Reichenau: Bei den Lichtenauers brennt die ganze Familie im wahrsten Sinne des Wortes für die Feuerwehr

Tips: Eine Frau, die in einem männerdominierten Bereich Vollgas gibt, ist wohl eine Besonderheit. Seit wann sind Sie aktiv bei der FF Reichenau mit dabei?

Lichtenauer: Ich bin eine sogenannte „Spätberufene“ und erst mit 29 Jahren beigetreten – somit bin ich nun schon seit zehn Jahren ehrenamtlich dabei. Dadurch, dass mein Mann schon aktives Mitglied, meine Tochter Jugendfeuerwehrmitglied und auch einige aus meinem Familien- bzw. Bekanntenkreis dabei waren, ist mein Interesse immer mehr gestiegen. So habe ich habe beschlossen auch beizutreten. Mein Mann ist seit knapp fünf Jahren Feuerwehrkommandant bei der FF Reichenau. Mein Papa ist ebenso in unserer Feuerwehr aktiv. Durch meinen Beitritt habe ich natürlich einige Freunde dazugewonnen, welche auch sehr engagiert sind.

Was sind denn da Ihre Aufgaben?

Neben meiner Tätigkeit als Kassierin bin ich auch für etliche andere Aufgaben zuständig, wie zum Beispiel die Mitgestaltung und Organisation von Veranstaltungen. Außerdem bin ich im Zuge der Aufgabe als Kassierin auch im Feuerwehrkommando vertreten, wo immer wieder in Sitzungen verschiedene Beschlüsse oder Vorhaben besprochen werden.

Bei der Feuerwehr in Reichenau bin ich nun seit fast fünf Jahren als Kassierin tätig. Dieses Amt führe ich nun auch schon seit neun Jahren im Bezirksfeuerwehrkommando durch.

Soeben haben Sie den Einsatzleiterlehrgang erfolgreich abgeschlossen - doch was ist das überhaupt?

Der Einsatzleiterlehrgang soll ein gewisses Führungsverhalten sowie Lösungsstrategien für den Einsatzfall vermitteln. Voraussetzung dafür sind bereits abgeschlossene Gruppen- und Zugskommandantenlehrgänge, welche Grundlagen der Einsatztaktik und Personenführung enthalten. Die Feuerwehr Reichenau besteht ausschließlich aus freiwilligen Mitgliedern, welche alle Übungen und Ausbildungen in ihrer Freizeit absolvieren müssen. Durch meine Arbeit als Gemeindebedienstete habe ich allerdings den großen Vorteil, dass es mir ermöglicht wird, auch während der Arbeitszeit zu Einsätzen zu fahren. Dies ist nicht selbstverständlich, aber unerlässlich, damit die Schlagkraft der Feuerwehr etwa auch vormittags unter der Woche aufrechterhalten werden kann.

Wie nehmen Ihre männlichen Kollegen weibliche Unterstützung an?

Durch den doch eher hohen Frauenanteil bei unserer Feuerwehr ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass wir alle zusammenarbeiten – egal ob Mann oder Frau. Ich weiß aber auch, dass dies noch nicht bei allen Freiwilligen Feuerwehren der Fall ist, was ich persönlich sehr schade finde.

Was gefällt Ihnen bei bei der Feuerwehr am Meisten?

Am Besten gefällt mir der Zusammenhalt bei uns in der Feuerwehr. Kameradschaft wird immer großgeschrieben, sei es bei einem gemütlichen Abend nach einer Übung, oder auch genauso beim Austausch untereinander nach einem Einsatz. Außerdem entstehen immer wieder neue Freundschaften. Bei uns wird bei allem zusammengeholfen und wir unterstützten uns alle gegenseitig. Eine Freiwillige Feuerwehr funktioniert nur „GEMEINSAM!“

Gibt es ein Schlüsselerlebnis, welches Ihnen für immer in Erinnerung bleiben wird?

Ein ganz besonderes Ereignis in meiner bisherigen Feuerwehrlaufbahn war sicherlich das Feuerwehrleistungsabzeichen in Gold, auch „Feuerwehrmatura“ genannt, welches ich 2018 an der Landesfeuerwehrschule in Linz absolviert habe. Dies ist das höchste Leistungsabzeichen, das man bei der Feuerwehr erreichen kann und benötigt Einiges an Vorbereitung. Wir waren zu fünft von der FF Reichenau und haben beinahe ein halbes Jahr zuvor mit Übungen und Lerneinheiten begonnen.

Was mir auch noch ganz besonders in Erinnerung ist – es ist noch nicht ganz so lange her – das war das Hagelunwetter im Juni 2021. Bei so einem Großschadensereignis, wo auch unser Ort massiv betroffen war, wird erst ersichtlich, was Kameradschaft und Zusammenhalt heißt und es war deutlich sichtbar, wie großartig das System „Feuerwehr“ funktioniert. Unsere FF war rund eine Woche durchgehend im Einsatz. Es waren beinahe täglich an die 100 Feuerwehrler von den umliegenden Bezirken und auch angrenzenden Orten bei uns im Einsatz. Die Einsätze gingen zum Teil bis in die Nacht hinein und waren körperlich fordernd! Trotz der körperlichen Forderung und dem Schlafentzug, waren täglich wieder die Fahrzeuge mit Kameraden und Kameradinnen gefüllt welche wieder in den Einsatz gingen – einfach überwältigend!

Auch bewegende Momente sind bei der Feuerwehr oftmals dabei. Vor allem dann, wenn sich Beteiligte nach einem Einsatz melden und ihre Wertschätzung und Dankbarkeit bei uns ausdrücken. Dies gibt Motivation und Kraft für die folgenden Einsätze und man weiß, dass man etwas Sinnvolles für seine Mitmenschen tut.

Was ist die Motivation dahinter, als Frau bei der Feuerwehr aktiv zu sein?

Einen großen Teil meiner Motivation stellt auf alle Fälle die Möglichkeit dar, anderen Menschen in Notlagen zu helfen. Generell ist es mir wichtig, etwas ehrenamtlich für meine Mitmenschen leisten zu können. Außerdem sind die Lösungswege einer Frau manchmal anders als die eines Mannes – sei es beispielsweise bei der Gesprächsführung mit Verletzten oder dergleichen. Außerdem lernt man immer wieder viel Neues dazu, seien es etwa technische Lerninhalte oder auch einfach Gesprächsführung in Ausnahmesituationen.

Was ich auch an dieser Stelle sagen möchte, ohne so viele freiwillige und ehrenamtliche Kameraden und Kameradinnen, welche 24/7 zu Verfügung stehen, wäre es nicht möglich, das System aufrecht zu erhalten! Danke dafür!