Krankenhaus-Seelsorge in Corona-Zeiten: „Situationen des Abschieds gehen uns besonders nahe“
STEYR. Corona bedeutet für die Spitäler ein Arbeiten unter großer Anspannung. Für die Patienten und ihre Familien ist insbesondere der eingeschränkte Besuch alles andere als einfach. Der Krankenhaus-Seelsorge kommt hier eine besondere Aufgabe zu.
Vor allem kranke Menschen sind auf die Nähe verständnisvoller und vertrauter Menschen angewiesen. Das Gefühl, nicht allein zu sein, spielt im Heilungsprozess eine gewichtige Rolle. Besonders Schwerkranke und ihre Familien belastet deshalb die aktuell verordnete Distanz enorm. Außenkontakte sind nur in geringem Ausmaß und in Ausnahmen wie im Sterbefall möglich. Umso bedeutender ist derzeit die Anwesenheit einer seelsorglichen Begleitung im Spital – freilich unter strengen Hygieneregeln.
Kontakte für Schwerstkranke schwierig
„Die Situation ist sehr herausfordernd“, erzählt Stephan Kopf, Leiter des Seelsorgeteams im Steyrer Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum (PEK). „Der Kontakt der Patienten mit Nahestehenden beschränkt sich derzeit im Wesentlichen auf das Telefon, was für viele ältere, demente oder schwerstkranke Patienten nicht möglich ist.“ Zugleich sei der Bedarf an intensiven Gesprächen krisenbedingt so hoch wie nie. Verglichen mit den Vorjahren wurde die Seelsorge im PEK Steyr im Dezember 2020 um ca. 25 Prozent häufiger gerufen.
Wachsende Aufgaben
Derzeit sind in Steyr vier hauptamtliche Seelsorger tätig. Sie telefonieren, führen persönliche Gespräche am Krankenbett und vieles mehr. Je nach Corona-Situation helfen zwei qualifizierte Mitarbeiterinnen bei der Stationsarbeit. „Auf ehrenamtliche Mitarbeit müssen wir aktuell verzichten“, sagt Kopf. Und das bei wachsenden Aufgaben. So sind die Seelsorger derzeit auch da, um für die Angehörigen Kontakt zu halten oder zum Beispiel den Kontakt übers Handy oder Tablet herzustellen.
Verbunden bleiben
Unter dem Motto „Verbunden bleiben“ können Freunde und Angehörige von kranken Menschen die Seelsorge kontaktieren oder eine Nachricht an der Rezeption hinterlassen. Das Team versucht, die Aufträge nach Möglichkeit auszuführen. Im PEK Steyr kann man Genesungswünsche übrigens auch über die Website übermitteln.
Seelsorgliche Bedeutung hat derzeit aber vor allem auch die Begleitung in Sterbesituationen und danach. „Dies ist gerade in einer Zeit der außergewöhnlichen Begräbnisvorschriften von Belang. Wir versuchen, den Menschen Rückhalt zu geben“, erklärt Kopf.
Begleitung beim Abschied
Auf die Covid-Stationen dürfen die Seelsorger nur, wenn sie gerufen werden. Fast immer geht es um Abschied. Solche Situationen gehen den Krankenhausseelsorgern besonders nahe. „Jeden von uns trifft es, wenn zum Beispiel erwachsene Kinder mit ihren Enkelkindern innerhalb weniger Wochen beide Elternteile durch Covid-19 verlieren und sie diese nur ganz minimal begleiten konnten. Vieles bleibt unausgesprochen – wie bei einem Unfalltod“, erklärt Stephan Kopf.
Flexible Angebote
Die Situation auf den anderen Stationen ist unterschiedlich. Nicht zuletzt die Behandlung mit Schutzkleidung ist für Patienten wie Spitalsmitarbeiter gleichermaßen belastend. Auch für das Personal bietet die Seelsorge psychosoziale Erste Hilfe. „Es ergeben sich häufig entlastende Gespräche“, so Kopf.Jeden Tag muss aufs Neue geschaut werden, was gebraucht wird. Die Seelsorger nehmen auf Wunsch der Patienten auch Segnungen und Krankensalbungen vor. Die strikten Schutzmaßnahmen seien aber natürlich auch hier allgegenwärtig, wie Kopf erklärt: „Es braucht kreative Wege, um den Menschen nahe zu sein.“
Kontakt zur Krankenhausseelsorge
PEK Steyr: Tel. 050/55466-26900
Kreuzschwestern Sierning: Tel. 07259/2142-17519
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