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Thommy Ten & Amélie van Tass: "Unsere Lieblingstricks sind die, bei denen wir das Publikum miteinbinden"

Thomas Lettner, 16.01.2017 14:30

ST. PÖLTEN. 2016 war für das Magier-Pärchen Thommy Ten und Amélie van Tass an Erfolgen kaum zu überbieten. Nach einer Welttournee durch Asien, Europa, Mexico und Amerika erreichten die beiden Illusionisten den zweiten Platz in der US-amerikanischen Castingshow „America“s Got Talent“ und brachen am Broadway in New York die Umsatzrekorde berühmter Zauberer wie David Copperfield oder Houdini. Im Tips-Interview zeigten sich die beiden gebürtigen St. Pöltner sehr sympathisch und sprachen  über ihre von der NXP Entertainment Group veranstaltete Tour durch Österreich, Deutschland und die Schweiz.

  1 / 4   Thommy und Amélie vor dem VAZ St. Pölten, wo sie am 7. und 26. Februar auftreten. Foto: Thomas Lettner

Tips: So, beginnen wir mit dem Interview. – Stille -

Thommy und Amelie:  - Stille –

Tips: Ich habe geglaubt, ihr wisst e, welche Fragen auf meinem Zettel stehen? Ihr seid doch Hellseher.

Thommy: schmunzelt.

Amelie: Wir sind heute auf Urlaub.

Tips: Ihr habt euch im Oktober 2011 kennengelernt. War das irgendwie schon ein magischer Moment  für euch und habt ihr sofort gewusst, dass ihr gemeinsam eine Show machen werdet?

Thommy: Als wir uns kennengelernt haben, haben wir sofort eine Show gemacht. Das war im Zuge der Großen Chance damals – unser erstes gemeinsames Projekt. Es hat irgendwie von Anfang an gepasst. Wir haben gemerkt, die Chemie stimmt, wir haben Freude an dem, was wir auf der Bühne machen und auch im Privaten. Wir sind auch drauf gekommen, dass wir uns eigentlich schon viel länger kennen und sich unsere Wege immer wieder gekreuzt haben aber wir haben uns nie realisiert. Im Nachhinein haben wir gemerkt, wie oft wir uns begegnet sind.

Tips: Also ihr habt euch schon in der Schulzeit und in der Jugend beim Fortgehen öfters getroffen?

Amelie: Na ja, mich hat die Zauberei auch schon immer etwas begleitet. Ein Freund von mir war Zauberer, und den hat der Thommy auch gekannt. So haben wir uns immer wieder aber nie wirklich kennen gelernt. Später hat man uns erzählt, bei der und der Feier, da wart ihr doch beide.

Thommy: Wir haben auch schon einmal gemeinsam gearbeitet.

Amelie: Genau. Das war damals aber einfach nicht der richtige Zeitpunkt.

Tips: Wie seid ihr überhaupt zur Zauberei gekommen?

Thommy: Mich faszinieren diese Sachen generell schon seit dem Kindesalter. Ich habe mit zehn Jahren einen Zauberkasten bekommen und ein Zauberbuch. Ich war gefesselt davon wie jedes andere Kind, das so etwas bekommt, aber mich hat es nie losgelassen. Später habe ich dann gemerkt, dass nicht nur Zauberei, sondern auch die Verbindung zwischen allen möglichen Menschen wahnsinnig spannend ist und dass man daraus Wunder kreieren kann, die in den Köpfen der Zuschauer passieren. Ich finde das so toll, wenn es bei dir wirklich passiert und du nicht nur etwas betrachtest, sondern ein Teil davon bist. Diese Faszination hat nie aufgehört und ist noch immer jeden Tag da, wenn wir auf der Bühne stehen und wenn wir etwas aufführen.

Tips: Du bist ja schon mit 13 bei der Niederösterreichischen Magiervereinigung aufgenommen worden, obwohl das Mindestalter 16 ist. Wie hast du das gemacht?

