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Schlossherr aus Leidenschaft: "Mein Ziel war es, dem Haus seine Wertigkeit zurückzugeben"

Daniela Toth, 20.04.2019 08:07

SCHARNSTEIN. Wie ist es, ein Schlossherr zu sein? Harald Seyrl hat sich mit ganzem Herzen dem Schloss Scharnstein verschrieben, das er seit über 50 Jahren mit viel Einsatz renoviert – und im Sommer auch bewohnt.

Schlossbesitzer Harald Seyrl (r.) wird seit heuer von seinem künftigen Schwiegersohn, Lukas Engenhart (l.), bei der Geschäftsführung unterstützt. Foto: Tóth

Aus einem zufälligen Gespräch mit dem damaligen Abt des Stiftes Kremsmünster, Albert Bruckmayr, ergab sich für den damals als Denkmalschützer tätigen Harald Seyrl eine Lebensaufgabe: Er entschloss sich, das seit Jahrhunderten in Stiftsbesitz befindliche und weitgehend verfallene Schloss Scharnstein zu kaufen. „Ich war damals mit 24 Jahren voller Idealvorstellungen, sonst könnte man so ein Unternehmen auch gar nicht durchführen“, erinnert sich Harald Seyrl.

Reich bemalte Holzdecke gefunden

Das zwischen 1587 bis 1606 von der Familie Jörger errichtete Gebäude hatte bis 1848 als Sitz von Herrschaft und Landesgericht gedient. Zuletzt lebten dort – in Folge akuter Wohnungsnot – rund 70 Menschen in desolaten Wohnverhältnissen. Seyrl renovierte das Gebäude Schritt für Schritt: Zwischenmauern wurden entfernt, die reich bemalte Holzdecke im „Rittersaal“ freigelegt, die ursprünglichen Fenster samt Fenstergittern originalgetreu nachgefertigt und vieles mehr. Getreu dem Motto „Man kann nur etwas von anderen verlangen, wenn man auch selbst etwas davon versteht“ eignete sich Seyrl dabei auch selbst vielfältiges Handwerks-Wissen an.

Das mittlerweile wieder als Kulturdenkmal wahrgenommene Schloss wurde mit der Landesausstellung zu den Bauernkriegen (1976) und der Errichtung des Kriminalmuseums (1973) auch öffentlich zugänglich. Die Ausstellung und zahlreiche Veranstaltungen wie etwa das Schlosskonzert der Marktmusik locken jährlich viele Gäste in die jahrhundertealten Gemäuer.

Führungen durchs bewohnte Schloss Scharnstein

Für Harald Seyrl ist das Schloss aber nicht nur ein Herzensprojekt – er und seine Familie leben auch hier. „Aber nur im Sommer, man kann die Räume im Winter fast nicht heizen“, erklärt der Schlossherr, der angemeldete Gäste gern auch durch die privaten Räumlichkeiten führt. Für ihn hat das Wohnen im Schloss eine unbezahlbare ideelle Qualität – “auch, wenn es manchmal etwas zugig ist“.

Harald Seyrl, auch als Leiter des Wiener Kriminalmuseums, als Vortragender in der höheren polizeilichen Ausbildung und als Autor tätig, wird im Schloss seit heuer von seinem künftigen Schwiegersohn, Lukas Engenhart, als Geschäftsführer unterstützt. Denn immerhin ist mit einem Zeitgeschichtemuseum gerade ein neues Projekt in Arbeit. Und auch die Renovierung ist noch lange nicht abgeschlossen: „Die Arbeit hört nie auf!“


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