STEYR. „Das Steyr Baby und seine Verwandten“ ist in einer komplett überarbeiteten und erweiterten Neuauflage erschienen.
Auf über 300 Seiten mit mehr als 450 großteils neuen Fotos stellt MAN-Vorstand Karl-Heinz Rauscher nicht nur die technische Fahrzeuggeschichte von Steyr dar, sondern beleuchtet auch den sozioökonomischen Hintergrund des Automobilbaus in der Region. Das Buch, das im Fachhandel und direkt beim Weishaupt-Verlag erhältlich ist, gibt einen vollständigen Überblick über die wechselhafte Pkw-Geschichte von Steyr. Beginnend mit dem wirtschaftlichen Ursprung in der Waffenfabrik Josef Werndls im 19. Jahrhundert, die während des Ersten Weltkrieges neu errichteten Werksanlagen, die Höhen und Tiefen der Zwanziger- und Dreißigerjahre bis zur Einstellung der Pkw-Produktion im Zweiten Weltkrieg.
Sportliche Erfolge
Ein Kapitel ist der Prototypenentwicklung nach 1945 und der Zusammenarbeit mit Fiat in den Fünfzigerjahren gewidmet. Von „Waffenautos“, „Singenden Steyrwägen“, dem „Stoppel“ (Kooperationsprodukt Steyr-Opel) und dem legendären „Steyr-Baby“ ist ebenso die Rede wie vom „Mythos Porsche“ und den herausragenden sportlichen Erfolgen der Steyr-Rennautos. Wer weiß heute noch, dass auch Enzo Ferrari 1922 beim Bergrennen Aosta-St. Bernhard auf die Technik und Qualität made in Steyr setzte?Dass das Autobauen in Steyr in den Dreißiger- und Vierzigerjahren des vorigen Jahrhunderts auch eine politische Dimension hatte, wird an der Geschichte des Typs 50 – der bald liebevoll „Steyr Baby“ genannt wurde – erkennbar. 1936 pushte das ständestaatliche Regime das völlig neu entwickelte Fahrzeug, um vor allem gegenüber dem erstarkenden nationalsozialistischen Deutschen Reich die Leistungsfähigkeit der österreichischen Industrie zu demonstrieren.
Volkswagen aus Steyr
Der Volkswagen aus Steyr war die politische Antwort aus Österreich auf den von den Nazis 1934 mit großem Pomp angekündigten Volkswagen, der 1936 Adolf Hitler mit aller Gewalt erst als Prototyp vorgeführt wurde. Steyr nutzte hingegen die Internationale Automobilausstellung Berlin im Februar 1936, um der Welt – und auch dem widerwillig am Steyr Stand erschienenen Hitler – den österreichischen Volkswagen, den Typ 50, zu präsentieren. Das Fahrzeug wurde trotz des schwierigen Umfelds der Dreißigerjahre zum wirtschaftlichen Erfolg für die Autobauer. Immerhin wurden 13.000 Steyr Babys in die Welt gesetzt.
Nazis stoppen Produktion
Auch das Ende des Steyrer Volkswagens war politisch gesteuert. Schon kurz nach dem Anschluss stoppten die Nazis die Produktion des Typ 50, um die unliebsame Konkurrenz aus Steyr für das eigene KdF-Volkswagenprojekt, das im übrigen nur schleppend in die Gänge kam, zu beseitigen.
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