Modernes Leben und Wohnen: Handbuch mit zukunftsorientierten Wohnmodellen für junge Erwachsene am Land
STEINBACH AN DER STEYR. Das Regionalforum Steyr-Kirchdorf beschäftigt sich gemeinsam mit der OÖ. Zukunftsakademie und der Kunstuniversität Linz seit einem Jahr mit der Frage, wie sich junge Erwachsene ein modernes Leben und Wohnen am Land vorstellen. Nun sollen in einem Projekt passende Wohnmodelle erarbeitet werden.
Um dem Wegzug junger Erwachsener entgegen zu wirken, hat sich die Region Steyr-Kirchdorf bereits 2014 gemeinsam mit der OÖ. Zukunftsakademie dem Thema „Weggehen. Zurückkommen. Verbunden bleiben.“ gewidmet und das Wanderungs- und Bleibeverhalten junger Menschen in peripheren ländlichen Regionen analysiert.
Drei Gründen für ein Weggehen, Dableiben und Zurückkommen am Land
„Wir haben in fünf ausgewählten Gemeinden eine Umfrage gemacht und junge Erwachsene nach deren Gründen für ein Weggehen, Dableiben und Zurückkommen am Land gefragt. Wir haben festgestellt, wie die Lebensplanung dieser Menschen aussieht. Es wurde deutlich, dass es drei Gründe für einen Wegzug aus ländlichen Regionen gibt: das Fehlen eines Arbeitsplatzes, geringe Ausbildungsmöglichkeiten und mangelnde Wohnangebote“, berichtet Landtagsabgeordneter, Bürgermeister Christian Dörfel (ÖVP), Obmann vom Regionalforum Steyr-Kirchdorf. Die Wohnformen im ländlichen Raum werden den Wünschen und Bedürfnissen von jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren oftmals nicht gerecht.
Der Landflucht mit modernen Wohnmodellen entgegenwirken
Damit die Gemeinden hier konkret gegensteuern und der „Landflucht“ junger Menschen bewusst entgegenwirken können, wurde das Handbuch „Modernes Leben und Wohnen - Zukunftsorientierte Wohnmodelle für junge Erwachsene im ländlichen Raum“ erarbeitet. „Wir versuchen der Landflucht rechtzeitig entgegenzuwirken und Gemeinden, Hauseigentümern und jungen Menschen Beispiele zu geben, dass sie ihren Traum vom Wohnen verwirklichen können“, so Dörfel. Damit sollen Denkanstöße geliefert werden, damit sich die Gemeinden Gedanken machen. Viele Bauernhäuser, große Häuser im Ortszentrum oder Gewerbebetriebe stehen leer oder sind untergenutzt. „Wir wollen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt. Es soll dann eine Eigendynamik der Gemeinden entstehen“, erklärt der Obmann.
21 Inspirierende Wohnmöglichkeiten für junge Erwachsene
In dem Handbuch sind 21 Wohnmodelle aufgeführt. Ob der „Wohnjoker Kalkbreite“, das „Wohn-Loft“ im Supermarkt oder das Coworking & Cohousing Projekt „SMARTUP“ – diese neuen, zum Teil auch städtischen Ansätze lassen sich in einer ländlichen Region wie Steyr-Kirchdorf sehr gut umsetzen. Vor allem für die Belebung der Ortszentren mit jungen Erwachsenen sind innovative Ansätze geeignet. Hier bieten leerstehende oder untergenutzte Häuser eine gute Möglichkeit, neue Wohnmodelle umzusetzen.
So vielfältig kann das Wohnen sein
„Es geht uns darum zu zeigen, wie vielfältig das Wohnen sein kann“, berichtet Johann Lefenda, Leiter der OÖ Zukunftsakademie, welche die Abteilung „die Architektur“ der Kunstuniversität Linz beauftragte, visionäre Modellprojekte, zukunftsorientierte Lösungen und inspirierende Ideen zu recherchieren. Für die Studie wurden zahlreiche in- und ausländische Beispiele gesichtet und anschaulich aufbereitet. Johann Lefenda, Leiter der OÖ Zukunftsakademie, ist überzeugt: „Es ist essentiell für die Zukunft ländlicher Regionen, jungen Erwachsenen ein attraktives Lebensumfeld zu bieten. Die OÖ. Zukunftsakademie möchte mit diesem Projekt Handlungsmöglichkeiten auf lokaler Ebene aufzeigen und Gemeinden in ganz Oberösterreich dazu motivieren, innovative Wohnmodelle für junge Erwachsene zu forcieren.“
Bedürfnisse junger Erwachsener
„Wir sind bei der Recherche von den Bedürfnissen der jungen Erwachsenen ausgegangen“, berichtet Richard Steger von der Kunstuniversität Linz. Steger bezieht sich auf Bedürfnisse wie günstige Miete, rasche Verfügbarkeit, geringe Verbindlichkeit, individuelle Förderungen, hohe Flexibilität, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit, Mobilität und Freizeitangebote. „Im Handbuch wird jedes Projekt einleitend mit einer kurzen Geschichte beschrieben. Diese Fallbeispiele sind meistens frei erfunden, aber sehr realitätsnahe“, erklärt Richard Steger.
Präsentation des neuen Handbuchs
Am 15. Mai werden ab 18 Uhr in der Nachhaltigkeitsschmiede Steinbach/Steyr die OÖ. Zukunftsakademie und das Regionalforum Steyr-Kirchdorf das neue Handbuch präsentieren. Richard Steger von der Kunstuniversität Linz wird die 21 Projekte zum Leben und Wohnen junger Erwachsener im Überblick vorstellen. Und Christian Dörfel wird als Obmann des Regionalforums Impulse für Gestaltungs- und Umsetzungsmöglichkeiten von Wohnmodellen in Gemeinden präsentieren. Eingeladen sind alle Gemeinden, die ein Wohnmodell für junge Erwachsene in ihrer Gemeinde entwickeln möchten, junge Erwachsene, die ihre Ideen einbringen und konkret die geplanten Wohnmodelle in den Gemeinden mitgestalten wollen und Hausbesitzer, die ihr Objekt als Wohnmöglichkeit für junge Erwachsene nutzen möchten.
Start eines innovativen Agenda 21-Modellprojekts mit interessierten Gemeinden
„Auf Basis des neuen Handbuches können wir gemeinsam innovative Wohnmodelle aufgreifen und mit den interessierten Gemeinden so weiterentwickeln, dass sie gut zur Region passen“, erklärt Sonja Hackl, Regionalmanagerin für Nachhaltigkeit & Umwelt und Projektleiterin. „Das Regionalforum Steyr-Kirchdorf wird als Projektträger mit ausgewählten Gemeinden zwei Wohnmodelle aus dem neuen Handbuch umsetzen. Welche zwei Modelle das sein werden, hängt von den Bedürfnissen und Wünschen der Gemeinden ab“, so Hackl weiter.
Johannes Brandl von der SPES Zukunftsakademie wird dieses Agenda 21-Projekt moderierend und inhaltlich begleiten: „Die Gemeinden werden dabei unterstützt, wie sie das Modell auf die jeweiligen Rahmenbedingungen ihrer Gemeinde hin umsetzen können.“ Die konkreten Planungen am Objekt müssen die Gemeinden wie bisher mit ihren Architekten und Ortsplanern vor Ort konkretisieren.
Im Sommer 2018 endet das Agenda 21-Projekt des Regionalforum Steyr-Kirchdorf. Die beteiligten Gemeinden, jungen Erwachsenen und Hausbesitzer werden dann der Region ihre Konzepte für die Wohnmodelle junger Erwachsener präsentieren.
Handbuch nach der Präsentation online
Das Handbuch wird nach der Auftaktveranstaltung auf der Homepage der OÖ. Zukunftsakademie unter www.ooe-zukunftsakademie.at verfügbar sein.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden