Komitee pflegt Jüdischen Friedhof am Tabor seit 30 Jahren
STEYR. Nach dem Tod des letzten Holocaust-Überlebenden in Steyr Friedrich Uprimny im Jahr 1992 übernahm das Mauthausen Komitee offiziell die Pflege des Jüdischen Friedhofes. Aber schon davor wurde mit der Sanierung begonnen.
So organisierte das Komitee 1990 ein internationales Jugendsommerlager, bei dem überwucherndes Gebüsch entfernt und Grabsteine der Ruhestätte am Taborweg gereinigt wurden. 1991 renovierte der Verein für Arbeit, Beratung und Bildung (VABB) die Außenmauern und die Mauerabdeckung. Friedrich Uprimny war an beiden Projekten noch aktiv beteiligt. Im Zuge der Arbeiten konnten beim Denkmal für Opfer des Todesmarsches der ungarischen Juden neue Granitplatten angebracht und so der Text für die Nachwelt gerettet werden.
Es folgten viele weitere Sanierungsschritte an Grabsteinen und Wegen. 2009 katalogisierte Komitee-Mitglied Peter Schönberger alle Gräber und kümmert sich seither mit großem Engagement um den Friedhof.
Weitere Meilensteine
2008 errichtete das Komitee nach einem Entwurf von Erich Aufreiter das Denkmal mit den Namen von 86 Steyrer Shoah-Opfern. 2010 ließ das Komitee die Marmortafel mit den Spendern der Synagoge restaurieren und im Inneren des Friedhofes anbringen. 2012 unterstützte das Komitee die Tochter des ungarischen Juristen Bela Szabo bei der Errichtung einer Gedenkplatte für 15 Todesmarsch-Opfer.
2017 fertigte die MAN-Lehrwerkstätte 36 neue Davidsterne für Gräber ohne Grabstein an, beschriftete und montierte sie. 2018 brachte das Mauthausen Komitee die Broschüre „Der jüdische Friedhof Steyr“ heraus. Für die Besucher der Landesausstellung „Arbeit. Wohlstand. Macht“ 2021 brachte man an der Außenmauer Informationstafeln an. Und die Broschüre „Jüdische Spuren in Steyr“ begleitet auf einen Rundgang mit 16 Stationen, der auch zum jüdischen Friedhof führt. Zuletzt (2022) wurde die Schrift bei der Gedenktafel für die 15 Opfer des Todesmarsches der ungarischen Juden erneuert.
Seit 1989 erinnert außerdem jährlich am 9. November ein Gedenkakt am jüdischen Friedhof der Opfer der Pogromnacht. Unzählige Schulklassen haben den Friedhof bereits besucht und hier über das Judentum und seine Schicksale erfahren. Seit 15 Jahren können Interessierte den sonst verschlossenen Ort am „Tag des Denkmals“ besichtigen. 2009 und 2010 fanden bei der Langen Nacht der Kirchen Veranstaltungen mit Texten aus der jüdischen Bibel und jiddischer Musik statt.
Gäste aus aller Welt
Immer wieder besuchen auch jüdische Familien aus aller Welt Steyr, um ihrer Angehörigen zu gedenken. Im Sommer 2022 reiste dafür Familie Pollak aus den USA an. „Durch die jahrzehntelange Arbeit des Komitees ist der jüdische Friedhof in Steyr weit über die Stadt hinaus zu einem Begriff geworden. Immer wieder bedanken sich Nachkommen für die Pflege“, sagt der Vorsitzende Karl Ramsmaier.
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