehen hundert Leute aufs Steineck. Da treten sicher viele neben dem Weg einmal aus – und das Gebiet liegt oberhalb der Quelle.“
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