Baby Jaron gibt bei Radreise von Steyrer Familie zum Polarkreis das Tempo vor

Dass mit Kindern plötzlich alles vorbei ist und man sich ständig einschränken muss, ist oft zu hören. „Es ist aber auch mit Kindern vieles möglich, wenn man über den Tellerrand hinausschaut“, sagt der aus St. Martin im Mühlkreis stammende Oliver Jauch.

Auf Saisonarbeit in Zermatt lernte er einst seine Frau Janine kennen. „Er hat mich als Berg-Souvenir mit nach Österreich genommen“, sagt die Schweizerin mit einem Schmunzeln. Ihren Lebensmittelpunkt haben sie seit 3,5 Jahren in Steyr, wo sie im Vorjahr geheiratet haben.

Nahe an den Bergen

„Wir waren früher öfters zum Klettern und Wandern im Enns- und Steyrtal und die Umgebung hat uns schon immer sehr gut gefallen. Gerade für mich war es ein heimeliges Gefühl und schön zu wissen, dass die Berge nicht mehr so weit weg sind“, erzählt Janine. „Vor Steyr hatten wir kein wirklich fixes Daheim.“

Im Stadtteil Wehrgraben und mit der dortigen Nachbarschaft fühlt sich die Familie richtig wohl. „Es ist für uns einfach eine wundervolle Base. Von hier können wir unsere Abenteuer planen und starten“, so die Schweizerin aus dem Kanton Zug, die wie ihr Mann 32 Jahre alt ist.

Die Zeit genießen

Janine und Oliver waren immer gerne unterwegs, bezeichnen sich von Natur aus als neugierig und mögen es, Dinge anders zu machen. „Vor den Kindern haben wir noch nie eine Radreise gemacht“, erzählt das Steyrer Ehepaar.

Mittlerweile sind die Jauchs auf den Geschmack gekommen. „Es ist eine perfekte Geschwindigkeit für uns. Nicht zu schnell, nicht zu langsam. Wir sind trotzdem nah bei den Menschen und vor allem in der Natur. Es ist minimalistisch, sportlich und abenteuerlich. Und es schweißt uns auf eine besondere Art und Weise zusammen. Unser großer Wunsch ist es, anderen Mut zu machen. Es ist so vieles möglich mit Kindern. Anders, aufregender, 'anstrengender' und erfüllender.“

Strampeln ohne E-Motor

Nach einigen kleineren Radreisen startete die Familie Jauch am 14. Juli ihr erstes großes Abenteuer Richtung Polarkreis. Zunächst ging es mit dem Zug nach Hamburg. Von dort aus werden täglich rund 45 Kilometer mit dem Rad – ohne Elektro-Motor – zurückgelegt. Vorwiegend auf Radwegen und kleinen Nebenstraßen. Tochter Ronja, die im August ihren vierten Geburtstag feiert, strampelt mit einem Follow-me (Kinderrad mit Verbindung zum Rad eines Erwachsenen) mit, Jaron entspannt im Anhänger.

„Unsere Tochter kennt das Radreisen bereits, jedoch nicht für eine so lange Zeit. Für unseren Sohn ist alles neu und wir sind auch nur so schnell, wie er es zulässt. Wir fahren dann, wenn er schläft“, erzählt Janine. „Ronja macht super mit. Wir schauen, dass wir immer wieder zu einem Spielplatz kommen, beziehen sie mit in die Planung ein und lassen sie beim Kochen, Einkaufen und Zelt aufbauen mithelfen.“

2.400 Kilometer bis ans Ziel

Täglich hat die Familie mit Herausforderungen zu kämpfen, etwa mit Gegenwind, Regen oder knackigen Anstiegen. Im Gepäck ist vieles dabei. Ein Hochstuhl fehlt allerdings und der wäre doch oft schon hilfreich gewesen.

Auch wenn die Pausenmomente für die Eltern rar sind, fällt das Zwischenfazit nach rund 500 Kilometern positiv aus. „Wir entdecken Neues und erreichen Ziele als Familie, wachsen gemeinsam“, so Janine und Oliver.

Vom dänischen Frederikshavn ging es zuletzt mit der Fähre nach Göteborg (Schweden). Ziel der Reise nach insgesamt 2.400 Kilometern ist die Stadt Rovaniemi am Polarkreis in Finnland. Von dort geht es Ende September mit Zug und Fähre zurück nach Steyr.

Janine Jauch (32) schloss Ende Jänner die Ausbildung zur Psychologischen Beraterin ab und ist derzeit in Karenz.

Oliver Jauch (32) holte letzten Winter die Matura nach und startet im Oktober am zweiten Bildungsweg ein Lehramt-Studium.

Von ihrer Radreise zum Polarkreis posten die beiden auf Instagram tagesaktuell ihre Erlebnisse (family_road_stories). Die Steyrer haben auch den Blog www.familyroadstories.com, hier werden sie im Herbst von der großen Reise berichten.