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Lorenz Müller: Vom Instrumentenbau zum Flugzeugbau und wieder zurück

Norbert Mottas, 28.08.2017 16:15

SEITENSTETTEN. Lorenz Müller hat soeben seine Meisterprüfung als Instrumentenbauer absolviert und richtet nun in Seitenstetten eine Werkstatt ein, wo er Instrumente baut und repariert

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SEITENSTETTEN. Lorenz Müller ist gelernter Kindergärtner. Seine Leidenschaft Musik – er spielt mehrere Instrumente – brachte auch das Interesse für Instrumentenbau mit sich. Deshalb absolvierte er in den Jahren 2000 bis 2004 in Hallstatt in der Fachschule für Kunsthandwerk eine vierjährige Ausbildung als Instrumentenbauer, die einer Gesellenprüfung entspricht. „Damals hatte ich noch keine Vorbildung und noch nie einen Hobel in der Hand“, erklärt Lorenz. Aber es stellte sich schnell heraus, dass Lorenz Talent für dieses Handwerk hat. Vor allem feines und sauberes Arbeiten war schon damals seine Stärke. Nach der Ausbildung arbeitete Lorenz beim Gitarrenbauer Andreas Neubauer.

Historische Flugzeuge

Sein Hang zum sauberen Arbeiten brachte Lorenz allerdings zu einem ganz anderen Metier: dem Flugzeugbau. Die Firma Craftlab baut flugtaugliche historische Flugzeuge detailgetreu nach. Der Besitzer, Koloman Mayrhofer, hatte Lorenz in Hallstatt kennen gelernt. Lorenz: „Da war es sehr wichtig, exakt zu arbeiten. Denn mit diesen Flugzeugen fliegen Menschen. Da geht es um Menschenleben.“ Eigentlich wollte Lorenz diesen Job nur kurz machen, es wurden dann aber doch zehn Jahre. Lorenz: „Beim Flugzeugbau haben mir meine Fertigkeiten als Instrumentenbauer geholfen und gleichzeitig habe ich vieles gelernt, das ich beim Instrumentenbauen brauchen kann, zum Beispiel das Arbeiten mit Metall.“ Als die Firma Craftlab von Wien nach Wiener Neustadt übersiedelte, war es für Lorenz Zeit, sich wieder dem Instrumentenbau zu widmen.

Ausbildung zum Meister

Er absolvierte in Hallstatt den einjährigen Meisterkurs und darf sich nun Instrumentenbaumeister nennen. Er darf eine Firma gründen und sogar Lehrlinge ausbilden. Als Meisterstück hatte Lorenz eine 13-saitige Kontragitarre nach einem historischen Vorbild gebaut. Viele Feinheiten an dem Instrument lassen erahnen, welchen Aufwand und welche Hingabe es erfordert, so ein Kunststück zu fertigen. Ein Unikat ist auch der Koffer, den Lorenz für seine Kontragitarre gebaut hat. Dieser besteht aus mehreren Lagen Zeitungspapier und steht, was Festigkeit anbelangt, Holzkoffern in nichts nach, sticht aber sofort ins Auge.

Familie

Bei seiner vierjährigen Ausbildung in Hallstatt hatte Lorenz seine Partnerin Karin Kimeswenger kennen gelernt, die ebenfalls die Instrumentenbau-Ausbildung absolviert hat. Die beiden gründeten eine Familie. „Ich bin Karin sehr dankbar, dass sie die Familie und das Haus so gut geschupft hat, während ich in Hallstatt den Meisterkurs besuchte. Da war ich nur an den Wochenenden daheim“, erklärt Lorenz. Die beiden feierten den Abschluss der Meisterprüfung, indem sie in der Werkstatt stundenlang gemeinsam musizierten – Karin an der Geige, Lorenz an der Knöpferlharmonika. Als musikalisches Duo sind Karin und Lorenz als „Balg und Bogen“ aktiv. Sie spielen Volksmusik abseits von geographischen Grenzen. „Das ist das Schöne an unserem Haus: Wir können hier zu jeder Uhrzeit Musik machen. Wenn wir Lust haben, können wir zwei auch in der Früh spielen, ohne jemanden zu stören“, erklären Karin und Lorenz.

Werkstatt

Bis die Werkstatt fix und fertig ist, wird es noch ein bisschen dauern, aber bereits jetzt spürt man die Atmosphäre einer Werkstatt, in der echtes Handwerk seinen Platz hat. Der Raum, in dem die Werkstatt entsteht, beginnt sich schon zu füllen: Klangholz in verschiedenen Größen, angefangene Instrumente, die auf ein Weiterbauen warten und viele Kleinteile von Musikinstrumenten liegen bereits parat. So gibt es etwa schon Elemente, die einmal ein Kontrabass werden sollen. Lorenz: „Den Kontrabass baue ich für mich. Ich habe ganz konkrete Vorstellungen, wie mein Kontrabass aussehen und klingen sollte. Darum baue ich ihn mir selbst.“ Auch ein paar alte, nicht mehr spielbare Geigen hat Lorenz auf Flohmärkten gekauft. Diese werden, wenn es möglich ist, repariert und wenn nicht, dann gibt es immer noch verwertbare Teile, die für andere Instrumente eingesetzt werden können.

Instrumente bauen und reparieren

Lorenz will sich auch nicht festlegen, wie er sein Geschäft aufbauen wird. „Ich werde immer wieder neue Instrumente bauen. Aber ich weiß auch, dass man als Instrumentenbauer vor allem vom Reparieren lebt. Wenn ich eine Zeit lang ausschließlich reparieren sollte, dann macht mir das auch Freude“, erklärt er.

Gerade bei Musikinstrumenten legen viele Besitzer Wert darauf, dass sie von Menschen repariert werden, die ihr Handwerk verstehen und ein Gefühl für die Instrumente haben. Per E-Mail ist Lorenz Müller unter lorenz.mueller@gmx.at erreichbar.


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