Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Tagesmütter und Eltern atmen auf

Leserartikel Marius Schedlberger, 26.07.2024 13:42

STEYR/KIRCHDORF. Nach der angekündigten Schließung des Teilbereichs „Tageseltern zu Hause“ beim Verein Aktion Tagesmütter OÖ konnte nun doch eine Einigung erzielt werden.

Ingrid Kuttner ist seit 30 Jahren Tagesmutter. Sie sieht die Arbeit nicht als Beruf, sondern als Berufung. (Foto: Marius Schedlberger)

In Steyr und Steyr-Land wären 22 Tagesmütter von Kündigungen betroffen gewesen, 109 Kinder hätten ihren Betreuungsplatz verloren, im Bezirk Kirchdorf neun Tagesmütter und 50 Kinder. Die betroffenen Tagesmütter wurden bereits beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet. Nun ist die Schließung des Teilbereichs „Tageseltern zu Hause“ bei der Aktion Tagesmütter doch abgewendet. Laut einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Land OÖ konnte „eine umfassende Einigung erzielt werden, die für Sicherheit und Stabilität bei den Betroffenen sorgt.“

Überraschende Ankündigung

Am 9. Juli teilte der Verein Aktion Tagesmütter OÖ überraschend mit, den Teilbereich „Tageseltern zu Hause“ schließen zu müssen, „aus wirtschaftlichen Gründen“ wie es hieß. In Oberösterreich wird ab 1. September die beitragsfreie Vormittagsbetreuung bis 13 Uhr in den Krabbelstuben eingeführt. Laut Aktion Tagesmütter OÖ sei mit der neuen Tarifverordnung die Finanzierung der Tageseltern zu Hause nicht ausreichend berücksichtigt, was zur Schließung führe, teilte der Verein damals mit. Nicht stattfindende Betreuung in Fällen von Urlaub, Krankheit oder anderen Gründen wären nicht mehr abgedeckt worden, der Verein hätte nicht über die Ressourcen verfügt, den Betreuerinnen ein bedingungsloses Einkommen zuzusichern, erläutert Jasmin Gegenleitner von Aktion Tagesmütter. Beim Land OÖ zeigte man sich damals „über diesen voreiligen Schritt verwundert“, da heuer bereits 1,5 Millionen Euro an der Verein Aktion Tagesmütter ergangen seien, das Budget im Bereich Tageseltern in den vergangenen Jahren auch gestiegen sei. Das neue Fördermodell würde auch eine vorhersehbare Finanzplanung ermöglichen. „Wir machen wirklich einen tollen und wichtigen Job in der Betreuung. Trotzdem bekommen wir das Gefühl vermittelt, wir wären die Investitionen nicht wert, meinte Tagesmutter Sabine Sonnleitner aus Micheldorf nach der Schließungs-Ankündigung enttäuscht.

Doch keine Schließung

Die nun erzielte Einigung: Das Land OÖ sichert zu, dass die reservierten Fördergelder jedenfalls abgerufen werden können, sofern entsprechende Leistungsnachweise und Begründungen vorliegen. Die Aktion Tagesmütter OÖ versichert im Gegenzug, dass die Betreuung bis Jahresende für alle Kinder sichergestellt ist. Sollten danach Kündigungen oder Leistungseinschränkungen notwendig sein, geschieht dies nur in enger Abstimmung mit den Betroffenen, um sicherzustellen, dass kein Kind ohne Betreuung bleibt. „Mit dieser Zusicherung des Landes können wir die Schließung abwenden. Wir müssen keine Kündigungen aussprechen und können die Betreuung gewährleisten“, so Jasmine Chansri, Vorsitzende des Vereins Aktion Tagesmütter. Auch LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) ist froh, „dass eine Einigung erzielt werden konnte, die allen Betroffenen Sicherheit gibt.“

Ungewissheit für Eltern

Die damalige Schließungs-Ankündigung ließ viele Eltern verzweifelt zurück. Bürgermeister sahen in kürzester Zeit, wie abhängig Eltern von einer sichergestellten Kinderbetreuung sind. „Das Angebot von Tageseltern für Eltern von Kleinkindern, vor allem für jene mit unregelmäßigen Arbeitszeiten, sind eine attraktive und notwendige Ergänzung zu unserem Angebot“, so der Steyrer Bürgermeister Markus Vogl (SPÖ). Er appellierte als einer von vielen an das Land, im Sinne der Kinder und Eltern eine Lösung zu finden. Auch Leo Bimminger (Bürgermeister Pettenbach, ÖVP) und Horst Hufnagl (Bürgermeister Micheldorf, SPÖ) teilen Vogls Ansicht. „Die Kombination Kindergarten/Krabbelgruppe und Tageseltern war und ist für uns ein nicht wegzudenkendes Angebot.“

Familiäres Umfeld

„Tagesmütter bieten speziell für besonders sensible Kinder ein familiäres Umfeld, das in einer üblichen Betreuungseinrichtung nicht in dieser Art möglich ist“, so Bimminger. Er berichtet von Eltern, die nicht nachvollziehen konnten, warum es dieses Angebot nicht mehr hätte geben sollen. Auch für Hufnagl war sie unbegreiflich. „Kinderland Nummer 1 wird man so eher nicht“, so der Micheldorfer Bürgermeister.

Wahlfreiheit bleibt wichtig

Für viele Eltern ist es wichtig, dass sie ihren Kindern weiterhin die bestmögliche Betreuungsoption bieten können. Karin Antensteiner aus Micheldorf wäre von der Schließung betroffen gewesen. Plätze im Hort gebe es keine, im Falle einer Reduktion ihrer Arbeitsstunden zugunsten ihrer Kinder wäre zu wenig Einkommen übrig geblieben. „Die Entscheidung für eine Tagesmutter ist prägend für das ganze Leben. Für meine Kinder ist die familiäre Struktur und die Gruppendynamik unverzichtbar, die Großen lernen früh, auf die Kleinen aufzupassen“, erzählt sie. Daher ist der Wunsch groß, dass die Betreuung durch Tageseltern weiterhin ausreichend unterstützt wird, um Eltern die Entscheidungsfreiheit zu überlassen, welche Art der Betreuung am besten zu ihnen passt.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden