Adlwang hat das Kirchturmdenken hinter sich gelassen
ADLWANG. Von 2015 bis 2021 war Karl Mayr Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Adlwang. Im Zuge der Tips-Ortsreportage erzählt er, wie aus einem verschlafenen Dorf ein attraktiver Lebensmittelpunkt wurde und schildert, wo es in der Gemeinde noch Aufholbedarf gibt.
Meiner Heimatgemeinde Adlwang ist es gelungen, durch viele Initiativen innerhalb weniger Jahre von einem verschlafenen Dorf zu einem attraktiven Lebensmittelpunkt, speziell für Jungfamilien, aufzusteigen.
Man hat rechtzeitig erkannt, was es bedarf, um die Infrastruktur zu erhalten bzw. auszubauen. Als entscheidende Weichenstellungen im positiven Sinn, stellen sich für mich nachstehende Entscheidungen dar:
- Früher als andere Gemeinden hat Adlwang erkannt, wie wichtig für die Zukunft der Breitbandausbau durch ein flächendeckendes Glasfasernetz ist. Bereits 2020 wurde unter Mitwirkung des visionären Dorfentwicklungsvereines „Lebenswertes Adlwang“ ein Ausbaugrad von 85 Prozent erreicht.
- Sehr innovativ ist auch, dass die Gemeinde wieder in Zusammenarbeit mit dem Dorfentwicklungsverein Bauland für ihre Bürger sichert und dieses aufschlagsfrei an Interessierte, die sich aktiv im Ortsleben einbringen, weitergibt.
- Es der Gemeinde gelungen ist, mit einem speziellen Konstrukt die Gemeindearztstelle mit angeschlossener Hausapotheke mit einer kompetenten und engagierten Jungärztin zu besetzen.
- Die Vereinsstruktur so weit zu unterstützen, dass diese ein wesentlicher Bestandteil des Zusammenhalts, des Kulturlebens und der sportlichen Aktivitäten geworden sind und vieles durch Ehrenamtliche abgedeckt wird.
- Es gelingt, die vielen zugezogenen Neubürger im Ortsleben zu integrieren, sie zu motivieren eine aktive Rolle einzunehmen, Ideen einzubringen und sie bei der Umsetzung zu unterstützen.
- Dass die Gemeinde ihre Prioritäten so setzt, dass sie zurecht und durch Zertifizierungen bestätigt, als familienfreundliche Gemeinde mit sehr gutem Kinderbetreuungsangebot über die Gemeindegrenzen hinaus, wahrgenommen wird.
- Es die Gemeinde schafft, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Einwohnerzuwachs und dem Angebot an interessanten regionalen Arbeitsplätzen zu bieten. Allein im laufenden Jahr sind über 200 neue Arbeitsplätze dazugekommen.
- Die Gemeinde kooperiert in vielen Bereichen, wo es wirtschaftlichen Sinn ergibt, in Verbandsform mit den Nachbargemeinden, vom Baurechts-, Tourismus-, bis zum Wasserverband. Das Kirchturmdenken hat sie hinter sich gelassen.
- In einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Beteiligten hat sie es geschafft, das bestehende Naherholungsgebiet „Hallerwald“ weiter aufzuwerten und barrierefrei zu machen.
- Gemeinnützige Wohnbauträger zu gewinnen, um im Ortszentrum leistbare, kompakte und bodenverbrauchsschonende Wohnprojekte zu schaffen.
- Sehr schätze ich, dass auf Ortsebene kein politisches Hick-hack zu spüren ist und die Sache und das Gemeinsame im Vordergrund steht.
Wo gibt es Luft nach oben
- Die Adlwanger Vorstadt Bad Hall als regional kultureller und infrastrukturmäßiger Mittelpunkt sollte mit dem Fahrrad umweltfreundlich und sicher durch einen Radweg angebunden werden.
- Der Ausstieg aus fossiler Energie in gemeindeeigenen Gebäuden, soll soweit noch nicht geschehen, mit Priorität behandelt werden.
- Der Zweck und Sinn von Energiegemeinschaften soll unter Einbezug der Bevölkerung kommuniziert werden und Anreize für die Umsetzung von Heizungsumstellungen, Photovoltaikanlagen usw. auf Ortsebene angedacht werden.
- Für Themen, die unsere Bürger bewegen, sollte ein Plattform geschaffen werden, in der sich diese mit Vorschlägen einbringen können oder ihnen getroffene Entscheidungen begründet erläutert werden. Das wäre z.B. zweimal jährlich ein sogenannter öffentlicher Bürgerabend.
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