Donnerstag 28. März 2024
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SANKT PÖLTEN. Blütenduft und Weihrauch, Fahnen und Festornate, Blasmusik und Glockengeläut, ein tragbarer Himmel, gemeinsame Gebete und Rundgang zu Altären: Fronleichnam spricht alle Sinne an und galt früher bei Katholiken als „größtes Fest des Kirchenjahres“.

Foto: Heinrich Ecker
photo_library Foto: Heinrich Ecker

Das im Jahr 1264 von Papst Urban IV. offiziell eingeführte „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ hat als öffentliches Glaubenszeugnis angesichts von über einer Millionen Teilnehmern alleine in Österreich nichts an Aktualität verloren: „Es scheint eine neue Lust an Ritualen und Gemeinschaftserlebnissen zu geben, wie auch weltliche Paraden zeigen“, so die Ethnologin Helga Maria Wolf.

Ungewöhnlicher Ursprung

Der Ursprung des Festes datiert jedoch noch weiter zurück und ist auch aufgrund der großen Frömmigkeit und der Hartnäckigkeit der damals Beteiligten kirchengeschichtlich eher ungewöhnlich. Die Einführung des Festes durch den Papst war der letzte Schritt in einer längeren Verkettung von Ereignissen, ausgehend von einer Ordensfrau namens Juliana von Lüttich. Die etwa 1193 Geborene und 1258 Verstorbene war schon mit fünf Jahren als Vollwaise in die Obhut einer Ordensfrau des Wirtschaftshofes auf dem Mont Cornillon gekommen. Sie fiel dort ihren Biografen zufolge bereits früh durch ihren Wissensdrang und die Anziehung, die der Tabernakel mit der Gegenwart Jesu Christi auf sie ausübte, auf.

Vision

Zum zentralen Ereignis von Julianas Lebens wurde eine Vision im Jahr 1209, die sich in der Folgezeit mehrfach wiederholte. Ins Gebet versunken, sah die damals ungefähr 16-Jährige eine glänzende Mondscheibe mit einer dunklen Stelle. Nach langem Rätseln und Gesprächen mit Theologen deutete die heute Heilige Juliana von Lüttich die Erscheinung schließlich als eine Weisung Christi: Der Mond stehe für das Kirchenjahr, der Fleck für das Fehlen eines besonderen Festes zur Verehrung von Jesus Christus in der Eucharistie.

Erstes Fest per Papstdekret

Dieser Gedanke entsprach durchaus dem Zeitgeist des Mittelalters, legt die Ethnologin Helga Maria Wolf dar, diskutierten die damaligen Theologen doch heftig über die Wesenswandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi bei der Konsekration im Hochgebet, die sogenannte „Transsubstantiation“. Die Gläubigen gingen in dieser Epoche nur selten zur Kommunion, Schaufrömmigkeit war umso wichtiger – „wie etwa bei der Heiligen Messe, wo der Priester bei der Wandlung die Hostie emporhebt“, so die Forscherin. Mit ihrer Vision, die Juliana von Lüttich Jahrzehnte für sich behielt und erst nach 1230 - mittlerweile bereits Oberin ihres Klosters - anderen mitteilte, handelte sich die Ordensfrau viel Spott und Widerspruch ein. Aus ihrem Konvent vertrieben, begann sie mit einigen Getreuen ein Wanderleben zwischen mehreren Klöstern und lebte ab 1248 als Reklusin (Einsiedlerin) in Fosses, wo sie zehn Jahre später verstarb. Noch zu ihren Lebzeiten im Jahr 1246 führte Bischof Robert von Lüttich das Fronleichnamsfest in seiner Diözese ein.

Seit 1264 allgemeines Kirchenfest

Im Jahr 1264, sechs Jahre nach Julianas Tod, erhob Papst Urban IV. - bis 1251 Erzdiakon in Lüttich, Beichtvater und einer der wenigen Vertrauten Julianas - Fronleichnam zum allgemeinen Kirchenfest. „Damit ist Fronleichnam das erste von einem Papst allgemein dekretierte Fest“, unterstreicht Helga Maria Wolf. Umgesetzt wurde die Anweisung allerdings zunächst nur in wenigen Diözesen und Orden, weil Papst Urban IV. bereits zwei Monate später verstarb. Erst das Konzil zu Vienne (Frankreich) 1311/12 sowie die neuerliche Publikation unter Papst Johannes XXII. im Jahr 1317 gaben der Verbreitung des Fronleichnamsfestes neuen Antrieb.

Christus in die Welt tragen

Die bis heute prägenden Prozessionen kamen erst im Lauf der Zeit dazu, denn sie waren laut Helga Maria Wolf vor allem für die Zünfte ein „wichtiger Termin der Darstellung nach außen“. Trotz des Wandels seither haben sich viele Traditionen erhalten, wie etwa die Teilnahme vieler Gruppen und Vereine zeigt. „Trachtengruppen, Musikvereine, Feuerwehr, Kameradschaftsbund sind beim Fronleichnamsumgang vielerorts nicht wegzudenken, ebenso Schützen, die dem Allerheiligsten in der Monstranz mit Salutschüssen die Ehre erweisen, oder die blumenstreuenden, in Weiß gekleideten Mädchen“, schildert die Ethnologin. Jesus Christus möchte mit jedem Menschen gehen, er möchte uns verändern und verwandeln. Als Christen sind wir deshalb aufgerufen, hinauszugehen und anwesend zu sein: Dort wo wir leben, in Kirche, Gesellschaft und Politik. Fronleichnam ist daher eine Einladung und ein Auftrag an uns, Jesus Christus als lebendigem Erlöser zu begegnen und mit ihm in die Welt und durch das Leben zu gehen.


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