Thommy: Es gibt in Niederösterreich die Magische 10, das ist ein Zaubererverein, wo ich damals Mitglied wurde. Es gibt auch den Magischen Zirkel von Deutschland, der ist eigentlich sehr streng. Man darf erst mit 16 Mitglied sein und muss eine Aufnahmeprüfung machen. Sie haben einfach gesehen, ich bin so motiviert, ich probiere selbst Tricks zu erfinden, und dann haben sie gesagt, den wollen wir auf jeden Fall fördern und dabei haben. Dann war das kein Problem mehr. Das Problem war aus dem Weg gezaubert (lacht).

Tips: Und du Amelie, wie bist du zur Zauberei gekommen?

Amelie: Sie hat mich immer schon begleitet. Ich bin von klein auf auf der Bühne gestanden, habe immer getanzt und geschauspielert. Bühnenluft hat mich immer fasziniert und hat mir immer Spaß gemacht. Es war schon immer ein Traum zu performen. Dass es Zauberei wird oder Magie, damit habe ich damals noch nicht gerechnet. Ich bin damals durch einen Freund dazu gekommen und dann so richtig durch den Thommy 2011. Da bin ich dann so richtig eingestiegen.

Tips: Bei „Die große Chance“ 2011 hast du dich doch noch Denise genannt und nicht Amelie, oder?

Amelie: Der Künstlername Amelie van Tass ist erst später entstanden.

Tips: Wie kam es überhaupt zu euren Künstlernamen?

Amelie: Das Amelie kommt unter anderem von „Die fabelhafte Welt der Amelie“. In dem Film geht es darum, dass sie gerne fühlt, zum Beispiel in Säcken voller Korn. In einigen unserer Acts geht es viel um das Fühlen. Ich fühle, was Thommy in seinen Händen hält. Das war irgendwie der Bezug dazu. Das van Tass kommt unter anderem von fantastisch.

Thommy: The Clairvoyants ist unser Showname. Ganz genau übersetzt heißt er die Hellseher, aber er bezeichnet auch Leute, die etwas anders sehen, aus einer anderen Perspektive und einem anderen Blickwinkel. Das versuchen wir in unserer Show zu vermitteln, dem Publikum etwas anders zu zeigen, als es es gewohnt ist, um aus dem Alltag herauszukommen.

Amelie: Genau. Wir sagen selber nicht von uns, dass wir hellseherische Fähigkeiten haben. Das ist wie ein Bandname eigentlich.

Tips: Also ihr macht keinen Hehl daraus, dass es sich nur um Illusionen handelt und dass ihr nicht wirklich hellseherische oder telepathische Fähigkeiten habt?

Amelie: Das würde ich nie sagen. Ich meine, natürlich gehört Menschenkenntnis dazu und Intuition und Bauchgefühl und Feingefühl. Das ist natürlich auch sehr wichtig in diesem Job. Aber natürlich ist das Showelement auch da. Es wäre falsch zu sagen, wir könnten in die Zukunft sehen oder mit Toten kommunizieren.

Tips: Angenommen, ihr hättet euch nie kennengelernt: Hättest du Amelie vielleicht eine Solo-Karriere gestartet als Tänzerin oder Sängerin und du Thommy eine Solo-Karriere als Zauberer?

Thommy: Gut dass wir uns kennengelernt haben, sonst würden wir uns die Frage gar nicht stellen. Ich bin eher einer, der lieber in die Zukunft schaut als zurück und sich überlegt, was wäre wenn, sondern einfach machen, einfach probieren und froh damit sein, wenn man zufrieden damit ist.

Amelie: Der Plan ist aufgegangen bis jetzt (lacht).

Tips: Ihr seid ja ein Pärchen. Gibt es schon Kinderwünsche und wäre das ein Grund, das ihr die Karriere etwas beiseiteschiebt?

Thommy: Wir haben einige Kollegen, die Kinder haben. Das klappt auch und wir werden sehen was kommt…

Tips: Welche Fähigkeiten muss ein Mentalmagier haben? Was ist der Unterschied zu anderen Magiern oder Illusionisten?

Thommy: Wenn du einen Zauberer oder Illusionisten siehst, da sieht man ziemlich schnell etwas, da erscheint oder verschwindet etwas oder es schwebt etwas. Das Spannende in der Mentalmagie ist, dass alles in den Köpfen und in den Händen der Zuschauer stattfindet. Das macht es so interessant. Es ist jeder Abend anders, es wiederholt sich nicht, es sind immer andere Leute, andere Gegenstände. Wir versuchen daraus, jeden Abend das Bestmögliche herauszuholen und die bestmögliche Show zu machen. Somit wird es für uns nie langweilig, weil es immer ein bisschen anders ist. Für die Zuschauer auch, weil die jeden Abend ein ganz spezielles Erlebnis bekommen, was für sie einmalig ist. Für uns ist natürlich die Herausforderung, genau das – es ist jeder Abend anders, wie schafft man es trotzdem, jeden Abend fantastisch zu gestalten. Das Wichtigste ist eben auftreten, auftreten, auftreten, Leute kennen zu lernen, sich einlassen, offen zu sein.

Amelie: Man muss sich auf die Menschen einlassen. Wenn ich einfach stur auf die Bühne gehe und mein Programm abspule, denkt sich das Publikum, wo die Interaktion bleibt. Man muss persönlich am Publikum sein und ein Gefühl für sie haben. Wenn jemand mit verschränkten Armen im Publikum sitzt und auf die Seite blickt, werde ich ihn mir nicht auf die Bühne holen, weil der sich dann wahrscheinlich nicht wohl fühlt. Aber wenn mir jemand positiv entgegenschaut, dann nehme ich wahrscheinlich eher den. Das sind Entscheidungen, die man in der Sekunde trifft.

Tips: Habt ihr euch eure Illusionen selbst ausgedacht?

Thommy: Wir versuchen immer, Acts oder Illusionen zu finden, die für uns zwei passen und mit uns beiden zu tun haben und die für uns auch einmalig sind. Die ganzen Acts, die wir kreieren, passen für uns zwei, somit sind die schon einmal einmalig, weil…

Amelie: … sie auf uns zugeschneidert sind, weil es um unsere Connection geht, die wir verwenden, wenn wir mit unserem Publikum arbeiten. Wenn man sich alte Zauberbücher durchschaut – das heißt nicht, dass man danach arbeitet – aber man kann sich ein klitzekleines Ding herauspicken und aus dem wieder etwas Neues gestalten und das finde ich an der Zauberkunst toll, dass die Tradition weiterlebt und dass es wirklich eine sehr alte Kunst ist. Also es geht geschichtlich wirklich weit zurück.

Tips: Ihr recherchiert also wirklich in alten Büchern?

Amelie: Es ist durch die Shows, bei denen wir mitgemacht haben wir „The Illusionists 1903“, wo es um Zauberei in der Jahrhundertwende geht, das goldene Zeitalter der Zauberkunst, und da beschäftigt sich man automatisch damit. Damals gab es übrigens sehr viele weibliche „Rockstars“ in der Zaubererszene (lacht).

Thommy: Das gibt es heute nicht mehr. Amelie ist da sozusagen ein Vorreiter. Wir waren jetzt am Broadway in New York und sie war der erste weibliche Headliner dort seit sehr sehr langer Zeit. Deswegen finden die Menschen in Amerika und auch hier das so interessant, weil es einfach kaum Frauen gibt, die in dieser Branche arbeitet. Noch jeder gibt es ein Paar, das gemeinsam arbeitet und gemeinsam gleichwertig auf der Bühne steht und das macht es auch wieder einmalig und anders und auch spannend. Nichts ist Spannender für all uns Menschen als der Mensch selbst und zu was wir Menschen alles fähig sind.

