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Rätselhafte Funde werfen neues Licht auf die Geschichte des Glases

Sebastian Wallner, 04.09.2017 15:27

SCHWARZENBERG. „Endlich“, ruft ein freudestrahlender Herr mit grauem Haar und Brille, „endlich geht es los!“ Auf der taunassen Wiese vor ihm scharen vier Mitarbeiter der Firma Archeonova im Boden. In Schwarzenberg ist man gerade dabei, die Geschichte umzuschreiben.

  1 / 13   Ausgrabungsleiter Wolfgang Klimesch (l.) und Franz Haudum rätseln, was unter der Erde wohl zum Vorschein kommen wird.

Als den „missing link“, die fehlende Verbindung, bezeichnet der Mann das Rätsel rund um die Glasscherbenfunde in der Nähe des Stockinger Hauses in Schwarzenberg 93. Der Herr heißt Franz Haudum, ist gebürtiger Schwarzenberger und beschäftigt sich bereits jahrelang mit der Geschichte des Glases und der Glashütten in der Böhmerwaldregion.

Endlich wird gegraben

Seit der Fertigstellung der Schwarzenberger Häuserchronik steht die Frage im Raum, warum Glasperlen und Hohlglasscherben vor dem Haus der Familie Stockinger in Schwarzenberg gefunden werden, obwohl im Umkreis keine entsprechende Glasmachersiedlung vorhanden war. Nicht, dass es keine Glasmacher gab: Zwischen 1701 und 1714 waren im Ort Sonnenschlag gleich sieben „Bettelmacher“ – also Glasperlenmacher – beschäftigt. Auch am Schwarzenberg stand eine Glashütte. Bisher vermutete man, dass der Folgebau eben dieser Glashütte vor dem Haus der Familie Stockinger gestanden sei. Aufgebracht hatte diese Version der Geschichte 1921 der Schlägler Forstmeister Florian Krinzinger.

Neue Erkenntnisse

Eine Landkarte im Stiftsarchiv Schlägl aus dem Jahre 1728 machte Franz Haudum jedoch stutzig: Der Folgebau der Hütte am Schwarzenberg war hier am Oberlauf des Weißenbaches, im heutigen Ort Oberschwarzenberg eingezeichnet und nicht wie bisher angenommen vor dem Haus der Familie Stockinger. Die Frage die sich für ihn nun stellte war, woher dann die Glasscherben und Glasperlen kommen, die immer noch dort gefunden werden.

Zweifel an der bisherigen Version

Franz Haudum vermutet, dass auch hier ein Ofen gestanden haben muss, der eventuell nur als Filiale einer anderen Hütte betrieben wurde; denn eine Siedlung gibt es in der Nähe nicht. Seit Montag wird nun also gegraben und es wird sich zeigen, ob Haudum recht hat.

Tag der offenen Grabung

Wenn sich sein Verdacht bestätigt, müsste die bisherige Geschichte des Schlägler Forstmeister umgeschrieben werden. Interessierte können sich am Tag der offenen Grabung, der am Freitag, 8. September, von 13 bis 17 Uhr stattfindet, selbst ein Bild machen.


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