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„Viele Krampusse glauben, sie seien Perchten. Das ist aber nicht so.“

Thomas Lettner, 17.11.2015 11:34

Philipp Hellrigl ist Obmann des seit 2004 bestehenden Krampusvereins „Trauner Teufeln“. Schon als kleiner Bub zeigte sich Hellrigl, dem die Regeln des Brauchtums sehr wichtig sind, begeistert von Krampus- und Perchtenläufen.

Krampus-Maske der Trauner Teufeln. Fotos: Philipp Hellrigl
  1 / 3   Krampus-Maske der Trauner Teufeln. Fotos: Philipp Hellrigl

„Mein großes Ziel war es immer, selbst Läufe zu veranstalten mit einer eigenen Gruppe in meiner Heimatstadt Traun“, sagt der 27-jährige Produktionstechniker, der Verwandte in Salzburg, der Hochburg der Krampusse, hat. Die Saison der Trauner Teufeln dauert von 21. November bis 19. Dezember. In diesem Zeitraum ist die 23-köpfige Gruppe, der auch zwei Mädchen angehören, sehr beschäftigt. Für ihre Krampus-Läufe sind die Trauner Teufeln nicht nur hierzulande, sondern auch in Niederösterreich, Salzburg, Steiermark und sogar in München unterwegs. Seit zwei Jahren können Hellrigl und seine Mannschaft auch für Hausbesuche gebucht werden, bei denen wie bei den Läufen ein Nikolaus nicht fehlen darf. „Die Leute und Kinder freuen sich, wenn wir kommen. Ihnen ist es wichtig, dass es den Brauch weiterhin gibt“, erklärt Hellrigl die Faszination seines Hobbys. Die Nachfrage für die Hausbesuche ist so groß, dass die Trauner Teufeln heuer mit vier Teams unterwegs sind, die vom Vorstand eingeteilt werden. Die Bezahlung erfolgt dabei nach freiwilligen Spenden, während die Gruppen bei den Läufen nach der Gruppengröße, der Show sowie der Dauer des Laufes bezahlt werden.

Tradition sehr wichtig

Wichtig ist Philipp Hellrigl vor allem, sich an die Regeln des Brauchtums zu halten. „Der Brauch hat sich weiter entwickelt und modernisiert. Wir orientieren uns aber ganz klar zurück zum Ursprung“, sagt Hellrigl, der sehr wohl weiß, dass es nicht brauchtumskonform ist, die Saison bis zum 19. Dezember zu verlängern, da die Krampus-Läufe mit dem 6. Dezember beendet sein müssten. Anders wäre es aber organisatorisch nicht möglich, da die Krampusse auf vielen Weihnachtsmärkten gerne gesehen werden.

Krampus versus Perchten

Hellrigl will mit vielen falschen Annahmen rund um den Krampus, den viele als die Verkörperung des puren Bösen sehen, aufräumen und den Menschen den Sinn des Brauchtums näher bringen. „Wir beschützen den Nikolaus. Der ist unser Chef und bestimmt, wann wir die Rute heben dürfen“, sagt er. Schade findet Hellrigl vor allem, dass es selbst in den Gruppen viele Mitglieder gibt, die zu wenig Ahnung vom Brauchtum haben. „Viele Krampusse glauben, sie seien Perchten. Für viele ist ein Krampus ein Krampus, wenn er eine Gummimaske aufhat und ein Percht ein Percht, wenn er eine Holzmaske aufhat. Das ist aber nicht so“, erklärt er. Die Unterschiede liegen unter anderem im Aussehen. Der Krampus sei dem Teufel ähnlich und habe menschliche Gesichtszüge, Ohren und ein Paar Hörner. Der Percht dagegen habe tierische Gesichtszüge, einen Schnabel (ähnlich der eines Adlers), Reißzähne wie ein Wolf, dicke Augenbrauen und eher geschnitzte Augen. Außerdem habe der Percht mehrere Hörner-Paare am Kopf. Die Hörner dürften auf keinen Fall von Jagd-Tieren stammen, sondern nur von Nutztieren wie einem Ziegenbock oder einer Kuh. Krampus- und Perchtenläufe finden außerdem zu verschiedenen Zeitpunkten statt. Während der Krampus und der Nikolaus zum 5. und 6. Dezember unterwegs sind, haben die Perchten ihren Auftritt in den vier Rauhnächten. Diese sind in der Nacht der Wintersonnenwende, an Heilig Abend, zu Silvester und am 5. Jänner zur Epiphaniesnacht (auch genannt die „foaste Rauhnacht“).

Kultur- und Heimatverein soll neue Gruppen aufklären

Obwohl Hellrigl die Regeln des Brauchtums wichtig sind, gehört für ihn die Show bei den Krampus-Läufen dazu. Heuer wollen die Trauner Teufeln ein Theaterstück aufführen, bei der es zu einem Kampf „Gut gegen Böse“ kommt und das Gute am Ende siegt. Dabei werden auch unmaskierte Schauspieler auftreten. Bei manchen Läufen, außer bei den größeren, kommt auch Pyrotechnik zum Einsatz. Das Anbrennen von Benzin, wie man es bei vielen mit Heavy Metal untermalten „Perchtenläufen“ sieht, stellt für Hellrigl aber ein zu großes Risiko dar. Absolut verboten sind für ihn die Darstellung von Blut oder der Einsatz von LED-Lampen, genauso wie die Ver­mischung verschiedener Bräuche, die nichts miteinander zu tun haben: „Zu Halloween liefen in München zwei Krampus-Gruppen aus Österreich. Für mich ein absolutes No-Go, was einen Ausschluss aus der Gruppe nach sich ziehen würde.“ Um die Regeln des Brauchtums zu schützen, will Hellrigl mit Obmännern anderer Krampus-Gruppen einen Kultur- und Heimatverein gründen. Dieser soll interessierten Gruppen schon vor ihrer Gründung den Sinn des Brauchtums näherbringen und so Fehler schon im Ansatz vermeiden. Wer sich näher mit den Unterschieden zu Krampussen und Perchten informieren will, dem sei der Artikel „Warum der Krampus kein Percht ist“ auf www.tips.at zu empfehlen.


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