Tips: Aber Amelie kommt doch eher als Assistentin rüber.

Thommy: Überhaupt nicht.

Tips: Habt ihr vor, dass du (Amelie) einmal die Rolle vorne einnimmst und Thommy assistiert?

Thommy: Das macht sie ja.

Amelie: Das ist Ansichtssache. Ich fühle mich eigentlich total gleichberechtigt, wir machen auch alles miteinander. Ich habe auch Acts, die ich alleine mache.

Tips: Habt ihr auch einen Lieblingstrick?

Thommy: Von meiner Seite sind die Lieblingstricks die, wo wir das Publikum miteinbinden. Wo die ein Teil werden…

Amelie: Was fast immer der Fall ist.

Thommy: Ja. Wo sozusagen wirklich spontan entsteht, was rauskommt. Das sind die Sachen, bei denen am wenigsten damit rechnen kann, was passiert, und die dann meistens am lustigsten und spannendsten sind oder für die Zuschauer selbst am interessantesten sind, wenn man es sozusagen an der Hand erlebt, als es nur anzuschauen.

Amelie: Alles was wir machen, machen wir gern, sonst würden wir es nicht machen. Man kann es oft nicht vorhersehen, wie es gerade gesagt habe vorher, du machst einen Act und auf einmal hast du jemanden auf der Bühne und das ist auf einmal ein extrem lustiger Moment, weil er etwas Lustiges sagt oder weil es irgendeine lustige Situation gibt. Das kann in unseren Acts passieren, wenn es passiert, ist es natürlich gut.

Tips: Sind auch schon unvorhergesehen Dinge passiert, wodurch dann Fehler passieren?

Thommy: Es passieren immer wieder lustige Momente. Wir spielen um die 400 Shows im Jahr. Das heißt, da ist viel Potential da. Wir hatten einmal einen Herren, der so lustig drauf war, dass er einen Handstand auf der Bühne gemacht hat. Im Endeffekt ist das ganze Publikum gestanden und hat ihm Standing Ovations gegeben. Dann hatten wir einmal zwei Leute auf der Bühne, die sich nach dem Act einen Heiratsantrag gemacht haben, was wir vorher nicht gewusst haben. Solche Momente zu haben ist ein Wahnsinn, die werden wir ein Leben lang im Kopf haben. Es ist schön, wenn Leute so positiv sind, dass so etwas passiert. Einmalig für die und einmalig für uns.

Tips: Habt ihr bei der Show im VAZ neue Illusionen, die ihr bisher noch nicht gezeigt habt, geplant?

Thommy: Klar, wir sind ja jetzt zum dritten Mal hier innerhalb von eineinhalb Jahren. Wir freuen uns sehr, dass das Publikum das so annimmt, dass so viele aus St. Pölten und drum herum hier her kommen. Wir versuchen immer, etwas anderes zu machen. Die Show wird immer größer mit der Bühnenshow dazu.

Amelie: Wir erweitern ständig. Wir nennen das Programm immer gleich, aber es erweitert und verändert sich ständig. Ich glaube, dass Wichtige ist, dass man nicht stehen und bleibt und egal, wie lange man Acts gespielt hat, dass man immer weiter arbeitet. Die Leute fragen uns manchmal, wann ein Act fertig ist. Das ist er nie, weil man mit dem Publikum arbeiten, und da werden sich immer Situationen ergeben, die man noch nie vorher gehabt hat. Deswegen kann man das nie so sagen. Wir haben auch dieses Mal Sachen von „America“s Got Talent“ mitgebracht, die wir teilweise schon vorher gemacht haben, aber es kommen neue Sachen hinzu.

Tips: Hat es schon einmal einen Act gegeben, der – entschuldigt den Ausdruck – verkackt war?

Thommy: Nein.

Amelie: Man muss dann irgendwie spontan reagieren und einen anderen Weg einschlagen. Aber das Publikum weiß ja nicht, was der nächste Schritt ist im Normalfall. Dass es anders gelaufen ist als geplant, das ist schon passiert, aber nicht so, dass man sagt, das war jetzt überhaupt nichts. Dadurch, dass wir so viel auftreten, haben wir viel Erfahrung sammeln können und deswegen können wir in gewissen Situationen schon spontan reagieren zum Glück und einen anderen Weg einschlagen. Manchmal denkt man sich dann, das war doch eigentlich voll cool, vielleicht sollten wir das das nächste Mal wieder so machen.

Thommy: So entstehen dann auch immer wieder neue Gags, weil, wenn man spontan gefordert wird, kommt man auf was Neues. Spontan steht man vor zweitausend Leuten und muss etwas leisten, da ist der Mensch in der Lage, anders zu reagieren, und man bekommt spontan auf Sachen, wo man jahrelang nachdenkt und keine Lösung findet, und vielleicht übernimmt man das dann auch oder nicht. Vielleicht findet man einen Weg, der sogar der bessere ist.

Tips: Die Interaktion mit dem Publikum ist also sowieso ein fixer Bestandteil, weil die Show sonst nur halb so lustig ist?

Thommy: Genau.

Amelie: Wir wollen keine Show, wo man nur drinsitzt und wenn sie aus ist, aufsteht und geht. Die Leute sind „part of it“. Thommy und ich sind beide im Publikum. Wir machen gleich zu Beginn der Show mit dem ganzen Publikum was, das mitmachen und gleich in seinem Kopf die Magie erleben kann. Das ist für uns total wichtig, weil wenn ich in eine Zaubershow gehe, darf man nie die Naivität verlieren oder die Sichtweise, wie das Publikum es sieht. Beim Thommy ist das schwierig, weil er das schon so lange macht, ich hab diese Sichtweise bis Anfang 20 gehabt. Ich wollte nie wissen, wie die Sachen funktionieren, weil ich mich extrem leicht begeistern lasse. Ich sitze im Publikum und denke mir, „das hat jetzt urcool ausgeschaut“. Wie es funktioniert, ist es egal, und das wollen wir unserem Publikum eben bieten. Dass muss man sich immer in Erinnerung rufen, wie es das Publikum sieht, weil es alles zum ersten Mal sieht, aber ich spiele es zum zehntausendsten Mal. So kann man die Magie auf der Bühne aufrecht erhalten.

Thommy: Das Publikum sitzt nicht da, als ob es fernsehen würde und sich denkt, da ist alles getrickst oder da sind alle eingeweiht oder was auch immer, sondern die Magie passiert dann wirklich in den Köpfen der Zuschauer. Dann ist man als Zuschauer so geflasht, dass es viel stärker ist, wenn ich es selber erlebe, als ob ich passiv zuschaue. Jedem ist es natürlich überlassen, ob er mitmachen will oder nicht. Am Anfang merkt man, dass die Leute noch skeptisch sind, aber am Ende will jeder dabei sind und sie wollen gar nicht, dass wir aufhören. Das Publikum kommt ja drauf, dass wir nichts Schlimmes mit ihm anstellen.

Tips: Ihr seid ja mit anderen weltberühmten Magiern wie David Copperfield oder Siegfried und Roy vernetzt. Schaut ihr euch manchmal von ihnen Illusionen ab oder tauscht ihr euch untereinander aus?

Amelie: Es respektiert und akzeptiert jeder die Kunst des anderen. Wenn man Erfolg haben will, muss man auch individuell sein und man muss sich von anderen abheben. Es gibt Leute, die anderen nachrennen, weil sie sich denken, „oh, die Illusion kommt bei dem gut an, dann mach ich die auch“. Das funktioniert so nicht. Du musst immer deinen eigenen Charakter reinlegen und deine persönliche Note hinterlassen. Das kann man aber nicht, wenn man sich von jemand anderen etwas abschaut. Außerdem ist es uninteressant. Das ist so eine persönliche Geschichte. Wie kann ich von einem anderen etwas nehmen, der vielleicht fünf Jahre daran gearbeitet hat? So etwas macht man einfach nicht. Deswegen redet man, wenn man sich trifft, generell über die Show oder was geplant ist oder was auch immer.

Tips: Gibt es bei Magiern auch Patente auf die Illusionen?

Thommy: Das Schöne ist, alles, was wir zwei machen, hat auch mit uns beiden zu tun. Es geht nicht um den Trick, es geht um uns als Charaktere. Somit kann das auch kein anderer machen. Viele wissen auch gar nicht, wie wir etwas machen, vielleicht interessiert es sie auch gar nicht. Aber das beste Patent sind eigentlich wir selber.

Amelie: Sollte es passieren, dass jemand versucht, etwas von uns nachzumachen, dann soll die Person das machen. Das bestärkt uns wieder darin, dass es ihm gefällt, was wir machen, und besser zu werden. Das ist ein fortwährender Prozess. Aber es ist so noch nie wirklich passiert. Zum Glück respektieren die meisten Zauberer die Kunst des anderen. Man will ja selber auch respektiert werden. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz, genauso wie das Gesetz, man verrät nichts.

Tips: Ja leider, das würde mich eigentlich schon interessieren.

Amelie: (lacht)

Tips: Ihr seid ja schon in einigen Castingshows aufgetreten. In Österreich bei der „Großen Chance“, in Deutschland bei „Das Supertalent“ und vergangenes Jahr in den USA bei „America“s Got Talent“. Habt ihr auch vor, euch im asiatischen Raum oder in Australien bei einer Castingshow zu bewerben?

Thommy: In Australien waren wir letztes Jahr auf Tournee durch das ganze Land. Abgeschlossen haben wir sie im Opera House in Sydney. Wir haben dort ein paar Wochen gespielt. Es war wunderbar. Australien ist ein super Publikum. Wir werden dort wieder eine große Tour starten. Eine Asientour haben wir auch letztes Jahr gemacht. Die war auch super.

Amelie: Für uns hatte „America“s Got Talent“ nicht den Hintergedanken, dass es eine Castingshow ist, bei der wir teilnehmen und schauen, wie weit wir kommen. Wir wollten einfach Fuß fassen in Amerika – oder wir haben schon Fuß gefasst in Amerika, aber wir wollten dort die breite Masse erreichen. Der Plan ist aufgegangen, bis jetzt zumindest. Ich glaube nicht, dass wir uns wieder einem Castingsystem noch einmal unterziehen. Wir haben es nie als Konkurrenz oder als Wettkampf gesehen. Wir wollten einfach so oft als möglich performen. Wir haben nie geglaubt, dass wir so weit kommen. Das war für uns eine Riesenehre und eine coole Zeit. Jetzt gehen wir weiter, wo wir sind.

Tips: Gibt es Unterschiede beim Publikum bezüglich der Acts, dass zum Beispiel ein Amerikaner auf etwas mehr abfährt als ein Asiate?

Amelie: Es ist ein großer Unterschied. Man kann nicht sagen, die fahren auf das ab und die auf das, sondern der Unterschied liegt darin, wie sie es zeigen, wenn ihnen etwas gefällt. Amerikaner zum Beispiel zeigen sofort auf und wollen ein Teil der Show sein, wenn man jemanden auf die Bühne bittet. Europäer und Australier sind…

Thommy: …anfangs…

Amelie: …anfangs eher schüchtern und es wird dann erst. Man muss die Vertrauensbasis erst aufbauen. Obwohl es ihnen auch von Anfang an gefällt, aber sie zeigen es einfach anders.

Thommy: Bei unserer Asientour, die ja die erste war, haben wir uns gedacht, dass wir noch viel Visuelles machen müssen, wir haben aber unsere Mentalacts, wo es nur um das Köpfchen geht, auch gemacht. Im Endeffekt war das für die wahnsinnig interessant und wahnsinnig faszinierend, weil die das überhaupt nicht kennen. Weil jeder dort auf visuelle Show macht, und auf einmal erleben die etwas, was sie vorher noch nie erlebt haben. Das ist in Amerika auch so, deswegen hatten wir vergangenes Jahr so einen Riesenerfolg. America“s Got Talent ging über ein halbes Jahr jede Woche. Die kannten so etwas nicht wirklich. Es hat sie fasziniert und ihnen Spaß gemacht, und jetzt will es jeder sehen.

Amelie: Simon Cowell von der Jury hat die ganze Produktion…

Thommy: Der ist der Erfinder der Show.

Amelie: Der Erfinder von Britain“s Got Talent. Wie viele Shows muss der schon gesehen haben? Heidi Klum und andere aus der Jury werden dauernd zu solchen Shows eingeladen. Die sind dann zum Schluss zu uns hergekommen und haben gesagt „Danke, danke, danke, dass ihr da wart, weil so etwas wie euch haben wir noch nie gesehen und es war komplett einzigartig“. Howie Mandel hat gesagt – ich glaube, er ist schon seit sieben Jahren bei America“s Got Talent – es war das Beste, was er je gesehen hat. Das ist natürlich ein schönes Kompliment und man weiß, man ist am richtigen Weg.

Tips: Was habt ihr euch im Finale ausgerechnet? Ihr seid ja von der 12-jährigen Sängerin Grace Vanderwaal geschlagen worden?

Amelie: Erstens haben wir nie geglaubt, dass wir so weit kommen. Als wir unter den letzten zehn waren, haben wir gesagt „Wow, cool“. Dann ist es immer weiter rauf gegangen. Dann sind nur mehr wir zwei dagestanden. Man hat schon so ein Bauchgefühl. Für uns war sowieso schon alles übertroffen.

Thommy: Das war noch eine Zugabe sozusagen.

Amelie: Genau. Wir sind total happy für die Grace. Sie hat uns jetzt am Broadway besucht mit ihrer Family. Das sind total nette Leute. Für uns hat es im Endeffekt total gepasst, weil die Leute uns kennen und wir einen Haufen Fans haben. Es geht immer bergauf. Wir sagen jetzt nicht, wir sind geschlagen worden oder wir haben verloren, überhaupt nicht. Ich bin auch nie mit dem Gedanken reingegangen „Ich muss das jetzt gewinnen“.

Thommy: Am Anfang waren es 50.000, wir waren die letzten zwei, also das ist schon ganz gut.

Amelie: Genau.

Tips: Habt ihr euch eigentlich mit jemandem von der Jury angefreundet?

Thommy: Ja, wir haben oft mit ihnen gesprochen. Mit Mel B. sind wir im E-Mail-Kontakt. Wir haben Broadway-Auftritte gehabt und sie auch.

Amelie: Das ist sich dann leider nicht ausgegangen, weil wir beide Shows gehabt haben.

Thommy: Simon Cowell ist interessiert. Wir hatten schon einige Gespräche in London. Die Leute sind fasziniert, ihm taugt“s. Wir sind alle Menschen und arbeiten alle in der Showbranche und versuchen, einfach andere Leute zu unterhalten. Ja.

Tips: Hast du noch ein Buch geplant? Du hast ja schon 2014 eines herausgebracht (Zauberkunst lernen mit Thommy Ten Anm. d. Red.)?

Thommy: Ja, das Buch ist mittlerweile schon in der vierten Auflage. Eventuell haben wir zwei vor, gemeinsam ein Buch zu machen. Die Gedanken sind schon im Hinterkopf, aber jetzt konzentrieren wir uns auf die Auftritte und aufs Touren und arbeiten parallel noch an ein paar anderen kleinen Projekten wie dem Buch, ja.


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