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Schwimmen lernen rettet Leben: Interview mit Schwimmtrainer Nicolas Delvigne

Olivia Lentschig, 05.07.2023 09:13

GARSTEN/ST. ULRICH. Herrliche Sommertage liegen vor uns, an denen es wohl kaum Schöneres gibt, als sich im Wasser abzukühlen. Um diese Zeit unbeschwert genießen zu können, ist es wichtig, dass der Nachwuchs schwimmen kann. Im Interview erklärt der diplomierte Schwimmtrainer Nicolas Delvigne, was Eltern bei Schwimmdefiziten ihrer Kinder tun können.

Nicolas Delvigne bei seiner wichtigen Arbeit: Kindern das Schwimmen zu lehren (Foto: privat)
Nicolas Delvigne bei seiner wichtigen Arbeit: Kindern das Schwimmen zu lehren (Foto: privat)

Seit über 20 Jahren ist Nicolas Delvigne Schwimmtrainer und Schwimmlehrer. Nach seinen Berufserfahrungen in Frankreich, Neuseeland und Graz ist er seit 2015 in Steyr tätig, bis 2020 als Cheftrainer des Schwimmclubs Steyr. Dabei konnte der zweifache Familienvater mit seinen Schwimmern große Erfolge erzielen. Mit großer Freude begleitet er Kinder bei ihren ersten Schwimmerfahrungen, gibt Schwimmunterricht für Schüler und auch Privatstunden für Erwachsene.

Eine der häufigsten Todesursachen

Laut Forschungszentrum für Kinderunfälle (Fokusreport 2022) kommen im langjährigen Schnitt in Österreich knapp 35 Personen jeglichen Alters pro Jahr durch Ertrinken ums Leben. Bei Kindern zählt der tödliche Ertrinkungsunfall zu den häufigsten Todesursachen bis zum 14. Lebensjahr.

„Als ich vor elf Jahren nach Österreich kam, sagte mir das AMS, dass Schwimmlehrer kein Beruf in Österreich sei und ich etwas anderes tun müsse. Deshalb bin ich heute selbstständig tätig“, erzählt der Schwimmprofi und stellt zwei Gemeinden in den Fokus: „ Ich bin sehr dankbar, dass mir die Gemeinden Garsten und Sankt Ulrich bei Steyr erlauben, Schwimmkurse in ihren Einrichtungen anzubieten. Ihnen ist es wichtig, dass Schwimmunterricht geboten wird, und sie ermöglichen es mir, dies zu tun.“

Tips: Aus Ihrer Erfahrung heraus: Wie sieht es mit der Schwimmfertigkeit der österreichischen Bevölkerung aus? Zufriedenstellend oder ausbaufähig?

Nicolas Delvigne: Die Schwimmfertigkeit der österreichischen Bevölkerung kann noch verbessert werden, da es immer noch einen beträchtlichen Anteil gibt, der nicht ausreichend schwimmen kann. Im Vergleich dazu erlebte ich in Frankreich, dass die Stadtverwaltung drei Vollzeit-Schwimmlehrer beschäftigte, die allen Volksschulkindern Unterricht gaben. Die Schüler mussten weder den Eintritt ins Schwimmbad noch den Unterricht bezahlen. In Österreich – zumindest in Steyr und Umgebung – gehen die Schüler entweder gar nicht zum Schwimmunterricht oder, bei engagiertem Lehrpersonal, auf eigene Kosten in die Schwimmhalle. Manchmal wird dann ein Fachmann wie ich hinzugezogen, um sie bei dieser wichtigen Aufgabe des Schwimmens zu unterstützen.

Tips: Wie verhält sich ein Kind, wenn es zu ertrinken droht?

Nicolas Delvigne: Ein Kind verhält sich in einer solch lebensbedrohlichen Situation sehr unterschiedlich und nicht unbedingt lautstark. Einige könnten wie gelähmt sein und keinen Laut von sich geben, während andere möglicherweise schreien und sich heftig bewegen.

Tips: Wozu raten Sie Eltern in Bezug auf Schwimmfertigkeit?

Nicolas Delvigne: Für mich gibt es mehrere Schritte beim Erlernen des Schwimmens, wobei der erste Schritt der wichtigste ist: Eltern sollten ihre Kinder von klein auf mit Wasser vertraut machen und sie dazu ermutigen, im Wasser zu spielen und einfach Freude im Wasser zu haben, ohne vom Kind irgendetwas zu verlangen (wie etwa den Kopf unter Wasser zu tauchen). Stattdessen sollten Eltern dem Kind die Möglichkeit geben, das Wasser unter Aufsicht selbst zu erkunden, zum Beispiel indem es von sich aus ins Wasser springt, ohne dass dies als Zwang empfunden wird.

Tips: Ab welchem Alter kann man mit dem Schwimmtraining beginnen und worauf sollte man bei den diversen Kursangeboten achten?

Nicolas Delvigne: Ab etwa fünf Jahren können Kinder für einen Kurs angemeldet werden, um die Grundlagen des Schwimmens zu erlernen. Konkret sind meine Kurse wie folgt aufgebaut: Der Anfänger- Schwimmkurs umfasst Spiele, spielerische Aktivitäten und das Erlernen des Wassergefühls. Hier werden auch die Beinschläge beim Kraulschwimmen und Rückenschwimmen eingeführt. Mein zweiter Kurs, der Kraul-Rücken- Schwimmkurs, konzentriert sich speziell auf das Erlernen dieser beiden Schwimmarten, einschließlich der richtigen Armbewegungen und der Atmung. Schließlich biete ich einen Hobby-Schwimmkurs an, in dem wir auch das Schmetterlingsschwimmen und anschließend das Brustschwimmen lernen. Dieser Kurs richtet sich insbesondere an Kinder, die das Wasser lieben, aber nicht unbedingt am Wettkampfschwimmen teilnehmen möchten – da meiner Meinung nach heute viele sportliche Aktivitäten zu schnell auf Wettbewerb ausgerichtet sind, während der Spaß und die Freude an der Bewegung für viele wichtiger wären.

Tips: Was muss ein Kind können, um als sicherer Schwimmer zu gelten?

Nicolas Delvigne: Ein Kind sollte in der Lage sein, sich über Wasser zu halten und auch bei guter Atemkontrolle unter Wasser gehen zu können, um beispielsweise bei einer Welle nicht in Panik zu geraten.

Tips: Was sollte man generell bei heimischen Pools und bei Badeaufenthalten beachten?

Nicolas Delvigne: Folgende Punkte sollten beachtet werden: ständige Aufsicht, plötzliche Tiefenänderungen, externe Faktoren wie Kinder oder Tiere, die unvorhergesehen ins Wasser springen könnten, Gefahr von Kaltwasserschocks und die Wichtigkeit, die eigenen Fähigkeiten nicht zu überschätzen.

Professionelle Unterstützung

Nicolas Delvigne bietet auch Kurse für erwachsene Nichtschwimmer, speziell für Anfänger und Menschen mit Wasserscheu, sowie private Kurse für Kinder und Erwachsene auf allen Leistungsniveaus an.

Weitere Informationen zu den Angeboten
sowie Anmeldung zu den Schwimmkursen
unter www.swim4life.at

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