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Adel in Steyr: von Bierbaronen und der fliegenden Gräfin

Angelika Hollnbuchner, 28.05.2021 14:29

STEYR. Der Steyrer Hans Stögmüller widmet sich in zwei druckfrischen Büchern der faszinierenden Geschichte jener Blaublüter, die jahrhundertelang in und um die alte Eisenstadt Einfluss ausübten. Da wäre zunächst einmal die aus Steyrer Sicht wohlbekannte Familie Lamberg.

 (Foto: privat)
(Foto: privat)

Ab dem Jahr 1330 prägte sie die Politik und Kultur Mitteleuropas. Pünktlich zur Landesausstellung „Arbeit, Wohlstand, Macht“ in Steyr, die aktuell auch ins Schloss Lamberg führt, hat Hans Stögmüller ein aufschlussreiches Werk über das Adelsgeschlecht herausgebracht. Sein Titel: „Lamberg“.

Drohung vor Heirat

„Die Leser begegnen unter anderem dem zweiten Autobesitzer Salzburgs und einem elfjährigen Domherren zu Passau“, macht der passionierte Steyrer Geschichtskenner Stögmüller neugierig. Auch von einer heimlichen Heirat ist im Buch die Rede, der Vater droht anno 1702 „seyner dochter selber gift zu geben“. Eine Lamberg wird 1696 zur Geliebten des Königs von Polen. Und auch aus der jüngeren Familiengeschichte holt Stögmüller eine Angehörige vor den Vorhang: „Paula Lamberg, die ‚fliegende Gräfin‘, schnallte sich 1911 in Kitzbühel die Skier an und sprang im langen Rock und mit tadelloser Haltung 22 Meter von der Schattenbergschanze“, weiß Stögmüller zu berichten. Das Adelsgeschlecht Lamberg, obwohl längere Zeit sogar mit dem Fürstentitel ausgezeichnet, ist in der Öffentlichkeit weniger bekannt als etwa die ähnlich bedeutenden Familien Auersperg, Esterházy, Fürstenberg, Liechtenstein, Schwarzenberg oder Starhemberg. „Einer der Gründe dafür ist, dass über die Familie noch keine zusammenfassende Geschichte existierte“, so der 72-jährige Stögmüller. Das Geschlecht derer von Lamberg stammt ursprünglich aus Oberkrain (heute in Slowenien) und verteilte sich im Lauf der Jahrhunderte auf sämtliche Kronländer der Donaumonarchie. Es stellte viele Abgeordnete, kaiserliche Botschafter, Landeshauptmänner, Statthalter und Bischöfe.

Diplomaten und Dichter

Mehr als 500 Burgen und Schlösser standen in Lamberg‘schem Besitz – manche nur für wenige Jahre, andere über mehrere Jahrhunderte. Hauptsitz in Steyr war das Schloss Lamberg (1666–1938). Dort residierte der fürstliche Zweig der Familie. Durch eine nicht standesgemäße Heirat ging allerdings der Fürstentitel verloren. Bekanntes Mitglied der Familie war etwa Johann Maximilian Graf von Lamberg. Der Diplomat war Mitunterzeichner des Westfälischen Friedens nach dem Dreißigjährigen Krieg. Oder der weltreisende Dichter Maximilian Graf von Lamberg, er stand in Briefkontakt mit Casanova. Mehrere Lamberg wurden in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Noch heute existiert die Familie in Kitzbühel, außerdem besteht ein Zweig in Tschechien.

120 Adelsgeschlechter

Doch die Lambergs waren keineswegs die einzigen Blaublüter in Steyrs Geschichte. In der Stadt lebten mehr als 120 Adelsgeschlechter. Stögmüllers zweites neues Werk „Adel in Steyr“ stellt auf 600 Seiten zahlreiche Prominente vor: etwa die Otokare Markgrafen von Steyer, die im 11. Jahrhundert die Steiermark gründen, oder Hartneid von Losenstein, der 1371 aus Zorn, weil er im Kloster Garsten nicht standesgemäß bewirtet wird, dessen Meierhof anzündet. Auch die reichen Bierbarone Jäger von Waldau lernen die Leser kennen. Sie beherrschten im 19. Jahrhundert das Brauereigeschäft der Region. Beide Bücher sind im Verlag Geschichte & Kunst erschienen.


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