Manuel Horeth: "Man kann nicht nicht manipulieren"
ST. PÖLTEN. Manuel Horeth, besser bekannt als „The Mentalist“, betreut seit Jahren Spitzensportler und Trainer und verblüfft bei seinen Mentalshows die Gäste mit faszinierenden Gedankenexperimenten. Am Samstag, 13. Januar, 20 Uhr, kommt der Manipulationsexperte mit seiner Show „Mythos“ in die Cityhotel Stadtsäle.
Tips: Was können Sie, was ein Durchschnittsmensch nicht kann?
Horeth: Ich kann nichts, was ein Durchschnittsmensch nicht auch könnte. Allerdings habe ich manche Dinge etwas mehr trainiert. Das ist wie bei einem Musiker oder einem Fußballspieler. Ich habe früher ein Sportgymnasium besucht, wo es viel um mentales Training gegangen ist. Da lernt man, dass bei einem Marathon bei 35 Kilometer die Körperfunktionen nachlassen und dann der Kopf den Körper steuern muss und nicht umgekehrt. So begann ich mich für das mentale Thema zu faszinieren. In Salzburg habe ich sehr viel dazu gemacht und ein Institut gegründet, in dem Spitzensportler betreut werden. Mentaltraining ist aber nicht als esoterischer Hokuspokus zu sehen, sondern fußt auf sehr wissenschaftlicher Basis mit den Trainer und dem Team. Ich betreue langfristig die Schiweltmeisterin Nici Schmidhofer. Es geht darum, wie sie vor dem Wettkampf runterkommen kann, wie sie nach dem Wettbewerb regenerieren kann oder wie sie mutiger wird, wenn sie Angst vor Sprüngen hat. Der Spitzensport ist ein Teil meiner Arbeit. In England habe ich vor zwanzig Jahren einen Mentalisten gesehen. Der hat Menschen begeistert, weil er sie zu Entscheidungen gebracht hat, wo diese gar nicht gewusst haben, warum sie jetzt so entscheiden. Der hat geschaut, wie er die Menschen als Showeffekt manipulieren kann. Das hat mir gefallen und ich habe mir gedacht, dass ich auch gerne in diese Richtung gehen will. Ich habe mich mein Leben lang schon für Dinge interessiert, die unerklärlich sind. So hat es sich entwickelt, dass ich aus den Mentaltrainings, die eher der Alltag sind, Shows gemacht habe. Zauberei hat mich auch immer interessiert, aber nicht so der Seil- oder Kartentrick, sondern eher die Gedankenmanipulation. Telepathische Fähigkeiten hat aber keiner, ich bin ein totaler Realist. Zumindest gibt es sie bei mir nicht.
Was unterscheidet Ihre Fähigkeiten von denen eines Zauberers?
Bei der Zauberei weiß jeder, dass es sich um Tricks handelt. Bei mir sind es auch Tricks oder besser gesagt Techniken. Der Unterschied ist, wenn das Seil zerschnitten und dann wieder ganz ist, hat es eben nur so ausgesehen, als wäre es zerschnitten. Es handelt sich also um eine Illusion. Wenn ich hundert Fotos auf der Bühne habe und jemanden frage, sich eines auszusuchen, sage aber dem Publikum schon vorher, was derjenige sich aussuchen wird, dann ist das kein Zaubertrick, sondern ich habe ihn dazu gebracht, das Foto zu nehmen.
Wie machen Sie das?
Es geht genau um diese Reaktion, dass Sie sich fragen „Wie macht der das?“ Das ist für mich eine viel stärkere Reaktion als zu sagen „Na, das ist halt irgendein Trick“. Das Ziel der Show ist es, den Menschen zu zeigen, wie manipulierbar wir sind. Wir werden tagtäglich manipuliert. Es gibt den schönen Ausspruch „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Genauso gibt es den Ausspruch „Man kann nicht nicht manipulieren“. Das heißt, alles was wir reden und wie wir handeln beeinflusst andere und bewirkt eine Reaktion. Es geht also darum, jemanden dazu zu bringen, ein Foto zu nehmen und dass derjenige dann auch noch sagt „Das habe ich mir selbst ausgesucht“, obwohl jeder im Publikum weiß, dass er es sich nicht selbst ausgesucht hat.
Wie funktioniert die Beeinflussung?
Beeinflussung basiert auf fünf Kanälen. Man muss wissen, in welcher Wahrnehmung jemand am meisten zu beeinflussen ist, mit dem was er sieht, was er hört oder was er angreift. Wenn jemand zehn Fotos angreift, ist es etwas anderes, als wenn er sie nur ansieht. Vielleicht hat das Foto, von dem ich möchte, dass er es angreift, eine etwas andere Struktur.
Sie helfen also schon etwas nach im Vorhinein?
Ich muss nachhelfen, ja klar. Ich muss ihn ja dazu bringen, dass er sich wie von mir gewünscht entscheidet. Er weiß aber nicht warum er sich so entscheidet. Das ist wie wenn man im Fernsehen eine Werbung sieht und dann am nächsten Tag das Produkt im Geschäft kauft und eigentlich gar nicht weiß, warum man es kauft. Ich würde es also mit Werbung vergleichen.
Ist dann aber nicht die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ein Experiment misslingt?
Korrekt, das kann passieren. Man braucht dann Auswege, um reagieren zu können. Ich teste den Zuseher schon im Vorhinein ab und schaue, auf was er reagiert, ohne dass er merkt, dass er abgetestet wird. Man schaut, ob er auf Sprache oder beispielsweise auf Haptik reagiert. Die Show ist so konzipiert wie eine große Spielwiese. Ich schaue zuerst, wie ich den Zuseher bekomme und führe ihn dann dorthin, wo ich ihn gerne haben will. Es handelt sich also um eine Mentaltrainingsshow, aufgepimpt mit Showeffekten und Entertainment, um den „Wow-Effekt“ zu erzielen.
Können Sie Menschen auch privat zu Ihren Gunsten beeinflussen?
Meine Frau hat gesagt, als ich sie geheiratet habe, habe ich sie sehr stark beeinflusst (lacht). Am Anfang übt man ständig. Das kann man aber nicht auf der Bühne, sondern muss es im Alltag machen. Ich bin aber drauf gekommen, dass Menschen im Alltag völlig anders reagieren, weil sie sich in ihrer Komfortzone befinden. In der Komfortzone ist man nicht so stark beeinflussbar beziehungsweise wenn man etwas macht, ist es extrem auffällig. Holt man jemanden auf die Bühne, holt man ihn gleichzeitig aus seiner Komfortzone. Er kommt in einen Stressfaktor, und es ist ihm alles fremd. Die Vergleichselemente – was ist normal, was nicht – fallen weg. Deswegen habe ich ein großes Trainingsproblem, wenn ich neue Dinge ausprobieren will. Die muss man dann einfach auf der Bühne ausprobieren, weil es dort viel viel besser funktioniert. Es gibt Personen, die aus dem NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren)-Training kommen und ständig versuchen, andere Menschen zu beeinflussen. Ich finde das total krank, weil man total unnatürlich ist und man nicht mehr man selber ist. Ich mache das zwar auch, aber nur wenn jemand im Stress oder nervös ist, nicht aber im Sinne der Manipulation. Privat mache ich es eher beratend, in der Show manipulativ.
Also jemandem im Negativen zu beeinflussen ist nicht in Ihrem Sinne?
Nein, ich habe noch keine Bank ausgeraubt (lacht). Ich bin ein sehr positiv denkender Mensch, und es ist nichts Außergewöhnliches, was ich da mache. Es sind Techniken, die aber sehr gefinkelt eingesetzt werden.
Ist der SKN St. Pölten schon einmal auf Sie zugekommen?
Ich habe mit Gerald Baumgartner sehr viel gearbeitet, als er als Trainer in St. Pölten war. Die jetzigen Spieler bräuchten es vielleicht auch, ich habe gehört, dass es nicht so gut läuft. Den Adi Hütter (jetzt Trainer bei BSC Young Boys Bern) betreuen wir auch schon sehr lange.
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