Historiker schließen bei Infoabend geheime Konzentrationslager aus
ST. GEORGEN/GUSEN. Für Fragen nach einer vom ZDF ausgestrahlten Dokumentation rund um den KZ-Komplex Gusen und das Stollensystem „Bergkristall“ stand bei einem Informationsabend ein Expertenteam zur Verfügung.
In der Dokumentation wurden Behauptungen über ein unterirdisches Konzentrationslager Gusen aufgestellt. Mit umfassenden Erläuterungen zum aktuellen Wissensstand und wissenschaftlich verbürgten Forschungsergebnissen gingen die Experten auf Fragen aus der verunsicherten Bevölkerung ein. Martin Scheiber, technischer Leiter der Bundes-Immobiliengesellschaft (BIG) zu den Untersuchungsergebnissen der acht Kilometer langen NS-Stollenanlage, auch im Hinblick auf Spekulationen, was die erhöhte Radonstrahlung im Bereich des Stollensystems betrifft: „Unterirdisch kommt es je nach Geologie zu Anreicherungen von CO² oder auch Radon. Im hinteren Bereich nähert man sich dem Granit.“ Hier würde naturgegeben eine höhere Konzentration vorliegen. Im begehbaren Bereich des Stollensystems liege die Radonkonzentration bei rund 40 bis 100 Becquerel pro Kubikmeter – bei einem Grenzwert von 400 Bq/m³. Nach gründlichen Untersuchungen könne er sich nicht vorstellen, dass die Fläche des Systems größer wäre als das bekannte Ausmaß von 45.000 Quadratmeter.
Aufarbeitung und Information
Ein geheimes, unterirdisches Lager südlich des Konzentrationslagers Gusen wäre schon aufgrund des geologischen Untergrundes auszuschließen, sagte Bertram Perz vom Institut für Zeitgeschichte an der Uni Wien. Die von den Filmemachern auf Luftaufnahmen interpretierten Lüftungsschächte könnten nach Meinung von Christian Dürr, Kurator der Gedenkstätte Mauthausen, Unterstände für die Wache gewesen sein. Christoph Freudenthaler, Sprecher der Plattform Johann Gruber, betonte die Dringlichkeit einer gemeinsamen Bewertung neuer Ergebnisse mit dem ZDF-Team. Ihr Anliegen nach einer transparenten Aufarbeitung betonte Barbara Glück, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, und verwies auf einen mittlerweile konstruktiven Dialog mit dem Fernseh-Team. „Wir werden die Bevölkerung natürlich über neue Erkenntnisse informieren.“
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