„Unsere Mitarbeiter verdienen sich eine bessere Entlohnung, mehr Freizeit und Dienstplansicherheit“
STEYR. Österreichweit hat die „Offensive Gesundheit“ am Mittwoch um 12.05 Uhr zu einer Protest-Aktion aufgerufen. Die Situation für die Beschäftigten in den Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen wird immer prekärer. Man vermisst von der Regierung dringend nötige Reformmaßnahmen. Tips hat mit Reinhard Kloiber, Betriebsratsvorsitzender am Phyrn-Eisenwurzen-Klinikum (PEK) in Steyr, gesprochen.
Tips:Worum geht es bei der österreichweiten Protest-Aktion?
Reinhard Kloiber: Wir wollen auf die Zustände in den Krankenhäusern aufmerksam machen. Seit zwei Jahren laufen wir aufgrund der Pandemie am Limit. Mit dieser Aktion wollen wir ein Zeichen setzen, dass es so nicht mehr weitergehen kann.
Tips:Was wird konkret gefordert?
Reinhard Kloiber: Die körperliche und psychische Belastung ist enorm. Es braucht unbedingt mehr Personal und eine echte Ausbildungsoffensive. Unsere Mitarbeiter verdienen sich eine bessere Entlohnung, mehr Freizeit und Dienstplansicherheit. Wir machen unsere Arbeit nach wie vor gerne, es braucht aber bessere Rahmenbedingungen, damit wir die Arbeit bestmöglich umsetzen können.
Tips:Was sind aktuell die größten Probleme im PEK Steyr?
Reinhard Kloiber: Derzeit macht uns die Mehrbelastung durch das Covid-Thema zu schaffen. Wir müssen schauen, den Betrieb auf den Stationen aufrecht zu erhalten, damit wir die Patienten so gut wie möglich weiter behandeln können. Wir stehen schon mit dem Rücken zur Wand und brauchen jetzt unbedingt Unterstützung von der Politik. Schöne Worte alleine bringen uns nichts.
Tips:Wie angespannt ist derzeit die Personalsituation im PEK Steyr?
Reinhard Kloiber: Momenten sind einige Mitarbeiter in Quarantäne, das bleibt bei der allgemeinen Corona-Lage nicht aus. Dazu gibt es Krankenstände, die auch auf die Mehrbelastung zurückzuführen sind. Bei vielen geht es einfach nicht mehr, wir sind am Limit. Es ist 5 nach 12 und nicht 5 vor 12.
Tips: Wie wirkt sich die angespannte Corona-Lage auf andere Stationen aus?
Reinhard Kloiber: Es sind schon Stationen zusammengelegt worden, weil es in den Corona-Bereichen einen erhöhten Personal-Bedarf gibt.
Tips:Sechs Mitarbeiter auf der Onkologie wurden positiv getestet. Wie sieht es mit der Impfquote beim Personal aus?
Reinhard Kloiber: Positive Corona-Fälle im Haus lassen sich auch durch die besten Schutzmaßnahmen nie ganz vermeiden – sie wiegen aber gerade bei der angespannten Personalsituation besonders schwer, weil wieder Kollegen einspringen müssen. Wir haben unter den Mitarbeitern eine Impfquote von 75 Prozent, mir wäre es lieber, wenn diese höher wäre. Wir versuchen mit Argumenten, die Leute zur Impfung zu bewegen. Es gibt allerdings auch für das Spitalspersonal keine Impfpflicht.
Österreichweit sind 400.000 Beschäftige in den Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen tätig. Immer mehr suchen aufgrund der schwierigen Arbeitsbedingungen nach Job-Alternativen. Im PEK Steyr sind rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden