„Koste es, was es wolle“ sollte auch für den Klimaschutz gelten
STEYR. Über Klimaschutz reden Politiker vor allem in Vorwahlzeiten gerne. Es muss aber endlich etwas geschehen, sagt Landwirt Jürgen Hutsteiner.
Der Ausspruch „Koste es, was es wolle“ in Zusammenhang mit der Corona-Krise ist allen Österreichern gut in Erinnerung. So auch Jürgen Hutsteiner. „Bei Corona musste schnell reagiert werden. Gleiches muss auch für den Klimaschutz gelten“, sagt der Landwirt. Er hat auf seinem Anwesen eine sechsstellige Summe investiert und praktisch die ganze Dachfläche mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Tief in die Tasche musste er zudem für die Speicher-Technologie greifen. Als Energiewirt will er den Strom teilen. „Mir geht es dabei nicht ums Geschäft“, betont Hutsteiner, dessen Investitionen sich wohl frühestens in zwei Jahrzehnten rechnen werden. Der Bauer hofft, dass es am Ende zumindest ein Nullsummenspiel wird.
„Ich will nicht warten“
Bei seinen Investitionen in die Sonnenenergie war Hutsteiner immer sehr früh dran und nahm eine Vorreiterrolle ein. „Ich will nicht warten, bis Preise sinken oder es entsprechende Förderungen gibt. Der Aufwand war enorm, er ist es für mich aber wert. Jeder, der es sich leisten kann, sollte etwas für das Klima tun und in neue Technologien investieren.“ Bei der Photovoltaik sollte Österreich laut Hutsteiner deutlich mehr Gas geben und nicht nur Dächer, sondern verstärkt auch Freiflächen nützen. Hier stehe in Oberösterreich aber vor allem das Land auf der Bremse. „Dass wir in Österreich die Welt nicht retten, ist mir völlig klar. Wenn wir die Klimaziele bis 2030 erreichen wollen, müssen wir jetzt handeln. Es geht um unsere Kinder und Enkel“, so Hutsteiner.
Windkraft fördern
Der Landwirt ist überzeugt, dass PV-Strom mit der fortschreitenden Technologie in Zukunft deutlich billiger wird. Der Energieaufwand kann dadurch freilich nicht gedeckt werden. Hutsteiner wünscht sich, dass in Österreich die Windkraft endlich weiter ausgebaut wird. „Bisher sind hier nur Niederösterreich und das Burgenland gut unterwegs.“
Politiker zu Gast
Immer wieder hatte Hutsteiner in den letzten Monaten Besuch von Politikern aller Parteien. Etwa von Umweltministerin Leonore Gewessler und Klima-Landesrat Stefan Kaineder. Von seinem Engagement zeigen sich nicht nur die Grünen, sondern auch Vertreter von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos und der Wirtschaftskammer beeindruckt. „Alle sagen: Ja, wir müssen was tun, um die Klimaziele zu erreichen. Es passiert aber viel zu wenig. Wir alle müssen den Ernst der Lage erkennen“, betont Hutsteiner. In Steyr ist der Bauer vor allem als großer Gegner der Westspange bekannt, sein Engagement geht aber längst viel weiter. So ist er Mitglied bei Klimafokus Steyr und dort maßgeblich an der Organisation des Klimafestes beteiligt. Auch bei der Klimaallianz OÖ arbeitet Hutsteiner mit und versucht dort, Lokalpolitiker aller Parteien von der Wichtigkeit des Handelns in Sachen Klima zu überzeugen.
Eine soziale Frage
Die Klimaveränderung spürt der Steyrer Landwirt auf seinen Feldern und Wäldern deutlich. Für ihn ist völlig klar, dass die Klimakrise zur Sozialkrise wird und es die Schwächsten in der Gesellschaft am härtesten trifft. Etwa weil in unseren Breiten die Sommer immer heißer werden. Vor allem in dicht verbauten Städten, wo sozial schwache Menschen oft mit mehreren Personen in kleinen Wohnungen leben.
Museum Arbeitswelt und Klimafokus Steyr organisieren am Samstag, 3. Juli, ein großes Klimafest. Als Moderator ist Filmemacher Werner Boote dabei.
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