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MAN will Produktion aus Steyr nach Polen und in die Türkei verlagern

Robert Hofer, 17.09.2020 15:32

STEYR. „Wir werden bis zum Schluss um das Werk kämpfen“, betont der Steyrer MAN-Betriebsratschef Erich Schwarz. Die Chancen dürften allerdings äußerst gering sein, die Konzernführung will den Standort bis Ende 2023 schließen.

Foto: fotokerschi.at/kerschbaummayr
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Bei einer Betriebsversammlung am gestrigen Mittwoch gab Betriebsrat Schwarz seinen Wissenstand an die Belegschaft weiter. Geht es nach der MAN-Konzernführung, werden die 2.300 Mitarbeiter in Steyr spätestens Ende 2023 keinen Job mehr haben. Stattdessen soll die Produktion aus Oberösterreich in Werke nach Polen und in die Türkei verlagert werden.

Standortgarantie hilft nicht

„Wir werden bis zum Schluss kämpfen und alle Register ziehen, die uns zur Verfügung stehen“, sagt Schwarz. Die vertraglich zugesicherte Standortgarantie  bis 2030 wird wohl nicht helfen, wie Nationalrat Markus Vogl (SPÖ), von 1991 bis 2019 bei MAN beschäftigt, erklärt: „Es gibt Ausstiegsklauseln im Vertrag, aber selbst in der schwersten Wirtschaftskrise 2008/09 hat sich das Konzern-Management an die Garantien gehalten. Damals gab es einen Einbruch bei den Aufträgen, das ist heute nicht der Fall. Trotzdem lässt das Management den Ausstieg jetzt prüfen. Die Werkschließung in Steyr trotz Vertrag ist auch ein absoluter Tabubruch im Konzern: MAN gehört ja letztlich dem VW-Konzern und der schreibt hohe Gesamtgewinne“, so Vogl.

Schwere Managementfehler

Vogl macht neben der Corona-Krise schwere Management-Fehler für die finanzielle Schieflage im Unternehmen (387 Millionen Euro Verlust im ersten Halbjahr 2020) verantwortlich. „Es gab eine Expansionsstragie, in Krakau und St. Petersburg wurden neue Werke eröffnet. Diese Strategie ist allerdings gescheitert. Die Strukturveränderungen hat der Vorstand zum Teil einfach falsch angelegt und zum Teil sind die Annahmen falsch gewesen, aber da können die Beschäftigten am allerwenigsten dafür. Die jetzt für Fehler im Vorstand bezahlen zu lassen, das geht einfach nicht. Man braucht dringend einen neuen Plan für den Standort. Eine Fehlentscheidungen zu treffen, kann passieren. Aber man kann nicht die Falschen dafür verantwortlich machen.“


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