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Alpenverein Steyr wurde vor 150 Jahren gegründet

Robert Hofer, 07.04.2024 12:49

STEYR. Der Alpenverein Steyr wurde 1874 gegründet und hat heute mit vier Ortsgruppen 4.636 Mitglieder.

Ennstalerhütte (Foto: Stögmüller)
Ennstalerhütte (Foto: Stögmüller)

Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) wurde am 19. November 1862 in Wien gegründet. Während in den Anfangstagen vor allem Touren in die näheren Umgebung der urbanen Zentren stattfanden, so wurde später die Bereisung der alpinen Regionen mit der Erschließung der Täler durch die Eisenbahn erleichtert. Die zunehmende Mobilität und Verfügbarkeit von Freizeit haben alpine Sportarten für weite Teile der Gesellschaft zugänglich gemacht.

Neben dem ÖAV entstanden kurze Zeit darauf auch der Schweizer Alpinclub (1863 in Olten), der Club Alpino Italiano (1863 in Turin) und der Deutsche Alpenverein (1869 in München). Der Tourismusverein „Die Naturfreunde“ wurde erst viel später am 16. September 1895 gegründet.  

Der Steyrer Stadtarzt Josef Krakowizer war Gründungsmitglied des ÖAV und scharte in den darauffolgenden Jahren viele Mitglieder in Steyr um sich. Krakowizer wurde vom Zentralausschuss des ÖAV als Bevollmächtigter für die Filiale Steyr ernannt.

Fortan blieb Steyr für einige Zeit auch die einzige „Filiale“ des ÖAV. Vor allem auch deshalb, weil der DAV in Österreich wilderte und Sektionen schuf. So versuchte die im Jahr 1869 gegründete Sektion Salzburg des DAV immer wieder eine eigenständige Sektion im östlichen Salzkammergut zu gründen, scheiterte jedoch. Die Regionen westlich des Großraums von Wien blieben weiterhin ein Revier des ÖAV in Wien. Niederösterreich, die Steiermark und das östliche Oberösterreich lagen für den Alpintourismus aus Deutschland oder Holland auch zu ungünstig. Deren bevorzugte Ziele und Arbeitsgebiete befanden sich in der Schweiz, in Vorarlberg und in Tirol.

Gemeinsame Sache

Bis 1873 gründeten sich in Österreich trotzdem immer mehr Sektionen des DAV. Auch der alte Wiener ÖAV verlor immer mehr Mitglieder an die Wiener Sektion des DAV, sodass beide Vereine Ende 1873 überein kamen, zum DuÖAV (dem Deutschen und Österreichischen Alpenverein) zu fusionieren.

Das Ergebnis war, dass 1874 in OÖ und im direkt benachbarten steirischen Salzkammergut fünf Sektionen des DuÖAV gegründet wurden: Linz, Steyr, Salzkammergut, Aussee und Mondsee. Wobei nur Linz und Steyr als Nachfolger des ÖAV bezeichnet werden können. Die drei anderen Sektionen waren das Ergebnis einer sehr aufwendigen Werbeaktion der neuen ÖAV-Sektion Austria im Frühjahr 1874, die eine Ortssektion in Ihrem neuen Arbeitsgebiet, dem Dachstein, zu gründen suchte und damit Erfolg hatte.

So wurde also am 9. April 1874 die Sektion Steyr des Österreichischen Alpenvereins gegründet. Josef Krakowizer war es auch, der die konstituierende Versammlung einberief, mit 91 Mitgliedern die neue Alpenvereinssektion gründete, und dann als Vorsitzender 26 Jahre lang leitete.

Im Enns- und Steyrtal zu Hause 

Zwei Gesichtspunkte bestimmten fortan das Arbeitsfeld der jungen Sektion Steyr und dessen Grenzen: sie setzte es sich zur Aufgabe, die Umgebung und die Berge des unteren Enns- und Steyrtales zu erschließen. Dass es hier durch lange Jahre nicht zu einem Hüttenbau, sondern nur zu einer, allerdings bald sehr weit verzweigten Wegerschließung und -markierung kommen konnte, ist eben der durch das Sorgenkind der Sektion verursachten finanziellen Begrenzung des Arbeitsfeldes zuzuschreiben.

Dieses Sorgenkind war die im Jahr 1868 übernommene Dambergwarte am Gipfel des Steyrer Hausberges, die beträchtliche Aufwendungen in der Erhaltung verursachte. Die Dambergwarte wurde dann 1934 nach langen Jahren der Bewartung auf Weisung der Behörden wegen Baufälligkeit abgetragen. Erst im Jahr 1972 wurde sie wiedererrichtet, dann allerdings nicht mehr als Eigentum des Alpenvereins.

Den motorisierten Verkehr, wie wir ihn heute gewohnt sind, gab es in den Gründungszeiten noch nicht. Erst mit dem Bau und der Eröffnung der Kronprinz Rudolf Bahn durch das Ennstal im Jahr 1887 bzw. der Steyrtalbahn im Jahr 1889 fanden touristische Aktivitäten auch im Oberösterreichischen Voralpenland vermehrt statt. Durch Wegerschließungen und Wegemarkierungen schuf der Alpenverein Steyr in den folgenden Jahren ein Wegenetz von über 500 Kilometern (1894), das bis an die Grenzen der Steiermark reichte.

Hütten und Wege 

Auch die freie Begehbarkeit der Alpinregionen war damals noch nicht gegeben, so musste vor jeder Bergfahrt bei den dortigen Eigentümern um Erlaubnis der Begehung angefragt werden. Nach dem ersten Weltkrieg wurde für die Regionen oberhalb der Waldzone ein freie Wegerecht gesetzlich verankert. Eine Ausweitung der Arbeitsgebiete konnte nun stattfinden: auf Anfrage überlässt die Lamberg’sche Güterdirektion der Sektion Steyr am 30. April 1919 das Arbeitsgebiet Sengsengebirge, wo in Abstimmung fortan Wege markiert und bewartet werden.

Im selben Jahr sichert die Forst- und Domänen-Direktion in Wien vertraglich zu, dass der Alpenverein Steyr die Wege im Hintergebirge (Wildgraben, das große Bachgebiet und der Sitzenbach) bewarten darf. Und 1921 erhielt die Sektion Steyr nach Erwerb der Ennstalerhütte auch das Arbeitsgebiet am Tamischbachturm und in der Buchsteingruppe inklusive der dortigen Wege.

Neben der Pachtung der Feichtauhütte im Sengsengebirge (1919) und dem Kauf der Ennstalerhütte am Tamischbachturm im Gesäuse (1920) vom Alpinen Verein D’Ennstaler (später in der Sektion Austria des ÖAV aufgegangen), der sich aufgrund „der gelichteten Mitgliederzahl, der Entwertung des Geldes und durch ungeheuerlicher Verteuerung der Kosten aller praktischen Arbeiten bzw. Nachbeschaffung der Hütteneinrichtung“ danach mehr auf seine andern Hütten im Gesäuse kümmern wollte, wird eine Skihütte für Selbstversorger auf der Hohen Dirn bei Losenstein errichtet (1924). Die Sulzbodenhütte wird dann erst viel später für die Jugendarbeit erworben (1963).

Einige andere Hüttenprojekt gelingen nicht: die Pachtung einer Selbstversorgerhütte im Hintergebirge wird verwehrt und dem Wunsch der Sektion nach Errichtung einer unbewirtschafteten Schutzhütte am Fuße des Kleinen Buchsteins am Otterriegel wird nicht entsprochen. Die Pachtung einer Vereinshütte durch die OG Dorf an der Enns wurde 1968 nach Besichtigung des alten Bauernhaus auf dem Gössenberg bei Schladming abgelehnt.

1981 beschließen die Alpinvereine ÖAV und DAV keine neuen Hütten mehr zu errichten. Der Bau alpiner Infrastruktur gilt seit damals als abgeschlossen.

Arbeitsgebiet wird kleiner

Ausgründungen von Sektionen haben das riesige Arbeitsgebiet auch wieder verkleinert: die Sektion Weyer entsteht 1904 und nimmt das Arbeitsgebiet östlich des Dürrensteigkamms (Almkogel, Bodenwies) mit. Der Buchstein fällt 1922 an die Naturfreunde St. Pölten. Die Sektion Grünburg/Sierning wird 1921 gegründet, errichtet die Grünburgerhütte und nimmt das Arbeitsgebiet um die neue Hütte mit.

Der Touristenverein „Die Naturfreunde“ hat von 1924 bis 1926 eine Schutzhütte am Schoberstein erbaut, auf Anfrage wurde diesem der Schoberstein mitsamt aller markierten Wege als Instandhaltungsgebiet überlassen. Teile des Sengsengebirges werden 1927 an die Sektion TK Windischgarsten abgetreten.

Die Sektion Großraming entsteht 1962, das Gebiet östlich des Großen Baches im Hintergebirge wird fortan von ihr betreut. Die Sektion Molln, die 1972 ausgegründet wird, übernimmt 2021 die Feichtauhütte, das Arbeitsgebiet im Umfang des Gemeindegebiet wird 2024 offiziell abgetreten. Auch andere Ortsgruppen wie Perg und St. Valentin, die im Lauf der Jahre verloren gehen, nehmen ihre Wegenetze mit.

Das verbliebenen Arbeitsgebiet wird heute von Steyr und seinen vier Ortsgruppen Losenstein, Dorf an der Enns, Laussa und Kürnberg bewartet.

Geschäftsstelle eröffnet 

Wurden Anfangs Zusammenkünfte, Vorträge, Tanzkränzchen und Bälle als Teil des Vereinslebens noch in den Gasthöfen der näheren Umgebung abgehalten, z.B. im Gasthaus „Zum Goldenen Hirschen“, im Hotel „Crammer“, aber auch sehr beliebt oben am Damberg im Gasthaus Schoiber, so wurde spätestens 1945 eine Geschäftsstelle in der Redtenbachergasse 5 (Rotes Kreuz) eröffnet. Später übersiedelte der Verein in das ehemalige Gasthaus Bachinger (Stadtplatz 38), von dort in die Geschäftsstelle Pfarrstiege 4 (1972), bis schlussendlich 1988 ein altes Haus am Michaelerplatz 7 gekauft wird, an deren Stelle das heutige Vereinshaus errichtet wurde.

Die Ortsgrupppe Losenstein bemühte sich um den Ankauf einer Liegenschaft und den Umbaus einer Jugendherberge, die 1968 eröffnet wurde. Die OG Dorf an der Enns errichtete von 1973 bis 1977 ihr Alpenvereinshaus in Hainbuch, das 1978 feierlich eröffnet wurde, und die OG Kürnberg kaufte im Jahre 1983 eine Baubaracke und errichtete auf dem Grundstück das neue Vereinsheim, das am 14. September 1986 eröffnet wurde.

Naturschutzgebiete 

Mit der Staninger-Leiten in Unterdietach und dem Klausgraben in Losenstein besitzt der Alpenverein Steyr auch zwei Naturschutzgebiete. Auch sonst war der Alpenverein Steyr immer wieder stark in Naturschutzthemen involviert, sei es 1984 der Aufruf zur „Rettung des Hintergebirges“ durch Ludwig Pullirsch, bei der Mitarbeit in den Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse, aber auch bei der Teilnahme an diversen Umweltbaustellen und der Organisation der Abfallsammlungen in der Unterhimmler Au, für den der Alpenverein Steyr 1988 und 1993 den Umweltpreis der OÖ Landesregierung für vorbildliche Jugendveranstaltungen erhielt.


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