Gotteslästerung: Was unsere Oberhirten darüber denken
Blasphemie und Hohn gehen gar nicht, sagen die einen. Man kann auch drüber stehen sagen die anderen. Ein spannendes Thema in schwierigen Zeiten.
ST. PÖLTEN. Bei einer Weintaufe im Stift Herzogenburg äußerte St. Pöltens römisch-katholischer Oberhirte Klaus Küng Verständnis für den Zorn religiös Bewegter, egal welcher Konfession, dass Glaubensinhalte oder Glaubensmotive verspottet würden. Natürlich könne damit „natürlich nicht Terror verharmlost oder gerechtfertigt werden“. Jedoch gebe es „Unterschiede zwischen künstlerischer, überspitzter Satire, die zum Nachdenken anregt und der Verhöhnung und Verspottung von Gott“, so der Bischof gegenüber Tips St. Pölten. Der in Österreich geltende „Blasphemie-Artikel“ (§ 188 Strafgesetzbuch) biete dieser „Mächtigkeit im Hohn und Spott“ Einhalt. Allerdings sei dieser Artikel bisher als zu weitmaschig interpretiert und „oft als Freibrief für noch krassere Darstellungen gesehen worden“. Freie Meinungsäußerung und auch die Kunst hätten „dort ihre Grenzen, wo andere in ihrem guten Ruf geschädigt oder in ihrem Denken und Fühlen willentlich und beabsichtigt verletzt werden“. Superintentend Weiland: „Würde anzeigen“ In eine ähnliche Kerbe schlägt Küngs evangelisches Pendant, Superintendent Paul Weiland. Natürlich habe auch er „absolut kein Verständnis dafür, dass Verärgerung durch Gewalt ausgedrückt wird, sondern man sich im Rahmen der Demokratie wehrt“. Daher sei er auch für die Beibehaltung der in Österreich geltenden gesetzlichen Bestimmung zum Schutz von Religionen. Und ja, er würde bei vorsätzlich herabwürdigendem Verhalten in einer Kirche Anzeige erstatten und auch einschreiten. Zumindest aber nicht wegschauen. Stift-Dechant Mauritius: „Gelassen sein“ Doch um einiges anders drückt es Dechant Lenz Mauritius vom Stift Herzogenburg aus. In Vertretung des auf Kur weilenden Stiftsabts meint er im Gespräch mit Tips St. Pölten: „Jede Religion muss es sich gefallen lassen, sich kritisieren zu lassen.“ Natürlich gebe es aber Grenzen des guten Geschmacks. Aber: „Es ist nicht unsere Aufgabe Gott zu verteidigen. Gott hat das nicht notwendig. Er ist viel größer als wir denken können.“ Für Aggressivität gebe es keine Berechtigung. Und dann rät er, was sich mancher Eiferer, hie wie da, zu Herzen nehmen sollte: „Es ist einfach hilfreich, gelassener zu sein.“ Man müsse als Christ „viel eher danach trachten, dass wir Gott nicht in Unehre bringen durch ein falsches Lebenszeugnis durch uns“. Pfarrer Obex: „Über Spott stehen“ In eine ähnliche Richtung argumentiert auch Pfarrer Leonhard Obex, der im Pielachtal drei Pfarren betreut, darunter jene von Hofstetten-Grünau: „Aufgeklärte Menschen stehen über Spott, daher sollte eine Karikatur nicht verletzen.“ Von Muslimen würde er sich wünschen, „dass sie Christus respektieren, wenn sie das gleiche für ihren Propheten erwarten“. Was hier in Paris geschehen ist, „sei für unsere aufgeklärte Welt nicht angemessen.“ Den Blasphemie-Artikel findet er okay, jedoch „es kommt immer wieder darauf an, was die Leute damit machen“. Karikaturen „nicht richtig“ Pfarrer Sabinus Iweadighi, der die Pfarre Pottenbrunn betreut, erachtet Karikaturen zur Darstellung von Religionsinhalten oder gar die Verspottung des muslimischen Propheten nicht richtig“. Das sei der falsche Umgang mit dem Thema. Sein Landsmann Emeka Emeakaroha, Pfarrer von Ober-Grafendorf, will dazu gleich „lieber nichts sagen“. Erzdechant Schuh: „Toleranz“ Erzdechant Wilhelm Schuh aus den Wienerwaldgemeinden Maria Anzbach und Eichgraben wiederum erwarte sich „von beiden Seiten Toleranz“. Er ergänzt: „Solange von einfachen Imamen verbreitet wird, dass Christen ungläubig ist, und es kein Unrecht sei, diese abzuschlachten, sind Karikaturen dagegen viel harmloser und weniger anstößig“. Im Grunde sei die christliche Religion ja offen und tolerant. „Aber auch der Islam spricht davon, tolerant zu sein“. Glaube sollte stärker sein als Spott und sich nicht von diesem beeinflussen lassen. Trotzdem sei Verhöhnung natürlich abzulehnen. „Dass es einen Schutz für religiöse Werte geben soll, denke ich schon“. Daher fände er den Blasphemieartikel ganz gut. Mehr: www.tips.at/st-poelten. Sagen Sie uns Ihre Meinung hier oder schicken Sie uns ein Mail auf w.pelz@tips.at. Weitere Artikel: St. Pölten St. Pölten Land ----------------------------------------------------------------------------------- Kontakt: REDAKTION TIPS ST. PÖLTEN Werner Pelz (Postfach 39, 3101 St. Pölten) Mobil: 0676/700 11 75 Mail: w.pelz@tips.at (oder alternativ we_pe@gmx.at)
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