BAD HALL. Die Schüler der 3. Klassen der MS Bad Hall haben den Imker Bernhard Winter zum Interview gebeten. Das Gespräch fand im Unterrichtsfach Kreativ-Karussell zum Thema Journalismus statt.
Wie sind Sie zur Imkerei gekommen und wie lange machen Sie das schon?
Bernhard Winter: Vor vier Jahren, zu meinem 30. Geburtstag, sagte meine Frau zu mir: „Ich melde dich jetzt beim Imkerverein Bad Hall/Pfarrkirchen und auch zum Grundkurs an.“ Eigentlich hatte ich erst den Hausbau abwarten wollen. So bin ich schneller zu den Bienen gekommen als geplant. Seit fünf Jahren also gibt es bei uns sehr guten Honig (schmunzelt).
Was genau lieben Sie an der Arbeit mit den Bienen?
Bernhard Winter: Das Schöne ist: Du stehst beim Bienenstock, machst den Deckel auf, dieses Summen und Brummen, dieses geschäftige Treiben von zigtausenden von Bienen und dieser warme Wachsduft, der dir entgegenströmt, das ist unbeschreiblich. Das ist schon eine der schönsten Sachen bei der Arbeit mit Bienen, weil mehrere Sinne berührt werden.
Sie sind Obmann-Stellvertreter des Imkervereins Bad Hall/Pfarrkirchen. Wie viele Bienenstöcke haben Sie?
Bernhard Winter: Als Verein haben wir im Kurpark Bad Hall vier Bienenstöcke stehen. Die werden von Kollegen betreut. Und dann hat jeder Imker im Verein auch noch seine eigenen Bienenstöcke.
Wie oft müssen Sie bei Ihren Bienenstöcken etwas machen?
Bernhard Winter: Theoretisch, wenn man sparsam umgeht, zwei- bis dreimal im Jahr. Aber die Neugierde ist sehr groß, daher dann öfters. Im Winter befinden sich die Bienen auf der Wintertraube, da darf man sie nicht stören. Im Frühjahr, bei 15 bis 17 Grad Tagestemperatur, kann man schon mal hineinschauen und kontrollieren, ob sie den Winter überlebt haben, wie es ihnen geht und wie groß das Volk ist. Danach schaut man alle drei Wochen hinein und zum Sommer hin wird es mehr. Ab August wird es wieder weniger. Ab Ende September lässt man sie eher in Ruhe, außer man bemerkt, dass es ein Problem gibt.
Warum darf man im Winter nicht in den Bienenstock hineinschauen?
Bernhard Winter: Im Stock wird „geheizt“. Und jedes Mal, wenn du den Deckel herunternimmst, geht Wärme verloren. Das muss man sich wie ein Dach auf einem Haus vorstellen. Es kostet den Bienen viel Energie, das ganze wieder aufzuheizen und sie haben einen erhöhten Futterbedarf. Wenn es ein langer Winter ist, kann es schließlich passieren, dass sie mit dem Futter nicht auskommen und sie würden verhungern.
Was machen die Bienen im Winter?
Bernhard Winter: Sie kuscheln. Dabei hängen sie an einer Wintertraube dicht gepackt zusammen. Wenn den äußeren Bienen zu kalt wird, wandern sie nach innen und die, die innen waren, kommen nach außen an die Traube. Das heißt, da findet reger Wechsel statt. Wenn du den Deckel des Bienenstocks herunternimmst, kommt so viel kalte Luft hinein, dass die Bienen viel mehr „heizen“ müssen.
Wer darf Bienenstöcke aufstellen? Braucht es dazu eine spezielle Eignung?
Bernhard Winter: Man braucht keine nachgewiesene Kompetenz, aber es ist natürlich vorteilhaft. Denn wir haben viele Krankheiten, etwa Parasiten bei den Bienen, und das Fachwissen hierfür kann man sich durch einen Neueinsteigerkurs aneignen.
