Ausgedämpft - warum es bei diesen Wirten "net stinkt"
ST. THOMAS/HARTKIRCHEN/EFERDING/HAIBACH. Ein Glimmstängel spaltet den Stammtisch - während viele die Aufhebung des absoluten Rauchverbots freut, ist es für andere nur lästig stinkender Qualm. Tips hat mit Wirten gesprochen, die sich an der Raucherdiskussion nicht beteiligen, denn in ihrem Lokal wurden die Zigaretten schon lange ausgedämpft - und die Gäste kommen trotzdem.
Die Diskussionen wo, wann und ob überhaupt Raucher ihrem Laster frönen dürfen, reißen nicht ab. Ärztekammer und Krebshilfe starteten ein Volksbegehren für das Rauchverbot und wollen ab 15. Februar Unterstützungserklärungen gegen das Vorhaben von ÖVP und FPÖ, das absolute Rauchverbots wieder aufzuheben, sammeln. In einer Online-Petition der Österreichischen Krebshilfe haben sich im Vorfeld mehr als 466.000 Menschen für das Rauchverbot ausgesprochen. Viele Wirtsleute wehren sich dennoch vehement gegen ein Rauchverbot, ein Ausbleiben der Gäste wird befürchtet. Jedoch gibt es auch Gastronomen, die ihr Lokal bewusst und zu 100 Prozent rauchfrei halten. Einige von ihnen werden seit kurzem auf der Internetseite „da.stinkts.net“ gelistet. Sie klinken sich damit bewusst aus den Raucherdiskussionen aus und können die meist offenstehende Alibi-Tür zwischen Raucher- und Nichtraucherbereich getrost weglassen.
Wenn nur die Töpfe rauchen
Ganz nach dem Motto „Bei uns rauchen nur die Töpfe“ wurden die Zigaretten in der Hoftaverne Hartkirchen schon lange ausgedämpft. „Wir haben gedacht, dass unsere Gäste lieber in ein Nichtraucher-Lokal gehen als umgekehrt. Wir glauben, dass wir mehr Gäste bekommen“, meint Monika Tossmann. Gemeinsam mit ihrem Mann Toni sieht sie in einem Nichtraucherlokal nur Vorteile, für die Gäste und auch für das Personal: „Unsere Gäste sind uns treu erhalten geblieben, sie gehen jetzt nach draußen rauchen und freuen sich, dass sie dadurch nicht mehr so viel rauchen und die Kleidung sowie Haare nicht mehr stinken“, meint Tossman und ergänzt: „Wir sehen nur Vorteile, für unseren 15-jährigen Lehrling, der nicht mehr in den Raucherbereich gehen muss und auch für mich, die jetzt fast 30 Jahre passiv geraucht hat“. Ein Vorteil sei auch, dass nun die Aschenbecher nicht mehr ausgeputzt werden müssen, wo wieder Aschenstaub eingeatmet wurde.
Gesundheit vor Umsatz
Für Karin und Hubert Sallaberger vom s“Wirtshaus in St. Thomas fiel die Entscheidung, ihren Betrieb rauchfrei zu halten, in erster Linie aus gesundheitlichen Gründen: „Es war für uns oft unerträglich, in der massiv verrauchten Gaststube zu arbeiten. Auch hat uns das relativ kleine Platzangebot im s´Wirtshaus an den Wochenenden öfters vor Probleme gestellt, weil viele Gäste in rauchfreier Umgebung essen möchten. Wir haben extra einen Rauchertisch angeschafft zum Rauchen im Freien, es gibt auch Zigaretten im Wirtshaus, wir sind ja nicht gegen die Raucher. Uns störte nur der Rauch“, so Hubert Sallaberger. Für die Wirtsleute ist ganz klar: „Gesundheit geht vor Umsatz“. Mit der Deklarierung als Nichtraucher-Wirtshaus hätte sich beim Gastpublikum kaum etwas verändert, meint Sallaberger. „Wir haben einige rauchende Gäste verloren. Dafür haben wir aber neue Gäste bekommen, die das rauchfreie Wirtshaus begrüßen. Es gibt auch Gäste, die jetzt weniger rauchen weil sie zum Rauchen ins Freie müssen und damit kein Problem haben“, erklärt der Thominger Wirt. Die positive Zustimmung zum rauchfreien s´Wirtshaus sei größer als die negative Ablehnung und das Fernbleiben von einigen Gästen.
Massive Beschwerden
Im Fall des Nibelungenhof in Eferding kam es aufgrund von „zu viel Qualm“ zu Beschwerden der Gäste: „Die Raucher im Raucherbereich haben sich massiv beschwert weil aus dem Nichtraucherbereich ständig Gäste in den Raum kamen um „nur schnell eine zu rauchen““, erzählt Dieter Waretzi. Daher fiel die Entscheidung, ein Nichtraucher-Lokal zu werden, nicht schwer. „Die massive Luftverschmutzung war trotz Lüftung unerträglich. Manche Gästerunden reservierten im Nichtraucherbereich, um eine gute Luft zum Essen zu haben, gingen dann aber oft eine Rauchen in den Raucherbereich“, so Waretzi.
Keine Nachteile durch Rauchverbot
Für den Nibelungenhof als reines Speiselokal sieht man durch das Rauchverbot keine Nachteile. „Auch die paar militanten Raucher, die darauf bestanden, weiter nach dem Essen rauchen zu können, haben sich damit abgefunden, vor dem Lokal zu rauchen“, meint Waretzi. „Wir erhalten im Gegenzug aber oft Lob für die gute Luft und den typischen Speisengeruch beim Betreten des Lokales“, so der Chef des Nibelungenhof.
Frühstück ohne Zigarette
Umdenken wollte man auch bei der Bäckerei Moser in Hartkirchen. Rauch passe einfach nicht mehr zu Konditor- und Backwaren „und schon gar nicht zum Frühstück“, meint Christina Moser-Wachtveitl. „Wir wollen einen rauchfreien Platz schaffen, damit sich auch Familien mit Kindern bei uns wohl fühlen können“. Außerdem wollte man die Gesundheit der Mitarbeiter nicht mehr belasten. Das Publikum in der Bäckerei veränderte sich jedoch, viele Raucher würden ausbleiben. „Leider kommen viele unserer rauchenden Stammgäste nicht mehr. Ein Kaffee und ein Zigarette gehören für viele zusammen. Wir hoffen, dass wir sie mit der Zeit davon überzeugen können, wieder zu uns zu kommen. Das Publikum verändert sich und es spricht sich herum, dass wir nun ein rauchfreies Lokal sind. Das gefällt sehr vielen Kunden. Ab und zu kommen auch schon Mütterrunden mit ihren Kleinen“, erklärt Moser-Wachtveitl.
Seit Beginn ohne Rauch
Seit 2011, seit Eröffnung der Hoamat, ist das Lokal rauchfrei. „In der Hoamat steht gepflegte Kulinarik im Vordergrund. Unsere (rauchenden) Gäste schätzen die rauchfreie Luft, um das Essen genießen zu können“, erklärt Gerald Aigmüller. Und wenn zu fortgeschrittener Stunde Gäste an der Bar rauchen wollen, werden diese an den Raucherbereich im Freien verwiesen. Rauchfrei hätte viele Vorteile, so Aigmüller: „Es gibt keine Geruchsbelästigung mehr für die Gäste (auch für rauchende Gäste)“.
Entscheidung des Wirt
Hubert Sallaberger vom s“Wirtshaus in St. Thomas ist der Meinung, dass es dem Wirt selbst überlassen sein sollte, ob er sein Lokal rauchfrei hält oder nicht. „Ich stehe voll hinter Suchtprävention und Jugendschutz, denn wenn ich das Rauchen nicht sehe, werde ich als Jugendlicher nicht so leicht dazu verleitet. Aber das muss auf einer anderen Basis passieren. Eben durch ganz klare Gesetze zum Schutz der Jugend. Auch mit Alterslimit“.
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