Montag 25. März 2024
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STEYR. Sandra Losbichler lenkt als erste Frau die Geschicke der HTL Steyr. Die studierte Mathematikerin und früher begeisterte Skirennläuferin verrät im Tips-Gespräch zum Weltfrauentag, wer sie als Kind in ihrer Neugier bestärkte und was sie Eltern rät, wenn sich ihre Tochter für Technik interessiert.

Sandra Losbichler leitet (derzeit provisorisch) die HTL Steyr. (Foto: privat)
Sandra Losbichler leitet (derzeit provisorisch) die HTL Steyr. (Foto: privat)

Tips: Sie sind die erste – derzeit noch provisorische – Schulleiterin in der fast 150-jährigen Geschichte der HTL Steyr. Wie reif war die Zeit dafür?

Sandra Losbichler: Ich freue mich, mit der HTL im kommenden Jahr das große Jubiläum zu feiern. Die Schule entstand einst in einer wirtschaftlichen Notsituation, machte zwei Kriege durch und hat sich immer wieder neu aufgestellt, um den Wirtschaftsraum Steyr und OÖ zu sichern. Sie zu leiten, empfinde ich als schöne Aufgabe und es ehrt mich, die Erste zu sein.

Tips: Welchem Credo folgen Sie als Führungspersönlichkeit?

Losbichler: Ich setze auf eine offene Kommunikation, Vertrauen, Ehrlichkeit und ein wertschätzendes Miteinander. Gemeinsam sind wir stärker. Ich habe meine Experten im Haus und weiß, wen ich wann zurate ziehen kann. Und mir sind gut nachvollziehbare Entscheidungen wichtig.

Tips: Sie haben sich als Jugendliche dazu entschlossen, Mathematik und Darstellende Geometrie an der TU Wien zu studieren. Wie sind Sie aufgewachsen: Gab es jemanden, der Ihre Begeisterungen förderte?

Losbichler: Ich wollte schon als Kind wissen, wie alles Mechanische und Technische funktioniert. Mein Vater hat Maschinenbau studiert und begegnete meiner Neugier sehr wohlwollend: Wenn die Türklinke spießte, haben wir gemeinsam an einer Lösung getüftelt und sie repariert. In meiner eigenen Familie bin ich heute die erste Ansprechperson, wenn etwas herzurichten ist – sei es das Garagentor oder ein Patschen beim Fahrrad. Es macht mir einfach Spaß. Ich freue mich auch über gescheites Werkzeug. Einkaufen ist kein Hobby von mir, nur im Baumarkt bin ich gerne.

Tips: Gab es sonst noch Vorbilder für Sie als Heranwachsende?

Losbichler: Am Gymnasium hatte ich einen sehr inspirierenden Professor in Mathematik. Mein Studienumfeld an der Technischen Universität Wien war Anfang der Neunzigerjahre leider noch frauenfeindlich, was mich aber anspornte, zügig den Abschluss zu machen. Während meiner Ausbildung hörte ich immer wieder Aussagen wie: ,Sie sind ja recht gut, aber als Frau kann ich Ihnen in diesem Fach einfach kein Sehr gut geben.“ Ich erinnere mich auch noch, als ich für Kroatien den Motorboot-Führerschein machte. Der Mann neben mir bekam den Schein, ohne viel geprüft worden zu sein. Unter den wenigen Frauen war ich die einzige, an der sich die Prüfer die Zähne ausbissen und die bestand. Diese Erfahrungen haben mich stärker gemacht. Für die heutige Jugend freut es mich, dass sich sehr viel zum Positiven verändert hat. An der HTL Steyr erfuhr ich von Anfang an Wertschätzung und konnte mich entfalten.

Tips: Sie unterrichten seit 1995 an der HTL: Wie schaut es in den Klassen heute aus? Sind Mädchen in allen Schwerpunkten angekommen?

Losbichler: Von unseren knapp 900 Schülern sind derzeit zwölf Prozent Mädchen. Auffallend ist hier, dass wir kaum Schulabbrecherinnen haben und sich die Schülerinnen sehr engagiert einbringen. Den größten weiblichen Anteil verzeichnet der Schwerpunkt Art & Design mit 80 Prozent. In den technischen Abteilungen sind es leider oft kaum eine Handvoll. Es gibt also Luft nach oben und ich wünsche mir, dass sich viel mehr Mädchen für eine technische Ausbildung an der HTL entscheiden.

Tips: Warum ist es wichtig, junge Frauen für männlich-dominierte Berufsfelder zu gewinnen?

Losbichler: Es ist einfach so, dass Vielfalt allen guttut. Unterschiedliche Denkweisen und Zugänge sind wichtig. Neben den Unterrichtsinhalten darf man die soziale Komponente nicht außer Acht lassen. In eine Höhere Schule kommen die Schülerinnen und Schüler als Jugendliche, mit der Matura verlassen sie das Haus als Erwachsene. Je verschiedener sich eine Schule zusammensetzt, desto offener ist sie. Und Klassen mit Mädchen sind einfach harmonischer.

Tips: Was möchten Sie persönlich gerade Mädchen Wertvolles mitgeben?

Losbichler: Ein Mensch sollte das tun, wofür er brennt – egal was andere sagen. In den Achtzigern war für mich als Mädchen die HTL leider keine zulässige Option, weil die Gesellschaft noch nicht so weit war. Heute noch sehen Familien oft nicht, welches Potenzial ihre Töchter haben. Ich sage Eltern dann gerne: Wenn die Tochter daran glaubt, dann schafft sie es. Wo ein Wille, da ein Weg.

Zur Person

Sandra Losbichler, aufgewachsen in Steyr/Ennsleite, Matura 1990 am Gymnasium Werndlpark, Studium der Mathematik und Darstellenden Geometrie an der TU Wien, verheiratet, zwei Kinder (Tochter studiert Medizin, Sohn Kommunikationswissenschaften), liebt die Natur, besonders die Berge: „In Skischuhen finde ich meinen Ausgleich.“


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