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„Trauer ist keine Krankheit, die man behandeln muss“

Olivia Lentschig, 19.10.2023 09:00

STEYR. Der Steyrer Theologe und Diplom-Lebensberater Ewald Kreuzer (65) sieht Trauer als ein Zeichen der Liebe. Seine Erfahrungen als langjähriger Trauerredner will er in einem Buch veröffentlichen. Auch Vorträge und Trauerseminare sind geplant.

Ewald Kreuzer am Urnenfriedhof (Foto: privat)
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Seit fast 20 Jahren ist Ewald Kreuzer ein vielerorts  geschätzter Trauerredner. Vorher war er auch in anderen Berufen tätig: als Journalist, Klinikseelsorger, Pastoralassistent, Sozialbetreuer und Bildungsberater.

Tips: Welche besonderen Erfahrungen machen Sie als Trauerredner?

Ewald Kreuzer: Ob Erdbegräbnis, Feuer- oder Naturbestattung: Jedes Mal ist es ein zutiefst berührendes Ereignis, wenn sich Angehörige und Freunde von einem vertrauten und geliebten Menschen verabschieden. Besonders schmerzlich ist es, wenn dies Eltern von ihrem Kind tun müssen oder wenn jemand durch Suizid aus dem Leben scheidet. Jeder unerwartete Tod löst Betroffenheit und einen Schock bei den Angehörigen aus.

Tips: Wie können Menschen in ihrer Trauer getröstet werden?

Ewald Kreuzer: Trauer ist keine Krankheit, die man behandeln und rasch loswerden muss, sondern ein Heilungsprozess und ein Zeichen der Liebe. Nur ein liebender Mensch kann auch trauern. Diese Fähigkeit ist wertvoll und braucht Zeit und Raum, um auch ausgedrückt zu werden. Trauernde sind dankbar für einfühlsame Worte, einen Händedruck, eine Umarmung, für Blumen, ein Gespräch oder ein stilles Dasein und auch für das Verständnis, mit der persönlichen Trauer manchmal alleine sein zu wollen.

Tips: Sind Religion und Glaube bei der Trauer hilfreich?

Ewald Kreuzer: Trauer verbindet Menschen aller Religionen und Kulturen. Religion und Glaube können helfen, den Tod nicht als das Ende des Lebens zu sehen, sondern als dessen Vollendung. Wie sich in der Natur die Raupe in einen Schmetterling verwandelt, so kann auf spiritueller Ebene der Tod als ein Übergang in eine neue Daseinsweise gedeutet werden. Wie heißt es im „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupery so schön: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Tips: Sie sind nun seit Kurzem in Pension. Werden Sie weiterhin Abschiedsfeiern gestalten?

Ewald Kreuzer: Nur mehr reduziert und auf besondere Nachfrage. Ich brauche jetzt mehr freie Zeit, um an einem Buch zu schreiben über meine Erlebnisse und Erfahrungen als Trauerredner und wie wir in unserer Gesellschaft mit Sterben, Tod und Trauer umgehen. In Kürze halte ich ein Trauerseminar an der Volkshochschule Steyr. Auch Pfarrgemeinden und Bildungseinrichtungen stehe ich gerne als Vortragender zur Verfügung.


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