ST. GEORGEN/GUSEN. „Die aktuelle politische Situation hat mich veranlasst, mich dieses Stoffes anzunehmen“, sagte Schauspieler Franz Froschauer.
In seiner Rolle als ehemaliger Nazi-Beamter Adolf Eichmann zeigte er in der Inszenierung von Georg Mittendrein, wie und was Eichmann aussagt. Begleitet wurde Froschauer von einem Chor, das Publikum nahm die Position seines Gegenübers, des stillen Verhörers Avner Werner Less ein. Eichmann hat mit Less 275 Stunden gesprochen, es gibt 3564 Seiten Protokoll. Im Theaterstück ist die Zeit mit 80 Minuten begrenzt und präsentiert den ehemaligen SS-Obersturmbannführer als schulisch und beruflich scheiternden Jugendlichen, berichtet von seiner Karriere bei den Nationalsozialisten, seiner Linzer, Wiener, Prager und Berliner Zeit. Präsentiert ihn als einen, der Befehle ohne Selbstreflexion durchführt und der bis zuletzt die Verantwortung bei Befehlsgebern sieht.
Auf Eichmann folgt „Der Fall Johann Gruber“
Nach der Vorstellung im Aktivpark 4222 stand Franz Froschauer für Fragen zur Verfügung und informierte über sein nächstes Projekt. Das von Thomas Baum geschriebene Bühnenstück „Der Fall Johann Gruber“ soll im Herbst 2017 in Linz und St. Georgen präsentiert werden. Der oberösterreichische Priester und Pädagoge Johann Gruber war 1938 in Linz als Leiter der Katholischen Blindenanstalt von der Gestapo verhaftet worden. Wegen politischer sowie angeblicher sittlicher Vergehen wurde er gerichtlich verurteilt und 1944 im Konzentrationslager Gusen zu Tode gefoltert. Mehr als 70 Jahre nach seinem Tod wurde er vollständig rehabilitiert. Mit Urteil vom 7. Jänner 2016 hob das Landesgericht für Strafsachen in Wien das NS-Gerichtsurteil von 1939 auch hinsichtlich eines angeblichen Sittlichkeitsdeliktes auf.
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