Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

STEYR. Vor vielen Jahren schon verzückten die Häuserfassaden des Städchens Steyr Kammersänger Harald Serafin derart, dass er unbedingt wiederkommen wollte. Nachdem er im Vorjahr Sohn Daniel als Zuseher applaudierte, hat er heuer selbst für drei Wochen Quartier bezogen, um Bühne und Publikum zu erobern. Tips traf den Star zum Gespräch.

Versprüht Charme im Lamberg‘schen Schlossgraben: Harald Serafin.  Foto: Mitterhauser
Versprüht Charme im Lamberg‘schen Schlossgraben: Harald Serafin. Foto: Mitterhauser

„Ich darf den Kaiser spielen, den ich schon fünf, sechs Mal wo gemacht habe“, erzählt Harald Serafin, heuer in „Im weißen Rössl“ neben Sohn Daniel Serafin im Schlossgraben zu bewundern. Kurz nach Ankunft in Steyr nahm er sich Zeit für ein Interview. „Es freut mich sehr, dass mich Intendant Ebner geholt hat, für diese Kombination Vater und Sohn. Ich hab“ dafür extra zwei Konzerte abgesagt.“

Nachdem 2012 nach 20-jähriger Intendanz die Ära Serafin bei den Seefestspielen Mörbisch zu Ende ging, lebt der rüstige 83-Jährige heute immer noch die Liebe zur Bühne. Nach Lust, Angebot und Wohlbefinden. So war Serafin Ende 2014 in Köln in „Die lustige Witwe“ im Einsatz, „Im weißen Rössl“ trat er in Klagenfurt auf. Schauspielerisch ist Serafin mit seinem Freund Otto Schenk am Theater in der Josefstadt erfolgreich: „Die Vorstellungen von „Schon wieder Sonntag“ waren derart gut verkauft, dass ab September weitere 30 Termine anstehen“, erzählt er gutgelaunt.

Der Operette treu

Obwohl er die Rolle schon gut kennt, musste sich der Bühnenhaudegen auf den Kaiser in Steyr durchaus vorbereiten: „Wichtig ist der Originaltext – Regisseurin Susanne Sommer ist keine Wahnsinnige, die mit der Operette bricht. Die Operette ist nur 150 Jahre alt und österreichisches Kulturgut – man muss sie hegen und pflegen.“

In Deutschland habe er es im Laufe seiner Karriere auch anders erlebt. Es sollte ein Skandal werden, als die Operettengröße aus Österreich bei einer Inszenierung aussteigt. „Ich bat darum, mir nur die Probenhonorare zu geben und ging. Wenn einer so viel für die Operette gekämpft hat wie ich ... In Mörbisch habe ich 6200 Zuschauer in jede Vorstellung gebracht. Bis zu 220.000 in sieben Wochen. Weil man wusste, der Serafin tut das Richtige. Das ist ein Wertezeichen, das ich mir anheften durfte.“

Den Berufswunsch Sänger trug Serafin immer in sich, darüber schreibt er auch in seiner Biografie „Es war nicht immer wunderbar“. Seine Eltern setzten allerdings auf eine Zukunft als Arzt. Das Studium war die reinste Tortur. „Ich konnte kein Blut sehen, war so unglücklich. Meine Eltern haben Geld nach Berlin geschickt, wo ich studierte. In Summe habe ich dort sicher eine halbe Million D-Mark in den Sand gesetzt. Ich bekam Gelbsucht. Irgendwann kam ich zum Psychiater und das Reden auf der Couch stärkte mich mental. Ich warf alles über den Haufen, da war ich Anfang zwanzig.“

Harald Serafin wurde ein Bühnenhit. Dass beide Kinder – Martina, aus der Ehe mit Mirjana Irosch, und Daniel (mit Gattin Ingeborg) – in seine Fußstapfen getreten sind, sieht er wohlwollend. Bei seiner Tochter habe er das Singen mit Nachdruck gefördert. „Man muss seinem Instinkt folgen – ich habe das so gemacht. Darum lebe ich noch, habe zu tun. Es gibt ja nur noch drei, die in diesem Alter noch herumhupfen: der Otti Schenk, der Peter Weck und der Harald Serafin.“

Für die Familie da sein

Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, sei ihm gut gelungen. Auf die Frage, ob es schwierig sei, mit einem Kammersänger verheiratet zu sein, lacht er herzlich: „Mit mir überhaupt nicht, mit allen anderen.“ Dass in der Familie alle miteinander auskommen, war ihm stets wichtig: „Wer darauf nicht achtet, verliert sein Wohlgefühl im Alter. Man muss für die Familie da sein.“

Schuldgefühle klammert er jedoch nicht aus: „Als ich zum ersten Mal Udo Jürgens“ „Der gekaufte Drachen“ im Auto hörte, fing ich so an zu weinen – ich musste mir einen Parkplatz suchen, um mich auszuheulen. Vielleicht, weil ich mit meinem Sohn nie den Drachen hab“ steigen lassen. Aber er ist auch so geschickt und sehr gescheit geworden.“ In Steyr wird Serafin mit Sohn Daniel zwar nicht direkt als Partner auf der Bühne agieren. „Aber das Drumherum ist für mich sehr beglückend.“

Das Musikfestival Steyr sieht Harald Serafin als Geschenk für die Region: „Karl Michael Ebner hat es vor 22 Jahren in kleinster Form gegründet und es verstanden, eine Institution zu werden. Er gibt der Umgebung ein Event über ein Stück Musikgeschichte, das ist doch bedeutend.“ Kultur gehe nicht von selbst, es brauche ein Bemühen, betont Serafin. Für das Festival wünscht er sich eine gute Nachrede und dass es weiter funktioniert, „zum Wohle des Publikums und der Menschen hier.“

IM WEISSEN RÖSSL

Open-Air-Aufführung des Singspiels von Ralph Benatzky

In den Hauptrollen:

Harald Serafin (Kaiser Franz Joseph)

Martina Dorak (Rösslwirtin)

Josef Luftensteiner (Zahlkellner Leopold)

Daniel Serafin (Rechtsanwalt Dr. Siedler)

Premiere: 30. Juli,

weitere Termine: 31. Juli und 1., 6., 7., 8., 13., 14. und 15. August,

jeweils 20.30 Uhr im Schlossgraben von Schloss Lamberg

(bei Schlechtwetter: Stadttheater)

Tickets: Tourismusverband Steyr (Rathaus), Tel. 07252/53229

www.musikfestivalsteyr.at


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden