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Leserbrief: Wie kann "Gott" so was zulassen?

Robert Hofer, 22.04.2022 13:29

STEYR. Theologe und Psychotherapeut Rupert Federsel wagt eine Antwort auf die Frage, wie Gott Gräueltaten im Krieg in der Ukraine zulassen kann.

 (Foto: Tips)
(Foto: Tips)

Da traf ich doch kürzlich einen Freund, der mir diese Frage stellte. Gott und das Leid. Gott und Elend, Not und Krieg. Da werden unschuldige Menschen, Männer, Frauen und Kinder von anderen Menschen vergewaltigt, gequält und getötet. Und „Gott“ schaut zu?

„Wenn ich bisher an einen gerechten „Gott“ geglaubt habe, dann ist aber jetzt Schluss damit“, sagt er. Welches Gottesbild hat dieser Mensch? Ein kindliches? Wir, die Menschheit, wir haben seit Jahrtausenden unsere „Gottesbilder“ selbst erfunden. Aus unseren Sehnsüchten und Ängsten haben wir Bitten formuliert und sie an die Götter gesandt. Nein, nicht an die Götter, sondern an die von uns geschaffenen Gottesbilder, die wir mir den Jahren für reale Götter gehalten haben. Wir tun das bis auf den heutigen Tag. Weltweit in allen Religionen.

So entstand auch das „römisch, katholische“ Gottesbild. Ist ja auch kein Problem, wenn man es weiß und dem zustimmen kann. Wir erleben uns ohnmächtig, also ist „Gott“ allmächtig. Wir erleben uns ungerecht, also muss „Gott“ gerecht sein. Und lieblos wie wir nun einmal gelegentlich auch sind, muss „Gott“ Liebe sein, immer und für Alle. Letzteres trifft wohl noch am ehesten zu. In der Bibel heißt es im Johannesbrief, Kapitel 4 Vers  8 „Gott ist Liebe“. Wenn alle Menschen in der Tat an diese Liebe glauben, dann gibt es auch keinen Krieg mehr. Verantwortlich sind ausschließlich wir, die ganze Menschheit und nicht irgend ein menschenähnliches Wesen über den Wolken.

Was kann man da über den alten „Gott“ noch sagen? Am besten gar nichts. Wir reden sowieso nur über uns und unsere Bilder. Und das ist ja ganz okay so. Die Verantwortung für diese Welt liegt bei uns und nur bei uns, als Menschheit. Wie sagt der Philosoph Wittgenstein so richtig? „Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen.“ Eben.

von Rupert Federsel, Theologe und Psychotherapeut, Steyr


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