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"Der Tod lauert am Straßenrand" - wenn ein Miststück zur Lebensgefahr wird

Sabrina Lang, 01.05.2018 15:47

SCHLÜSSLBERG/BEZIRK GRIESKIRCHEN. „Der Tod lauert am Straßenrand“ - was sich höchst theatralisch anhört, wurde für eine Kuh von Landwirt Markus Eder aus Schlüßlberg bittere Realität. Eine achtlos weggeworfene Dose führte dazu, dass eines seiner Tiere starb, nachdem die Dose im Mähwerk zerkleinert und sich den Weg in den Futtertrog des Tieres gebahnt hatte. Der Bezirksabfallverband (BAV) Grieskirchen will mit einer neuen Kampagne Bewusstsein bilden und den „Miststücken“ den Kampf ansagen.

Helga und Markus Eder finden regelmäßig Müll im Futter ihrer Tiere.
  1 / 5   Helga und Markus Eder finden regelmäßig Müll im Futter ihrer Tiere.

Jeder Pfeil ein Miststück - gelbe Pfeile deuten in Straßfeld, Gemeinde Schlüßlberg, auf achtlos weggeworfenen Müll hin und markieren jene Stelle, wo sich Alu-Dosen, Plastik oder sonstiger Unrat befand. Ein Problem, dem der BAV den Kampf ansagen will, mit Bewusstseinsbildung und Forderungen an die Bundesregierung. Bei einem Lokalaugenschein bei Familie Eder, auf deren Feldern die Pfeile angebracht sind, wird das Ausmaß der Müllproblematik deutlich. „Mit der Schneeschmelze kommen jedes Frühjahr die Blüten der Zivilgesellschaft in Form von bunten Dosen zum Vorschein“, bringt es Bezirksbauernkammer-Obmann Martin Dammayr auf den Punkt. Waren es vor zehn Jahren noch Glasflaschen, sind es heute Getränkedosen, die zunehmend zu Problemen führen. „Unsere Forderung geht in Richtung Pfandsystem, weil es kann nicht sein, dass die Gemeinden und die Landwirte dafür büßen müssen“, erklärt BAV-Verbandssekretär Rudolf Pichler. Schlüßlbergs Bürgermeister Klaus Höllerl unterstützt diese Idee: „Es wäre eine Erziehungsmaßnahme“ und Dammayr ergänzt: „Wir stellen fest, dass das Bewusstsein und die Verantwortung für die Umwelt abnimmt“. Für Landwirt Markus Eder wird das Müllchaos in seinen Feldern, aber auch Hundekot zunehmend zum Problem. „Man könnte Tierschutz betreiben, wenn man nichts wegwirft“, so Eder.

Einmal Wien und retour

1000 Säcke Müll und 100 Altreifen – so viel haben die freiwilligen Helfer in 21 Gemeinden des Bezirks Grieskirchen im Rahmen der Flurreinigungsaktion gesammelt. „Und ein paar Wochen später schaut es wieder aus“, zeigt sich Pichler verärgert. Dennoch sei die Flurreinigungsaktion eine gute Maßnahme, um bereits Kinder für das Thema Müllentsorgung zu sensibilisieren. Denn, so Pichler, es werde das Thema Müll immer präsenter. Mittlerweile gäbe es - nicht zuletzt bedingt durch den Online-Handel - weniger Restmüll als Altpapier. Wurden vor 25 Jahre noch 200.000 Gelbe Säcke abgeholt, seien es heute 600.000. Stellt man diese nebeneinander, ergäbe es die Strecke von Grieskirchen nach Wien und retour, erklärt Pichler.

 

Strafe für Müllsünder

Achtloses Wegwerfen von Müll ist kein Kavaliersdelikt. Bis zu ein paar Hundert Euro können sich die Strafen belaufen. „Wir merken, dass in letzter Zeit mehr gestraft wird, da die Zahlungen an den BAV gehen“, erklärt Pichler.

KOMMENTAR

von Sabrina Lang

Ein köstliches Altreifen-Schnitzerl an schmackhaften Petersilien-Alu-Erdäpferl, kredenzt mit einem frühlingshaftem Glasscherbensalat und als Nachspeise vielleicht ein gemischtes Eis mit Plastikhaube – ein Menü „zum Grausen“, das keinem Menschen munden würde. Es sind allerdings die Menschen, die den Tieren in Landwirtschaftlichen Betrieben zumuten, dass Dosenstücke, Glas und Plastik in ihren Futtertrögen landen. Wird dieser Müll verzehrt, sind die Folgen unabbsehbar und können bis zum Tod der Tiere führen. Interessant wäre, welche Gedankengänge jene Müllsünder verfolgen, die nach dem Besuch beim Fast-Food-Restaurant die Verpackungen in weitem Bogen aus dem Auto werfen oder jene, die nach dem Genuss von Gummibärchensaft aus der Dose oder „Coffee to go“ die Felder mit Mistkübeln „verwechseln“. Ist es pure Ignoranz, Respektlosigkeit oder einfach nur Dummheit? In erster Linie ist es gefährlich – für Tiere aber auch für Menschen. Dazu kommt der ästhetische Aspekt, dass Müll nicht als Hingucker auf idyllischen Wanderwegen oder auf Gehwegen fungiert. Höhere Strafen für Müllsünder und die Einführung von Dosenpfand wären zwei Mittel, um wieder mehr Bewusstsein zu schaffen – denn, wenn schon kein Respekt vor der Umwelt, vielleicht ja vor drohender Leere im Geldbörserl der Übeltäter.

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