Auf dem Motorrad von Wien-Meidling quer durch Asien bis nach Malaysia
ST. PÖLTEN. Im Freiraum fand vor kurzem die erste Reiseveranstaltung dieses Jahres statt. Der Wahl-Wiener Martin Grubinger berichtete in einer Foto- und Videopräsentation über seine Motorradreise von Meidling bis nach Malaysia.
Viele Jahre lang hatte Martin Grubinger von der Reise geträumt, bis er sie schließlich – teilweise begleitet von seiner Freundin Elisabeth Schneider – Ende Juli 2015 in die Tat umsetzte. Die Tour auf seiner „Zwetschke“ (ein Motorrad des Typs „Honda Transalp“) führte ihn über Südost-Europa, die Türkei, entlang des Schwarzen Meeres bis in den Iran. Von dort aus ging es weiter entlang des Kaspischen Meeres bis nach Pakistan, Indien, Nepal, Myanmar, Thailand bis nach Malaysia.
Zwei Wochen in Albanien
Die Reise ging zu Beginn flott voran, und Grubinger und Schneider bereisten pro Tag jeweils ein Land. Über Bosnien, Montenegro erreichte das Paar Albanien. Nach zwei Wochen in Albanien, wo die beiden Großteils auf Schotterstraßen unterwegs waren, viele nette Leute kennenlernten und auch die Hauptstadt Tirana besuchten, erreichten sie Griechenland. Den ersten Halt legten sie in Meteora in Thessalien mit seinen skurrilen Felsformationen ein, dessen Klöster zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.
Abschied von Freundin Elisabeth
Nach dem aufgrund der Flüchtlingsbewegungen und dem aufflammenden Konflikt mit den Kurden schwierigen Grenzübergang in die Türkei ging es nach Kappadokien, eine Landschaft in Zentralanatolien. Dort besuchten sie die Ruinen tausende Jahre alter Untergrundstädte und wanderten durch die von Wind und Wetter aus dem Tuffstein geschliffenen Schluchten. Vorbei an einem Salzsee erreichten sie die Hauptstadt Ankara, wo sich Elisabeth Schneider von ihrem Freund verabschiedete und zurück nach Wien flog. Von da an setzte Grubinger die Reise alleine fort.
Vorbei an Karawansereien
Weiter ging es über die Berge entlang des Schwarzen Meeres bis in den Iran. Vor der Grenze campte Grubinger am Murat Camping-Platz am Mount Arafat. Viele Militärcheckpoints mussten an der iranischen Grenze passiert werden, von der es dann Richtung Kaspisches Meer ging. Die Einheimischen zeigten sich auch hier sehr gastfreundlich und luden Grubinger oft zum Essen ein oder hießen ihn in ihrem Land willkommen. Vorbei an Karawansereien ging die Route über Tabriz, Isfahan, Schiraz, Yadz und dann durch die Wüste nach Bam. Am Weg besuchte er die Ruinenstadt Persepolis, ebenfalls ein UNESCO-Weltkulturerbe.
Ständig von bewaffneten Sicherheitsleuten bewacht
Während der Iran noch einigermaßen als westlich bezeichnet werden konnte, tat sich für Grubinger in Pakistan eine andere Welt auf. Als Begleiter hatte er zu diesem Zeitpunkt Peter van der Graaf aus Holland gefunden, der ebenfalls mit dem Motorrad unterwegs war. In der pakistanischen Provinz Balutschistan, die von rivalisierenden Stämmen kontrolliert wird und in dem der Einfluss der Taliban allgegenwärtig ist, wurden die beiden ständig von bewaffneten pakistanischen Sicherheitseinheiten patrouilliert und begleitet. Einmal wurden die beiden sogar in einem Gefängnis einquartiert, weil kein Camp zur Verfügung stand. In der Millionenstadt Faisalabad wurden die Medien auf die beiden Reisenden aufmerksam und berichteten unter anderem im nationalen Fernsehen über die „Australians“. Die ständige Militärbegleitung und damit verbundenen wenigen Pausen, die Hitze sowie die Andersartigkeit des Landes machten den beiden schwer zu schaffen.
Kein Benzin in Nepal
Nach einer Pause in Islamabad und einem Abstecher entlang des legendären Karakorum Highways im Norden Pakistans ging es über die Grenze nach Indien, wo – selbst im Vergleich zu Pakistan – das Chaos auf den Straßen unvorstellbare Ausmaße annahm. Auf mehr oder weniger direktem Wege fuhr Grubinger weiter nach Nepal, wo die nächste Hürde wartete: die Treibstoffversorgung war im ganzen Land zum Erliegen gekommen. Aufgrund von Streiks gegen die neue Verfassung des ehemaligen Königreichs wurden alle wichtigen Grenzen blockiert, seit Wochen schon gab es weder Benzin oder Diesel noch Gas zum Kochen. Am Schwarzmarkt wurden teils horrende Preise für ein bisschen Benzin verlangt, aber mit Hilfe von Einheimischen schaffte es Grubinger trotzdem, durch das Land zu kommen. In der Hauptstadt Kathmandu legte er aber eine zweiwöchige Pause ein, um auf Ersatzteile für sein Motorrad zu warten und nutzte die Gelegenheit, das Land besser kennenzulernen. Vor allem die majestätischen Berge des Himalaya, aber auch die wilden Tiere in den grünen Nationalparks sowie die freundlichen Nepalesen beeindruckten Grubinger sehr.
Wunderschönes Myanmar
Mit den letzten Tropfen Benzin im Tank schaffte Grubinger es über die Grenze zurück nach Indien, wo er – wieder gemeinsam mit dem Holländer van der Graaf – in vier Tagen eine Strecke von über 1000 Kilometer auf teils kaum als Straßen zu bezeichnenden Wegen zurücklegen musste. An der Grenze zu Myanmar (ehemals Burma/Birma) wartete bereits der Rest der Reisegruppe, der sich Grubinger und van der Graaf anschlossen. Myanmar, das gerade den Wandel von einer Militärdiktatur zu einer Demokratie erlebte, durfte mit dem eigenen Kraftfahrzeug nur in einer Reisegruppe mitsamt Reiseführer und staatlichem Aufpasser bereist werden. Als Teil einer Gruppe aus 12 Reisenden aus aller Welt (neun Motorräder und ein Bus) erkundete Grubinger nun ein Land, das sich als sehr arm aber landschaftlich und kulturell als außergewöhnlich schön erwies. Die Gruppe besuchte eine Vielzahl von buddhistischen Tempel wie etwa die tausenden Pagoden, die in der Ebene von Bagan verstreut liegen.
Den großen Traum erfüllt
Thailand, das nächste Land auf der Route, sollte eigentlich das letzte Land dieser Reise sein. Da sich aber der Rücktransport des Motorrads nach Europa aus Thailand als schwierig erwies, entschied sich Grubinger, einfach noch ein Land dranzuhängen. Davor aber erkundete er aber – gemeinsam mit seiner Freundin, die aus Wien zu Besuch kam – den Norden und Osten Thailands. Im Vergleich zu den vorherigen Ländern erwies sich das Land als relativ einfach zu bereisen. Vor allem aufgrund des ausgezeichneten thailändischen Essens und der vielseitigen Landschaft und Kultur genossen die beiden die Zeit in Thailand sehr. Von Bangkok flog Elisabeth Schneider zurück und Martin Grubinger reiste weiter in den muslimisch geprägten Süden des Landes. Am Weg nach Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias und gleichzeitig Endstation dieser Reise, verbrachte Grubinger noch viel Zeit in der Natur wie etwa in den Teehügeln der Cameron Highlands. In Kuala Lumpur angekommen überwogen trotz leichter Melancholie aufgrund des Endes der Reise die Glücksgefühle. Nach vielen Jahren des Träumens, des Geldsparens und des Planens war er an seinem Ziel angekommen: einmal mit dem Motorrad quer durch Asien zu reisen.
Zu Martin Grubingers Blog geht es hier.
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