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Blackout: „Selbsthilfe im Ernstfall wesentlich“

Angelika Hollnbuchner, 22.03.2022 14:03

REGION STEYR. Notfallszenarien wie ein Totalausfall des Stroms werden in unserer zunehmend energieintensiven und digitalen Welt oft noch unterschätzt. Tips fragte Bezirkshauptfrau und Zivilschutz-Bezirksleiterin für Steyr-Land Barbara Spöck was wichtig ist. 

  1 / 2   Beim Blackout wird es nicht nur plötzlich sehr finster, auch der Wasserhahn gibt möglicherweise nichts mehr her. In den ersten Tagen der Ukraine-Krise erlebte der OÖ. Zivilschutzverband einen regelrechten Ansturm durch besorgte Bürger. (Foto: Weihbold)

Erst der Pandemie-Ausbruch 2020, dann zwei Beinahe-Blackouts 2021, nun der Konflikt in der Ukraine. Die heile Welt der vergangenen Jahrzehnte hat Risse bekommen. Mit der Sorge um Cyberangriffe auf Europas Stromnetz oder etwaige Atomreaktorunfälle sind die Versorgungssicherheit und Notfallpläne verstärkt in den Vordergrund gerückt. Das Bewusstsein in der Bevölkerung für einen möglichen Blackout steigt. Allerdings werden das Schadensausmaß und die richtige Vorsorge oft noch massiv falsch eingeschätzt. „Den Menschen ist zwar bewusst, dass sie Trinkwasser bevorraten müssen, allerdings nicht, dass auch die Kanalisation zusammenbrechen kann und dann auch die Toilette nicht mehr funktioniert“, gibt OÖ Zivilschutz-Geschäftsführer Josef Lindner ein Beispiel.

Einsatzkräfte stoßen an Grenzen

Bezirkshauptfrau Barbara Spöck beschreibt temporäre Stromausfälle als heute sehr reales Szena­rio, ausgelöst beispielsweise durch Naturkatastrophen. Im Zivilschutzverband koordiniert Spöck den Informationsaustausch mit den Gemeinden von Steyr-Land. Sie weiß: Im Falle eines Blackouts zählt vor allem die Eigenverantwortung. „Wir sind es gewohnt, voll umsorgt zu sein. Im größeren Katastrophenfall stoßen aber auch unsere Einsatzorganisationen an Grenzen“, gibt sie zu bedenken. Nicht immer lasse sich abschätzen, wie lange eine Versorgung unterbrochen bleibt. Eine Grundausstattung des eigenen Haushaltes sei deshalb besonders wichtig. Gerade in Sachen Wasser. „Die Gemeinden von Steyr-Land sind zwar sehr dahinter, ihre Pumpen mit Notstromaggregaten zu versorgen. Basis des Selbstschutzes ist jedoch ein krisenfester Haushalt.“

Eine Woche lang autark

Im Idealfall sollte sich ein Haushalt mindestens eine, besser zwei Wochen selbst versorgen können – ohne, dass jemand das Haus verlassen muss. Privathaushalten rät der oö. Zivilschutz wegen des Gefahrenpotentials von eigenen Notstromaggregaten ab. Viel wichtiger seien etwa Wasserkanister, haltbare Lebensmittel (Konserven, Eingemachtes et cetera), ein Notfallradio, eine stromunabhängige Notkochstelle (Brennpaste etc.), eine Heizmöglichkeit und Taschenlampen mit möglichst langer Leuchtdauer. Gerade in modernen Häusern wird heute vieles elektronisch gesteuert, vom Garagentor bis zu den Rollläden. „Sinnvoll ist es deshalb, sich vorab Vorkehrungen zu überlegen, um im Notfall gezielt und ruhig reagieren zu können“, so Barbara Spöck.

In der Familie besprechen

Wesentlicher Punkt in der Vorsorge sei, den möglichen Ernstfall in der Familie bzw. im direkten privaten Umfeld anzusprechen. „Man vereinbart am besten gemeinsam mit den Kindern, wie man im Falle eines zusammenbrechenden Telefonnetzes miteinander kommunizieren und wo man sich treffen würde. Sinn macht hier auch ein Plan B und C, wenn A nicht möglich ist“, so Spöck.

„Hamstern“ vermeiden

Hamstereinkäufe, wenn der Notfall schon eingetreten ist – wie zu Beginn der Corona-Pandemie – sind laut Spöck möglichst zu vermeiden. „Man muss einfach damit rechnen, dass Dinge, die ich vorab nicht bevorratet habe, plötzlich nicht mehr verfügbar sind.“ Im Übrigen könne es bei Blackouts passieren, dass das eine oder andere Geschäft schlichtweg zu bleibt.

Sensibler Bereich hat Vorrang

Priorität in der Versorgung bei einem Blackout hat der sensible Bereich, wie Krankenhäuser und Pflegeheime. „Das ist für uns auch als Arbeitgeber ein großes Thema: Wie stellt man sicher, dass die Mitarbeiter im Pflegebereich zuhause soweit versorgt sind, dass sie im Notfall noch an den Arbeitsplatz kommen können“, so Spöck, Obfrau des Sozialhilfeverbandes.

Weiterführende Infos

Beim Zivilschutzverband bekommt man neben einer Notfall-Grundausstattung (www.zivilschutz-shop.at) hilfreiche Tipps zum Thema Blackout. Auf www.zivilschutz-ooe.at findet man Checklisten für die Zeit vor, während und nach einer Katastrophe sowie die Broschüre „Krisenfester Haushalt“. Diese können auch kostenlos angefordert werden.

Was ist ein Blackout?

Als Blackout wird ein großflächiger, länger dauernder Stromausfall bezeichnet, der mehrere Staaten gleichzeitig betreffen kann. Die Auswirkungen sind weitreichend und zugleich schwer vorhersagbar.

Eigenvorsorge:

- Lebensmittel- und Getränkevorrat für mindestens zehn Tage pro Person (Haltbarkeit mind. ein Jahr), beispielsweise Getreideprodukte, Fleisch/Fisch, Öle/Fette, Milchprodukte, Gemüse/Obst, Wasser/Getränke

- Notfallradio mit Kurbelantrieb oder Batterien (Ersatzbatterien!)

- Ersatzkochgelegenheit (Fondue-kocher etc.), Zünder, Feuerzeug ...

- Ersatzbeleuchtung: LED-Notbeleuchtungen, Kurbeltaschenlampen etc.; Kerzen vermeiden!

- Hygieneartikel (WC-Papier, Seife, Notfall-Kosmetika für Zahnpflege etc., Binden, Müllbeutel ...)

- Hausapotheke

- Löschgeräte uvm.

Mehr Infos bietet der OÖ. Zivilschutz-Folder „Blackout“. www.zivilschutz-ooe.at


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