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Wespen - Ein ungeliebtes Insekt im Portrait

Ariane Zeilinger, 18.08.2015 13:59

BEZIRK. Sie schwirren im Freien um Speisen herum und werden von bunt gemusteter Kleidung angelockt. Die Rede ist von Wespen, deren Population in diesem Jahr besonders hoch zu sein scheint.

Die Wespenpopulation scheint heuer besonders hoch zu sein. Foto:Weihbold
Die Wespenpopulation scheint heuer besonders hoch zu sein. Foto:Weihbold

„Wärme und Trockenheit sind ideale Bedingungen für Wespen, um sich zu vermehren. Den Menschen fallen sie erst auf, sobald die Blattläuse – die Wespen zur Ernährung für ihre Brut bauchen – weg sind. Dann schwirren sie zum Frühstückstisch und holen von dort Nahrung für den Nachwuchs, den Wespen – im Gegensatz zu den Bienen – mit tierischem Eiweiß ernähren“, erklärt Alois Esletzbichler, Obmann des Imkervereins Scheibbs. „Die letzten Winter waren mild und das begünstigte natürlich die Vermehrung der Wespen. Im Gegensatz zu heuer war der Mai im Jahr 2014 jedoch verhältnismäßig kalt, was dazu führte, dass viele Wespen verhungerten und ihre Population im Sommer des Vorjahres nicht so groß war wie heuer“, führt Esletzbichler weiter aus. 

Gibt es heuer mehr Wespen?Auf die Frage, ob es heuer tatsächlich mehr Wespen als in den vergangen Jahren gäbe, antwortet Renate Gottwald-Hofer von der Energie- und Umweltberatung Mostviertel wie folgt: „ Ob es so viel mehr Wespen sind, kann ich nicht sagen. Es gibt scheinbar mehr Wespeneinsätze, was ich aus Berichten über deren Entfernung schließe, oder den Menschen fallen sie mehr auf. Was heuer auf jeden Fall gilt, ist, dass sie früher dran sind. Normalerweise fallen uns die Wespen erst ab Mitte August besonders auf. Sie beginnen um diese Zeit für sich selber zucker- und kohlenhydratreiche Nahrung zu suchen. Vorher waren sie eher in den Gärten unterwegs, um Insekten für die Brut zu jagen“, so die Expertin. Von insgesamt elf in Mitteleuropa heimischen Wespenarten fallen momentan die Gemeine und die Deutsche Wespe besonders auf. Diese beiden Gattungen befinden sich derzeit in ihrer Höchstphase und sind aktiv im Nahrungsausflug. Das geschieht im Zick-Zack-Flug. Daher keine Angst – sie suchen und wollen nichts von Menschen. Eine Wespe geht für sich allein auf die Jagd. Wenn sie über den Geruch eine Nahrungsquelle gefunden hat, fliegt sie mit dem Stück zurück ins Nest und verteilt die Nahrung. Fleisch, süße Speisen sowie zuckerhaltige Getränke stehen ganz oben auf ihrem Speiseplan, während Gemüse oder Salat (außer das Dressing wurde mit Zucker zubereitet) für die Wespe uninteressant sind. Trotzdem scannen die Wespen auch diese Lebensmittel, um festzustellen, ob etwas Essbares dabei ist. Wenn eine Nahrungsquelle gefunden wurde, kommt sie immer wieder zurück, um zu fressen. Anders als Bienen holt die Wespe keine Unterstützung, es folgen ihr die anderen Wespen, wenn sie mit Nahrung ins Nest zurückkommt.

Entfernung der WespennesterAn die 40 Einsätze hatte der in Melk ansässige Schädlingsbekämpfer Josef Riegler-Nurscher bereits in dieser Saison im Bezirk Scheibbs entfernt. Da in diesem Gebiet kein Schädlingsbekämpfer arbeitet, übernimmt er auch hier Einsätze. Auch er sieht den letzten, warmen Winter als Grund für die hohe Wespenpopulation im heurigen Jahr. Wespennester werden nur am Abend, in den frühen Morgenstunden oder auch bei Regen mit speziellen Mitteln, und unter Berücksichtigung des Bienenschutzes, vernichtet. Bei Gefahr im Verzug wird zur Vernichtung von Wespennestern auch die Feuerwehr alarmiert. „Es kommen laufend Anfragen zum Entfernen der Kobel, vor allem wenn sich die Nester in der Nähe von Kindern befinden. 90 Prozent der Wespenkobel können wir entfernen. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir wesentlich mehr Einsätze“, erzählt Thomas Reinbacher, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Wieselburg-Stadt und -Land. Und auch die Feuerwehren in den umliegenden Gemeinden haben, laut Reinbacher mehr Wespeneinsätze im Vergleich zum Vorjahr. Soll ein Wespennest entfernt werden, so ist Vorsicht geboten. In einem Kobel können sich bis zu 5000 Wespen befinden.

Richtiges VerhaltenZunächst sollte Ruhe bewahrt und auf keinen Fall hektisch nach der Wespe geschlagen werden. Die Wespe wird immer wieder zurückkommen und dabei zunehmend nervöser werden. Bei Angst sondern sie auch einen „Alarm-Duftstoff“ ab, der andere Wespen wiederum anlockt. Im besten Fall sollte das Tier mit der Hand abgestrichen, aber nicht angeblasen werden. Eine bewährte Methode, um Wespen fernzuhalten, ist die „Ablenkfütterung“, bei welcher sich Wespen an eine Futterstelle gewöhnen sollen. Das Aufhängen künstlicher Nester, die auch selbst aus brauen Papiersackerln gebastelt werden können, funktioniert teilweise. Von Fallen, wie aufgestellte Flaschen, die mit Bier oder Saft gefüllte sind, ist abzuraten, da auch nützliche Insekten damit getötet werden. Am klügsten wäre es, Wespen erst gar nicht anzulocken. Daher sollten Speisen und Getränke im Freien immer abgedeckt sein. Buntgemusterte Kleidung und die Farbe Schwarz ziehen Wespen an – daher sollte auch bei Bekleidung und Tischdecken die Farbe Weiß bevorzugt eingesetzt werden. Den Geruch von Tomatenpflanzen und Basilikum können Wespen nicht ausstehen. Daher ist es sinnvoll diese Pflanzen in der Nähe des Ortes zu ziehen, an dem im Freien gegessen wird. 

Tipps von Doktor Wolfgang Dörfler, Gemeindearzt aus Lunz:Wann werden Wespenstiche wirklich gefährlich?Bei einem Allergiker kann schon ein einziger Stich lebensbedrohlich sein. Bei Nicht-Allergikern wird es gefährlich, wenn der Stich im Mund- oder Rachenraum erfolgt. Es könnten Atemwege durch die Schwellung verlegt werden. Bei Allergikern oder Stich in den Rachen ist immer ein Arzt oder Rettungsdienst zu rufen.

Symptome bei allergischer Reaktion- starke Schwellung an der Einstichstelle und/oder im Gesicht (vor allem Augenlieder) und im Halsbereich- Ausschlag mit Juckreiz- Atemnot, eventuell mit pfeifendem Atemgeräusch- Übelkeit, Erbrechen, Schwindel- Bauchschmerzen, erhöhter Puls- Kaltschweißigkeit- Anaphylaktischer Schock: Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, Kreislaufversagen


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