Regionalsender RTV: „Wir sehen uns“ seit 30 Jahren
REGION STEYR. Vor drei Jahrzehnten ließ der Regionalsender RTV erstmals lokale Bilder über die hiesigen Fernsehschirme flimmern. Tips traf Pionier Christian Schott anlässlich dieses Jubiläums für eine kleine Rückblende in seinem Studio in Garsten.
„Ich selbst bin fernsehlos aufgewachsen“, erzählt der 58-jährige RTV-Macher Christian Schott. „Erst als ich dreizehn war, bekam die Familie ein Gerät.“ Dass er trotzdem früh mit dem Audiovisuellen in Berührung kam, ist seinem Vater zu verdanken. Daheim in Ternberg führte der gelernte Klarinettenbauer Adolf Schott nebenberuflich Kinofilme in der Pfarrbaracke vor. Die bewegten Bilder faszinierten auch Sohn Christian. Zunächst noch aufstrebender Fußballer, erleidet dieser 23-jährig einen Kreuzbandriss. Mit dem Geld aus einer damaligen Privatversicherung leistet sich der junge Schott eine Kamera. Mitte der achtziger Jahre – Gründungszeit von Sat.1 und RTL – reift schließlich in ihm der Entschluss, Regionalfernsehen machen zu wollen.
Autodidakt
Drei Jahre lang saugt Christian Schott alles an Wissen auf, das die Fachliteratur übers Fernsehmachen hergibt. Mit finanzieller Starthilfe aus der Verwandtschaft bekommt er einen Kredit. Wenig später steht die Erstausrüstung um eine Million Schilling zuhause. „Die erste RTV-Aufnahme war ein Meisterschaftsspiel der Steyrer Basketballerinnen in der Stadthalle“, weiß Schott noch. Aus dem Wohnzimmer siedelte sein ab nun laufend wachsendes Studio bald weiter – von einem Standort zum nächstgrößeren. Mittlerweile ist das Studio in Garsten langjähriger RTV-Sitz.
Pionier und Fernsehpirat
„Privatfernsehen war bis 1996 illegal. Davor war ich Fernsehpirat“, erzählt Schott. „Was ich in sieben Jahren aufbaute, wurde von offizieller Seite als Liebhaberei eingestuft“, blickt er zurück. 180 Kilometer fuhr er in den Anfangsjahren jedes Wochenende mit seinen Kassetten zu den Kabelbetreibern in den Gemeinden, wo sie dann eine Woche lang liefen. Heute hat RTV eine technische Reichweite von rund 500.000 Empfängern in Oberösterreich und im Raum Amstetten. Die Kernzone ist und bleibt aber das Ennstal, Steyrtal und Kremstal sowie das westliche Mostviertel.
Social Media hat durchaus Spuren hinterlassen. Waren kurz vor Facebook, Youtube und der digitalen Handyfotografie noch 19 Angestellte und 29 freie Mitarbeiter für RTV im Einsatz, feilt heute ein achtköpfiges Team täglich an Beiträgen. Die RTV-Philosophie setzt auf professionelle Kameraführung und rückt bewusst die Menschen der Region ins Bild. Natürlich werden aber die neuen Medien mitbedient. Online-Hits waren etwa das Konzert „Steyrs Stillste Nacht“ 2018 oder die Live-Übertragung des Spiels Vorwärts Steyr gegen Celtic Glasgow, wo vor allem auch viele schottische Fußballfans mitschauten. „Wenn man mir vor 30 Jahren gesagt hätte, wie heute die Verbreitung von Fernsehen läuft, hätte ich gesagt: Da flieg ich vorher zum Mond“, lacht Schott.
Zeit-Mitschnitte
Von den Beiträgen der letzten 30 Jahre – jährlich entstehen 500 bis 600 – sind dem RTV-Erfinder viele glasklar in Erinnerung. Dazu gehört natürlich das Jahrhunderthochwasser 2002. Aufnahmen wie jene eines bis zum Blaulicht versunkenen Feuerwehrautos in der Haratzmüllerstraße gingen sogar durchs deutsche Fernsehen. In 30 Jahren hat Schott aber auch große Karrieren mitverfolgt, z.B. die von Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer oder jene des aktuellen Landeschefs Thomas Stelzer.
Auf die nächsten 30 Jahre blickt der Regional-TV-Mann entspannt: Der neunfache Vater sieht sein Studio dank engagierter Mitarbeit seines Nachwuchses gut aufgestellt. „Man muss echte Freude an der Sache haben, sonst bleibt man nicht lange in der Branche“, sagt er. Und irgendwann findet der 58-Jährige gewiss auch einmal mehr Zeit für seine zweite Leidenschaft, das Golfen.
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