„Ich bin so etwas wie das wachsame Auge unserer Gemeinde“
PFARRKIRCHEN. Die 3a-Klasse der Mittelschule Bad Hall traf Pfarrkirchens Bürgermeisterin Daniela Chimani (SPÖ) zum Interview. Die Einladung erfolgte im Rahmen des Unterrichtsfaches „Kreativkarussell“, in dem die Schüler unter anderem über Journalismus lernen.
Wie sind Sie darauf gekommen, in die Politik einzusteigen?
Daniela Chimani: Ich habe selber vier Kinder und war eigentlich immer in die Gemeindepolitik involviert, vom Kindergarten weg. In der Volksschule war ich Elternvereinsobfrau-Stellvertreterin. Und da die Gemeinde auch Schulerhalter ist, gab es im Elternverein viele Berührungspunkte. Mich hat das sehr interessiert. Den Ausschlag gab aber der Bürgermeister außer Dienst, Herbert Plaimer, der mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, in die Politik zu gehen.
Ich habe mir allerdings zwei bis drei Jahre Zeit gelassen mit der Entscheidung. Es ist schon eine große Entscheidung, weil du viel Zeit für die Politik brauchst. Auch ich habe gehadert, weil als Frau oder Mutter natürlich die Familie vorgeht. Mein Mann hat mich aber bestärkt und gemeint: Das ist genau deins!
Was gefällt Ihnen am Bürgermeisteramt besonders?
Daniela Chimani: Die Gemeinde nach außen zu vertreten, der Zugang zu den Leuten, die Anliegen der Menschen aufzunehmen, diese flott umzusetzen und langfristigere Projekte im Fokus zu behalten. Ich sitze in vielen Gremien. Die Entscheidungen und Planungen werden von mir dem Gemeinderat zur Kenntnis gebracht, damit wir darüber diskutieren bzw. umsetzen können. Diesen Austausch empfinde ich als besonders schön und sinnstiftend.
Warum sind Ihnen Familien besonders wichtig und was machen Sie für sie?
Daniela Chimani: Familien, und besonders Kinder, sind die Zukunft einer Gemeinde. Wir schauen, dass die Kinderbetreuung passt, in Schule, Kindergarten und Hort, um berufstätige Eltern zu entlasten. Eine gute Ausbildung für unsere Kinder ist mir besonders wichtig.
Ist Pfarrkirchen eine junge Gemeinde?
Daniela Chimani: Ja, wir haben kontinuierlichen Zuwachs an jungen Familien. Aber der ist in unserem Sinne so gesteuert, dass Kindergarten und Schule nicht überlastet werden. Unser Ort darf nicht zu klein werden, alle müssen ihren Platz haben. Denn irgendwann gibt es nicht mehr so viele Kinder, dann hat man die Bauten, die Einrichtungen da. Zum Glück sind in Pfarrkirchen alle Parteien dieser Meinung.
Wir Pfarrkirchner würden uns einen Skaterpark, Mountainbike-Trail oder einen Pumptrack wünschen. Ist etwas in diese Richtung geplant?
Daniela Chimani: Momentan gibt es bei der Neumühle in der Nachbargemeinde ein entsprechendes Angebot. Denkbar wäre auch, beim Spielplatz Feyregg, der erneuert werden soll, ein solches Areal einzuplanen. Grundsätzlich ist das aber nicht so leicht, weil die Gemeinde kein entsprechendes Grundstück hat.
Wann wird der Radweg ins Ortsgebiet verlängert?
Daniela Chimani: Der steht schon länger auf unserer Agenda. Heuer im Frühjahr haben wir das Projekt wieder angestoßen beim Land OÖ. Vor eineinhalb Monaten konnte man sich mit den Eigentümern einigen: die angebotene Ablöse wird angenommen. Nun muss das Land OÖ unseren Radweg in ihre Projektliste aufnehmen und prüfen, ob das entsprechende Geld da ist. Auf diese Finanzierungszusage müssen wir jetzt warten, wobei wir als Gemeinde natürlich auch mitzahlen werden. Also die Richtung stimmt schon einmal, würde ich sagen.
Gab es in den vergangenen Jahren einen Moment, in dem Sie am liebsten das Handtuch geschmissen hätten? Was hat Sie motiviert, weiterzumachen?
Daniela Chimani: Das habe ich eigentlich nie erlebt, weil mir das Amt Spaß macht. Bürgermeisterin zu sein, das ist voll meins! Aber: Eine Frau in der Politik, an der Spitze, ist schwierig, weil du angreifbar bist. Das probieren viele. Gerüchte werden dir nachgesagt, Unwahrheiten verbreitet, Menschen mischen sich in dein Privatleben ein. Doch gerade diesen Meinungen darfst du keine Macht verleihen.
Sowohl aus der Bevölkerung als auch aus der Politik habe ich das schon auf verletzendste Weise miterleben müssen. Das Traurige ist, dass ganz wenige zu dir kommen und nachfragen, ob das Gerücht stimmt. Nein, es wird einfach weitergeredet und weitergetragen. Beim österreichweiten Bürgermeisterinnentreffen im letzten Jahr habe ich aber gemerkt, dass alle Frauen an der Spitze einer Gemeinde diese Erfahrungen machen. Das Wichtigste ist, dass die Familie hinter dir steht.
Auf welches Projekt sind Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit besonders stolz?
Daniela Chimani: Ich bin so etwas wie eine „Katastrophenschutz-Bürgermeisterin“. Mir ist ganz wichtig, Pfarrkirchen für etwaige Katastrophen gut zu rüsten. Sollte ein größerer Fall eintreten, ist unsere Gemeinde in der Wasserentsorgung bzw. -versorgung abgesichert. An allen Wasserstellen gibt es Notstromaggregate, wie zum Beispiel in der Volksschule. Dort wird es immer Wasser geben, sodass die Menschen im Katastrophenfall dorthin können und es auch warm haben. Auch bei Starkregen haben wir viele Maßnahmen gesetzt. So sind bereits viele Ortsteile vor Hochwasser geschützt. Dazu haben wir unter anderem Bäche vergrößert und Gitter über Rinnen angebracht.
Autoren: Schüler der 3a der MS Bad Hall unter Anleitung von Lehrerin Susanne Sonnleitner
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden