Künstler von Stadt geehrt: "Das Malen beruhigt mich nicht"
STEYR. In 40 Jahren entstanden im Atelier von Alfred Rameis mitunter zwischen vier und fünf Kunstwerke pro Monat. Für seine Schaffenskraft hat ihm die Stadt das Ehrenzeichen für besondere kulturelle Leistungen verliehen.
In der Jugend war er ein Hippie, der sein Auto mit bunter Farbe tünchte. Die ersten Schillinge verdiente er sich mit dem Malen von Konzert- und Ballplakaten. Heute blickt Alfred Rameis auf ein rund 1.500 Gemälde umfassendes Werk zurück. „Ich denke Tag und Nacht ans Bildermachen“, erzählt der Steyrer, Jahrgang 1950, im Tips-Gespräch.
Vollkommener Autodidakt
Neben vier weiteren Künstlern wurde der Acryl-Maler und Stahlplastiker soeben von der Stadt für seine besonderen kulturellen Leistungen geehrt. In zig Einzel- und etlichen Gemeinschaftsausstellungen hat er Interessierten seine Bilder und die anderer Künstler aus nah und vor allem fern zugänglich gemacht. Dabei erklärt der 71-Jährige, die Dinge stets auf seine Art auf den Weg gebracht zu haben. „Ich habe in meinem Leben keinen einzigen Malkurs besucht, bin 100-prozentiger Autodidakt.“
Kartons und Röntgenbilder
Mit 15 Jahren schuf Rameis sein erstes großes Bild für seine Eltern, die ihn darin weiter bestärkten. 1980 verkaufte er die ersten Bilder bei einer sehr erfolgreichen Vernissage in der Steyrer Raika. Nicht einen Besucher kannte er damals, wie er heute lachend erzählt. „Unter den Gästen waren besonders viele Lehrer. Es stellte sich heraus, dass man angenommen hatte, der ausstellende Künstler sei ein – mit mir nicht verwandter – Hak-Professor mit dem gleichen Nachnamen.“ Seither gingen Bilder von Alfred Rameis, der immer schon abstrakt malt („Das Realistische fotografiere ich lieber“) etwa an die Stadtgemeinde Wien und an die Wände von Hotels und Kanzleien. Gerne greift der Steyrer auf ungewöhnliche Materialien zurück – auch Kartons, Papiertragetaschen oder Röntgenbilder verarbeitet er kreativ.
Aha-Effekt
Was ihm das Malen bedeutet: „Es beruhigt mich nicht. Aber ich brauche jeden Tag den Aha-Effekt“, sagt er. Zwischen einer und 24 Stunden täglich widmet der 71-Jährige seiner Leidenschaft, seine Frau ist oft dabei, übernimmt beispielsweise Grundierarbeiten. Markenzeichen Rameis‘, den man stets schwarz gekleidet antrifft, ist die Reduktion. Maximal drei Farben. „Ich bin auch sonst ein Mensch, der mit ganz wenig auskommt. Ich brauche keinen großen Besitz, im Gegenteil“, so der Freigeist. Seine Pläne: „Möglichst weitermachen wie bisher. Kunst ist für mich die Vermittlung von Fähigkeiten und Botschaften.“
Geehrte
Weitere geehrte Kunstschaffende der Stadt Steyr waren Siegfried Anzinger, Oskar J. Holub, Karin Fleischanderl und Hans-Peter Hertel (posthum).
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