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Zuckerkrankheit mit neuem Programm in den Griff bekommen

Leserartikel Werner Pelz, 06.11.2015 08:48

ST. PÖLTEN/NÖ. Die Betreuung von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 – in der Umgangssprache auch „Zuckerkrankheit“ genannt, soll in Niederösterreich auf neue Beine gestellt werden. Darauf verständigten sich NÖ Gebietskrankenkasse und Ärztekammer. Das Gesundheitsprogramm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ spielt dabei eine wesentliche Rolle. Kostspielige Doppeluntersuchungen sollen dabei vermieden werden.

  1 / 5   Nach der Presseinformation: Dr. Dietmar Baumgartner (ÄKNÖ), Dr. Martina Amler (NÖGKK), Dr. Martina Hasenhündl (ÄKNÖ), Gerhard Hutter (NÖGKK). Foto: Privat/ÄKNÖ

Niedergelassene Ärzte sollen dafür sorgen, dass neben regelmäßigen Augenkontrollen, Fußuntersuchungen und Bestimmungen des Blutzuckerlangzeitwerts „HbA1c“ auch ein jährliches ausführliches individuelles Gespräch mit dem betroffenen Patienten geführt wird. Durch ein strukturelles Programm werden dabei die bereits erwähnten und bisher immer wieder auftretenden Doppeluntersuchungen vermieden werden. Gleichzeitig erhalten die zuckerkranken Menschen eine detaillierte Diabetesschulung sowie umfangreiches Info-Material, ein Handbuch und eine DVD. Der nun eingeschlagene Weg wurde im Vorfeld bereits durch eine Studie getestet und als erfolgreich evaluiert.

Sterberate gesenkt 

 “Die Medizinische Universität Graz fand dabei heraus, dass im Programm betreute Diabetikerinnen und Diabetiker durchschnittlich 2,3 Tage weniger im Spital verbringen als Zuckerkranke, die nicht an „Therapie Aktiv“ teilnehmen. Nach vier Jahren Programmteilnahme sei auch ein Unterschied der Todesrate festzustellen gewesen: „Während in der Gruppe der „Therapie Aktiv“-Patienten 3,2 Prozent der Patienten verstarben, waren es in der Kontrollgruppe, die nicht am Programm teilnahm, 4,9 Prozent“, erklärt NÖGKK-Direktorstellvertreterin Martina Amler.

Mehr Lebensqualität durch Wissen 

Die strukturelle Betreuung und das gesteigerte Wissen der kranken Menschen, wie sie mit den Folgen ihrer Diabeteserkrankung umgehen müssen, habe viele positive Auswirkungen, was zu mehr Lebensqualität führe, ergänzt NÖGKK-Obmann Hutter. Bisher wurde das Diabetes-Programm „Therapie Aktiv“ nur von einem Teil der NÖ-Ärzte angeboten, nun soll flächendeckend nach den strengen Programm-Kriterien betreut und behandelt werdne.

Mehr Zeit für die ärztliche  Betreuung 

„Beim Programm „Therapie Aktiv“ wird der Patient sehr stark in die Therapie einbezogen. Es ist eines jener Programme, bei dem der Faktor Zeit einen ganz besonderen Stellenwert hat – und auch von der Gebietskrankenkasse honoriert wird“, berichtete Kurienobmann-Stellvertreterin Martina Hasenhündl.

Verpflichtende Bewegung ein Teil der Therapie

Neu an der künftigen Diabetestherapie sei auch, dass gezielte Bewegung ab sofort Teil der Therapie sein werde. Unter dem Titel „DiSko“ werden die Patienten mit Typ 2 Diabetes motiviert, regelmäßige Bewegungseinheiten durchzuführen. Damit werde ein Impuls gesetzt und an den beiden Auslösern für Übergewicht angesetzt: der Fehlernährung und der fehlenden Bewegung. Außerdem erfolge zumindest einmal jährlich bei der Diabetesschulung NEU ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient, das auch bestimmte Parameter erhebt aber individuell auf die Bedürfnisse des Erkrankten eingehe.

Sexualität wird bei Bedarf angesprochen

Auch Sexualität, die bei zuckerkranken Patienten aufgrund der Erkrankung unter möglichen Einschränkungen leide, aber oft aus Schamgefühl nicht angesprochen werde, soll bei Bedarf vom Arzt erörtert und bei Bedarf behandelt werden.

Für die Ärzte gibt es verpflichtende Schulungen – etwa auch in Form von E-Learning-Kursen, deren Kosten teilweise von der NÖGKK getragen werden. Die intensivere zeitliche Betreuung der Patienten werde durch die Krankenkasse honoriert.

Teilnahmebedingungen

Für die Teilnahme am Programm müsste bei Patienten die Erkrankung von Diabetes mellitus Typ 2 eindeutig diagnostiziert sein und die Bereitschaft aktiv seine Erkrankung positiv zu beeinflussen vorhanden sein. Dafür müsste eine eigene Teilnahme- und Einwilligungserklärung ist beim DMP-Arzt oder der DMP-Ärztin unterschrieben werden.

Zur Sache: Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2

Typ 2 - Diabetes beginnt langsam und beruht auf einer zunehmenden Unempfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin. Eine solche Insulinresistenz kann die Folge einer übermäßigen Nahrungszufuhr über einen längeren Zeitraum sein. Die Folge ist ein zu häufiger erhöhter Blutzuckerspiegel. Die Bauchspeicheldrüse muss also permanent auf Hochtouren arbeiten, um genügend Insulin zu produzieren. Irgendwann reicht die Menge aber nicht mehr aus beziehungsweise die Produktion lässt nach und der Blutzuckerspiegel kann nicht mehr ausreichend gesenkt werden.. Durch extrem hohen oder extrem niedrigen Blutzuckerspiegel kann es zu lebensbedrohlichen Situationen mit Bewusstlosigkeit kommen. „Der Typ 2-Diabetes entwickelt sich unbemerkt oft schon in jüngerem Alter, kann für den Patienten lange Zeit symptomlos bleiben und erst durch Spätschäden auf sich aufmerksam machen. Genau deshalb ist ein frühes Erkennen be-sonders wichtig. Selbst als Kinderarzt sehe ich immer wieder übergewichtige Kinder und Jugend-liche, die auf direktem Weg auf die Krankheit zusteuern“, erklärt Arzt und Ärztekammer-Vizepräsident Dietmar Baumgartner. Können mit einer Umstellung des Lebensstils in punkto Bewegung und Ernährung sowie einer Reduktion von Übergewicht keine Erfolge mehr erzielt werden, ist die Einnahme von Medikamenten zur Blutzuckerregulierung und schließlich auch eine Insulintherapie erforderlich.

Der optimale Blutzuckerspiegel liegt nüchtern bei 80 – 110mg/dl, nach dem Essen steigt er auf maximal 140mg/dl an. Ab einem Nüchternblutzuckerwert von über 120mg/dl beziehungsweise nach dem Essen von über 180mg/dl deutet dies auf eine Diabeteserkrankung hin.

Weiterführende Info: www.therapie-aktiv.at

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Kontakt Redaktion Tips St. Pölten: Werner Pelz, Mobil: 0676 700 11 75 // Mail: w.pelz@tips.at oder we_pe@gmx.at // Post: W. Pelz, Postfach 39, 3101 St. Pölten


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