„Ketzerstadt" Steyr als Schauplatz für historischen Krimi
STEYR. Das mittelalterliche Steyr war einst eine Hochburg des Ketzertums. Vor allem die Waldenserbewegung war der Kirche ein Dorn im Auge. Peter Orontes hat die einstige „Ketzerstadt“ zum Schauplatz seines neuesten Romans gemacht.
Im Kraxental zwischen Steyr und Garsten verloren anno 1397 rund 100 Menschen aus Stadt und Umland auf dem Scheiterhaufen ihr Leben. Ein Denkmal auf dem Prof. Jörg Reitter-Platz erinnert seit 1997 an die einst gewaltsam verfolgten Waldenser, die den Reichtum der katholischen Kirche ablehnten und nach Christus“ Vorbild in Armut leben wollten.
Ihnen auf den Fersen war berüchtigterweise der Zölestinerprovinzial Peter Zwicker. Ende des 14. Jahrhunderts spürte er in Mitteleuropa zahllose Waldenserzentren auf, so auch in Steyr. Wie in den vom Institut für Volkskultur herausgegebenen Oberösterreichischen Heimatblättern von 1998 nachzulesen, ging der Geistliche „wie kein anderer vor ihm in systematischer Weise und mit blutiger Härte gegen die Waldenser“ vor. Sein Schreckenstribunal installierte er im Kloster Garsten, wo er später auch gestorben und begraben worden sein soll.
Der Augsburger Autor Peter Orontes hat Zwicker zur Schlüsselfigur seines druckfrischen Romans gemacht. Für „Tochter der Inquisition“ wühlte der Autor in der vorreformatorischen Vergangenheit der Region und flocht historische Begebenheiten in seine Erzählung ein. So etwa jene um Elsa Feur aus Dambach, die einst gewaltvoll vom Blutgericht bekehrt werden sollte. Jahre später bewies sie als „rückfällige“ Waldenserin beim Verhör Zwickers schicksalhafte Standhaftigkeit. Ebenso Dietmuth aus Hausleithen und der Bauer Gundel vom Holzapfelberg (Weistrach). Im Buch gibt die Figur Dietmuth vom Holzapfelberg einen Hinweis auf die beiden. Auch sie blieben ihrem Glauben vor dem Oberinquisitor treu. Und wurden dafür zum Tode verurteilt.
Zwicker ließ rund tausend Menschen vor sein Tribunal zerren, so merkt es auch Autor Peter Orontes in seinem Nachwort an. Zahlreiche Schauplätze von Steyr und Umgebung bilden die Szenerie für seine bildhaft-wortgewandte Erzählung um Glauben, Verfolgung und Heldentum.
Letztere Funktion erfüllen im Roman nicht zuletzt die Waldenser selbst. Aber auch die Hauptfiguren Falkmar von Falkenstein und Christine aus Salerno. Auf Bitten eines Freundes in Ternberg hin macht sich das Paar an die Aufklärung eines Mordes und gerät dabei in einen tiefschwarzen Sumpf, in dem Schein und Sein die Grenze zwischen Gut und Böse gehörig verwischen.
Autor liest vor
Am Mittwoch, 12. Oktober, liest Peter Orontes ab 19 Uhr in der Buchhandlung Ennsthaler (Stadtplatz) aus „Tochter der Inquisition“. Das Buch ist im Gmeiner Verlag erschienen.
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