Wichtig ist, die persönliche Eignung und das Interesse für die Arbeit mit den Bienen mitzubringen. Außerdem braucht es die Bereitschaft, die entsprechende Zeit aufzuwenden.
Wo darf man denn Bienenstöcke aufstellen?
Bernhard Winter: Das ist wirklich überall möglich, auch in der Stadt. Der Abstand zum Grundstücksnachbarn, den man einhalten sollte, beträgt zehn Meter und zu Schutzeinrichtungen wie einem Krankenhaus sind es 50 Meter. Aber am besten ist, man fragt die Nachbarn um Erlaubnis und man zeigt sich dialogbereit. Das heißt, zu sagen: „Ich stelle hier einen Bienenstock auf. Wenn es Probleme geben sollte, sagt es mir bitte.“ Man kann beispielsweise die Wege der Bienen umleiten. Ein guter Platz wäre natürlich auf einem leeren Grundstück in der Mitte.
Wie viele Bienenvölker darf ein Imker halten und aus wie vielen Bienen besteht ein Volk?
Bernhard Winter: Für die Anzahl gibt es offiziell keine Grenze. Du musst halt die Zeit einrechnen. Ich habe fünf Bienenstöcke und fürs Schleudern muss ich mindestens einen ganzen Tag einplanen. Im Stock hat man jetzt im Herbst/Winter zwischen 5.000 und 15.000 Bienen. Zur Sommersonnenwende sind es dann schon mal 70.000.
Wie oft im Jahr kann man dem Stock Honig entnehmen?
Bernhard Winter: Wenn es ein gutes Jahr ist, dann zweimal, außer man möchte Sortenhonig. Dafür gibt es die Möglichkeit, den Bienenstock dort hinzubringen, wo zum Beispiel im Frühjahr nur Raps blüht.
Was machen Sie mit dem entnommenen Honig?
Bernhard Winter: In erster Linie essen und verkaufen, vor allem im Bekanntenkreis. Mit dem Vereinshonig sind wir am Weihnachtsmarkt in Bad Hall und Pfarrkirchen.
Wie lange dauert es, Honig herzustellen?
Bernhard Winter: Für die Bienen dauert es mehrere Wochen. Die Biene fliegt ja von Blüte zu Blüte und sammelt in ihrem Honigmagen Nektar. Der Nektar ist flüssig, fast wie Wasser, und hat nur wenig Mehrfachzucker. Die Bienen lagern den Nektar in den Waben ein und dort wird der Honig über Wochen getrocknet. Deshalb ist Honig sehr kostbar.
Für mich selber Honig zu machen, ist relativ einfach. Wenn das Rähmchen voll ist, entferne ich zuerst das weiße Wachs, das heißt, ich entdeckele das Rähmchen. Das dauert vielleicht zehn Minuten. Dann schleudere ich es aus und habe den Honig gewonnen.
Wie viel Honig produzieren die Bienen im Jahr?
Bernhard Winter: Im guten Fall 30 Kilo pro Jahr, aber es kommt auf die Witterung an. Ich habe auch schon Völker gehabt, die nur 12 Kilo geschafft haben, weil sie selber so einen hohen Futterbedarf hatten.
Wie kommt man zum Bienenwachs?
Bernhard Winter: Der Honig wird ja nicht produziert, sondern gesammelt. Die Biene fliegt von Blüte zu Blüte, sammelt den Nektar und der wird im Stock zu Honig. Was die Biene wirklich selber produziert, ist Wachs. Am Unterleib hat sie Wachsdrüsen. Sie produziert darin Wachsplatten und knetet diese, aber das dauert auch sehr lange.
Was kann alles dem Bienenstock schaden?
Bernhard Winter: Seit den 80er-Jahren haben wir mit der Varroamilbe zu kämpfen. Sie befindet sich in jedem Bienenstock und nährt sich an der Brut der Bienen. Leider kann sich die Biene nicht selber dagegen schützen. Aber es gibt auch unzählige Parasiten, Käfer und Krankheiten wie Seuchen. Oder auch der Specht im Winter, für den die Bienen ein gefundenes Fressen sind.
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