Caritas in der Region Steyr: "Energiekosten werden immer öfter zur Existenzfrage"
REGION STEYR. Bei der Caritas-Sozialberatung stand im Vorjahr bei mehr als der Hälfte der Beratungen das Thema Energie im Mittelpunkt. 458 Erwachsene und 531 mitbetroffene Kinder in Steyr und Steyr-Land wurden unterstützt.
Verena F. ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Die 30-Jährige arbeitet Teilzeit und bezieht Familienbeihilfe, doch das Einkommen reicht nicht zum Leben. Hinzu kommt, dass der Kindesvater erst seit Kurzem wieder Unterhalt zahlt – Kontakt besteht keiner. Als die Heizkosten stiegen, geriet Verena F. in Rückstand. Zwar kann sie sich die laufenden Zahlungen durch den Unterhalt des Kindvaters wieder leisten, doch die Nachzahlung von über 1.600 Euro ist für sie unmöglich zu stemmen. Noch dazu kann sie seit einem Autounfall ihre Hand nur mehr eingeschränkt bewegen. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich an die Caritas – ein schwerer Schritt, der Mut brauchte. Sie erfuhr unter anderem finanzielle Unterstützung bei den Heizkosten.
Ende von Strompreisbremse verschärft Situation
„Im vergangenen Jahr haben wir in Oberösterreich um die Hälfte mehr Anfragen im Zusammenhang mit Energiekosten erhalten. Menschen, die sich an die Caritas-Sozialberatung wenden, haben oft Nachzahlungen von mehreren 1000 Euro, die sie nie alleine bewältigen können. Seit dem Ende der staatlichen Strompreisbremse verschärft sich die Situation weiter“, sagt Christa Hirtenlehner von der Caritas-Sozialberatung in Steyr.
Für viele bleibt nach Abzug von Miete und anderen Fixkosten oft weniger als 10 Euro pro Tag – für Lebensmittel, Hygieneartikel und alles andere. Menschen, die in die Caritas-Sozialberatung kommen, müssen im Schnitt über 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen und Energie aufbringen - im Vergleich zu 21 Prozent im österreichweiten Durchschnitt (Statistik Austria). Die Mieten sind in den letzten zehn Jahren in Oberösterreich im Schnitt um 35 Prozent gestiegen. Das trifft gerade armutsgefährdete Menschen hart, weil sie meist zur Miete wohnen und nicht auf günstigere Heizsysteme umsteigen können.
Neuanmietungen werden nur dann staatlich unterstützt, wenn es sich um besonders günstige Wohnungen handelt. Und diese sind Mangelware. Zusätzlich verschärft die Anrechnung der Wohnbeihilfe auf die Sozialhilfe die Not, anstatt sie zu lindern. Viele armutsbetroffene Menschen haben gar keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe, weil sie in privaten Mietverhältnissen leben, in denen der Quadratmeterpreis über acht Euro liegt.
Haussammlung
Die Caritas-Nothilfe ist nur durch Spenden möglich. Ein großer Teil davon wird bei der Haussammlung gesammelt. Ehrenamtliche aus den Pfarren klingeln an den Türen, treffen sie niemanden an, hinterlassen sie einen entsprechenden Erlagschein in den Postkästen. Die Spenden bleiben in Oberösterreich und helfen mit Lebensmittelgutscheinen, Zuschüssen für Strom und Heizung, Beratungen, Lernhilfe, Notunterkünften, warmem Essen, Medikamenten und Kleidung für Menschen, die auf der Straße leben.
Nähere Infos: www.caritas-ooe.at/haussammlung
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