NÖFV-Geschäftsführer Zechmeister: „Legionäre nehmen österreichischen Spielern nicht den Platz weg“
ST. PÖLTEN. Seit vergangenem Wochenende rollt wieder der Ball in den heimischen Amateur-Ligen. Dass viele Vereine eher auf ausländische Legionäre als auf Eigenbauspieler setzen, kommt nicht bei allen gut an.
Um den heimischen Nachwuchs nachhaltig zu stärken, forderte FPÖ-Klubobmann Martin Huber kürzlich eine intensivere Förderung von Fußballvereinen in den niederösterreichischen Amateurligen, die verstärkt auf Eigenbauspieler und Nachwuchstalente anstatt auf ausländische Legionäre setzen. Die ausländischen Legionäre, so Huber, würden vielen Nachwuchskickern den Sprung in die Kampfmannschaft verbauen. „Durch die bestehenden Förderungen im Bereich des Kinder- und Jugendsports sowie die Förderung des Nachwuchsleistungssport ist bereits eine nachhaltige Entwicklungsstruktur im Nachwuchsbereich sichergestellt“, heißt es auf Anfrage im Büro von Sportlandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP). Gemäß EU-Dienstleistungsrichtlinie sei eine Ausländerbeschränkung der Verbände seit 2013 nicht mehr zulässig. Mit der niederösterreichischen Sportstrategie 2020 werde der Schwerpunkt Nachwuchsleistungssport noch stärker forciert.
Jugendliche haben oft andere Interessen
„Ausländische Legionäre nehmen österreichischen Spielern nicht den Platz weg“, ist Helmut Zechmeister, der Geschäftsführer des Niederösterreichischen Fußballverbands (NÖFV), überzeugt. Besonders in abgelegenen Regionen wie dem nördlichen Waldviertel seien manche Vereine sogar dazu gezwungen, ausländische Spieler zu verpflichten, da sie sonst aufgrund zu weniger Nachwuchsspieler keine Reserve-Mannschaften stellen könnten. Den Mangel an Nachwuchsspielern sieht Zechmeister darin begründet, dass viele Jugendliche mit 14 oder 15 Jahren lieber anderen Interessen nachgehen würden, als sich dem Fußballsport zu widmen.
Geltende Beschränkungen
Da die angrenzenden Nachbarländer Ungarn, die Slowakei und Tschechien ein niedrigeres Lohnniveau als Österreich haben, gibt es in Niederösterreich mehr ausländische Legionäre als beispielsweise in Tirol oder Vorarlberg. Beschränkungen bei Spielerwechseln gibt es aber vonseiten des NÖFV sehr wohl. In den 90er-Jahren war es erlaubt, zwei Ausländer einzusetzen. Mit dem EU-Beitritt wurde die zwei Ausländer-Beschränkung aufgehoben, weshalb der NÖFV die Eigenbau- und Verbandsspielerregelung eingeführt hat. Bis zur 1. Landesliga dürfen die Vereine höchstens zwei Nichteigenbau- oder Nichtverbandsspieler pro Spiel einsetzen. Wenn ein Ausländer (egal ob EU-Ausländer oder nicht) zwei Jahre bei einem Verein ist, gilt er als Eigenbauspieler. Dieselbe Regelung gilt auch für Österreicher. Eine Veränderung dieser Regelung wünscht der Großteil der niederösterreichischen Vereine nicht. Bei einer Umfrage des NÖFV, bei der 408 von 508 Vereinen teilgenommen haben, sprachen sich 285 Vereine für eine Beibehaltung der derzeitigen Eigenbauspieler-Regelung aus (123 stimmten dagegen). Verbandsspieler wird man, wenn man fünf Jahre durchgehend bei einem Verein gemeldet ist.
Schwund bei Funktionären
Gegen ausländische Legionäre gibt es landläufig auch noch andere Argumente. Vereine würden sich verschulden und Anrainer nicht mehr auf Fußballplätze gehen, da sie lieber Spieler aus dem eigenen Ort sehen wollen. Für Zechmeister liegt es aber allein in der Selbstverantwortung der Vereine, wie viel ein Verein für seinen Kader ausgeben will. Ausländer seien immer noch weit billiger als österreichische Spieler. Dass es zu einem Besucherschwund kommt, hält Zechmeister zwar für möglich, dasselbe könne aber auch beim Einsatz von Österreichern aus anderen Ortschaften passieren. Ein weitaus größeres Problem als ausländische Legionäre stellt für ihn der Schwund bei den Funktionären dar. „Die Politik sollte schauen, dass man mehr Funktionäre für den Sport gewinnt. Es herrscht viel zu viel Bürokratie. Ein Funktionär muss schon mehr wissen als ein Steuerberater“, meint Zechmeister. Mehr Unterstützung seitens der Politik wünschen sich übrigens auch 366 niederösterreichische Vereine, die bei der NÖFV-Umfrage teilnahmen.
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