Vorwärts startete vor 20 Jahren die Reise durch das Fußball-Unterhaus
STEYR. Dem Finanzcrash zur Jahrtausendwende folgte für den SK Vorwärts Steyr ein holpriger Start zurück.
„Stirbt unsere Vorwärts?“ hatte ein letztes Grüppchen von Fans Ende 1999 auf einem Transparent gefragt und den Klub beim vorerst letzten Spiel gegen Leoben symbolisch zu Grabe getragen. Dass es nach dem Zwangsausgleich im Jänner 2000 weiterging, ist einem kleinen Funktionärsteam zu verdanken. „Die treibende Kraft war auf jeden Fall Fritz Gergelyfi“, erinnert sich Langzeit-Präsident Christian Köck. Zunächst war der Plan, im Sommer 2000 in der 1. Landesliga wieder einzusteigen. Vereinslegende Kurt Hochedlinger hatte im Hintergrund schon an einer konkurrenzfähigen Mannschaft gebastelt. Doch das angepeilte Mindestbudget von 1,5 Millionen Schilling (109.000 Euro) konnte nicht aufgestellt werden. „Das Vertrauen der Sponsoren aus der Bundesligazeit war natürlich dahin, viele haben umsonst Geld hineingesteckt“, erinnert sich Köck, der von 2000 an für 16 Jahre Präsident war.
Nur Jugend kickte
Neben Fritz Gergelyfi waren mit Reinhard Rieder, Otto Eigenstiller, Helmut Medizevec und Hermann Neuhauser noch etliche weitere ehemalige Kicker beim Neustart mit dabei und verhinderten, dass die Vorwärts für immer ausgelöscht wurde. Die Saison 2000/01 wurde ohne Kampfmannschaft bestritten, der Jugendbetrieb konnte mit nur vier Mannschaften (U12 bis U16) und einem Budget von 300.000 Schilling (21.800 Euro) weitergeführt werden. Als Jugendleiter fungierte Martin Burgsteiner, auch Obmann des Fanclub Rot-Weiß. Der Nachwuchs konnte die Spielzeit 2000/2001 im Stadion an der Volksstraße bestreiten, weil auch einige Vereinsmitarbeiter dem Klub treu blieben. Gerhard Hager hielt gemeinsam mit Rudi Pimsl als Platzwart das Stadion in Schuss, das Ehepaar Helmut und Anni Brandtner führte die Zeugwart-Aufgaben weiter. Ernst Hasenleithner und seine Frau Helga leiteten über ein Jahrzehnt die Gastronomie am Vorwärts-Platz – eine wichtige Einnahmequelle für den Verein.
Bilic erster Kapitän
Im Sommer 2001 gab es dann endlich wieder eine rot-weiße Kampfmannschaft. Um die Zusammenstellung des Teams kümmerte sich vorwiegend der Sportliche Leiter Heinz Zeilhofer. Er lotste einige routinierte Spieler zum Klub, allen voran Andrija Bilic. Der Kroate wurde erster Kapitän und das Gesicht der Mannschaft in den ersten Unterhausjahren. Was bei den Fans nicht gut ankam, war das neue Logo. Im Mittelpunkt stand dabei das Steyrer „Y“, gebildet durch einen Fallrückzieher von Safet Susic. Dieser war übrigens einer von drei Spielern aus dem letzten Zweitliga-Kader 1999, der beim Verein blieb. Die beiden anderen waren Rene Kern und Christoph Wieser. Erster Cheftrainer nach dem Neustart wurde Helmut Mitter, der davor erfolgreich die U16-Mannschaft trainierte und gleich einige Talente in den Kader einbaute.
Start mit buntem Haufen
Als Co- und Reserve-Trainer fungierte Wolfgang Pils, das Tormanntraining übernahm Dragan Bakovic. Das erste Training im Sommer 2001 fand auf der Sportanlage am Rennbahnweg statt. 45 Kicker tummelten sich dort. Darunter auch etliche Fans, die aufgrund der bescheidenen finanziellen Mittel für das Reserveteam rekrutiert wurden. Das Budget betrug damals rund eine Million Schilling (72.700 Euro). „Einige Sponsoren von früher wie Mayr Bau oder das Taborland hielte uns die Treue“, erinnert sich Köck. Das erste Aufbauspiel der neuen Vorwärts-Mannschaft wurde am 21. Juli 2001 auswärts gegen Luftenberg 2:0 gewonnen, sechs Tage später sahen 400 Zuschauer an der Volksstraße ein 8:1 gegen Scharnstein.
Holpriger Beginn
Das erste Pflichtspiel in der 2. Klasse Ost bestritt der SK Vorwärts am 19. August 2001 in Kleinreifling vor 250 Zuschauern – es reichte nur zu einem 2:2-Unentschieden. Es folgte eine 1:3-Schlappe vor 1.500 Fans zu Hause gegen Maria Neustift und ein 1:1 im Auswärts-Derby auf der Ennsleite gegen Bewegung Steyr. Die erste Euphorie war dahin, nur 300 Besucher waren in Runde vier gegen Waldneukirchen dabei – endlich gelang mit einem deutlichen 8:0 auch der erste Sieg. Am Ende der Saison wurde man einen Punkt hinter Haidershofen Zweiter. Vorwärts kämpfte sich in den folgenden zwei Jahrzehnten erfolgreich durch das Unterhaus, feierte sechs Meistertitel und schaffte 2018 die Rückkehr in die 2. Bundesliga, wo der Verein auch aktuell aktiv ist.
Erster Vorstand nach dem Zwangsausgleich, gewählt bei einer außerordentlichen Generalversammlung am 17. Juli 2000:
Obmann: Christian Köck (Stellvertreter Wilhelm Hauser)
Kassier: Reinhard Rieder (Otto Eigenstiller)
Schriftführer: Fritz Gergelyfi (Josef Lumplecker)
Beiräte: Rudolf Brunmayr, Martin Burgsteiner, Josef Fels, Ernst Hasenleithner, Helmut Medizevec, Hermann Neuhauser, Peter Schipek, Heinz Zeilhofer (Sportlicher Leiter)
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden