Tanz mit dem eigenen Ich: junger Lichtenberger lebt offen mit seiner HIV-Infektion
LICHTENBERG/LINZ. Michael Hofbauer ist ein fescher, junger Mann, der vor Lebensenergie und Freundlichkeit sprüht. Und dennoch hat der 23-jährige Lichtenberger ein schweres Los gezogen, denn er ist HIV positiv. Doch davon lässt er sich nicht unterkriegen, hat soeben sein Buch „Tanz mit dem eigenen Ich“ veröffentlicht, welches Einblick in seine Geschichte gibt. Dazu findet am Donnerstag, 1. Dezember um 19.30 Uhr eine Lesung mit dem frisch gebackenen Autor Hofbauer im HOSI in Linz statt.
Tips: Wer verbirgt sich hinter diesem jungen, mutigen Mann, der zu seiner HIV-Erkrankung so öffentlich steht?
Michael Hofbauer: Ein 23-Jähriger Lichtenberg, der vom Beruf her Robotik Applikateur ist - das bedeutet ich bin zuständig für die Programmierung von Industrierobotern und auch im Kundensupport tätig) und mit einem wundervollen Mann in einer Beziehung ist. Ich beschäftige mich mit Fitness, Kampfsport, Rad fahren, Freunde treffen, Video- und Bildbearbeitung, Programmieren, konstruieren von Bauteilen und Betreiben eines YouTube-Kanals.
Am Welt-Aids-Tag, 1. Dezember, laden Sie zur Lesung aus Ihrem soeben erschienen Buch „Tanz mit dem eigenen Ich!“ nach Linz ein. Ist das Ihr erstes Werk?
Ja, das ist mein erstes Buch, welches ich veröffentliche, also ein neuer Autor ist geboren.
Auf facebook erfährt man, dass Sie HIV-positiv seit 2019 sind – und Sie verstecken sich nicht.
Meine Diagnose erhielt ich im Februar 2019. Damals erzählte ich es nur meinen engsten Freunden und der Familie und nahm mir ein Jahr Zeit, um herauszufinden, wie es denn nun ist mit HIV zu leben und um die Veränderungen meines Lebens besser wahrzunehmen. Im Februar 2020, also am Jahrestag meiner Infektion, habe ich ein Video auf Social Media veröffentlicht, in welchem ich erkläre, dass ich HIV-positiv bin und habe diese Gelegenheit gleichzeitig zur Aufklärung der Menschen genutzt. Seither lebe ich offen mit HIV, setze mich gegen Diskriminierung ein und wirke bei einigen Projekten mit, um das Stigma bezüglich Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Angesteckt habe ich mich durch meinen Ex-Partner, aufgrund ungeschützten Geschlechtsverkehrs.
Wie gehen Sie selbst mit der Erkrankung um?
Da ich ein sehr optimistischer und lebensfroher Mensch bin, gehe ich mit dieser Infektion sehr gut um. Also die Freude am Leben habe ich über die ganze Zeit definitiv nie verloren, ich habe mich weiterentwickelt und schätze das Leben und viele andere Dinge weit mehr als zuvor. Menschen, denen ich es erzähle bzw. erzählt habe, reagieren bzw. reagierten anfangs immer sehr verwundert, oft geschockt und besorgt, aber da ich sie parallel auch immer gleich aufkläre, ließ die Angst schnell wieder nach und sie freuen sich mit mir, dass es mir damit gut geht. Meine Eltern hat es anfangs sehr hart getroffen, jedoch sind sie damit nun auch im Reinen, weil sie sehen, dass ich mich davon nicht unterkriegen lasse, mein eigenes Ding durchziehe und dabei aufblühe.In der Arbeitswelt verstecke ich mich ebenso wenig wie im Privatleben. Ich habe ein tolles Arbeitsumfeld und meine Kolleginnen und Kollegen freuen sich darüber, dass ich diese Infektion so offen und mutig handhabe.
Gibt es denn noch viele Vorurteile?
Definitiv und das zur Genüge. Das Stigma von früher sitzt noch tief in den Köpfen der Gesellschaft, vor allem bei der älteren Generation. Oft werden HIV-positive sofort in eine oder mehrere der drei klassischen Schubladen gesteckt: Homosexualität, Prostitution und Drogenkonsum. Viele kennen noch immer nicht den Unterschied zwischen HIV (Virus) und Aids (ausgebrochene Krankheit im Endstadium). Etliche Menschen, sowohl vom Privat- als auch im Gesundheitsbereich, diskriminieren HIV-positive Menschen. Sie wenden sich von Betroffenen ab, verbreiten Halbwissen und wissen nicht, dass es bereits viele Medikamente gibt, mit welche eine Übertragung verhindert wird und man auch gesund bleibt. Auch Ärzte verweigern manchmal eine Behandlung von HIV-positiven Menschen oder geben ihnen zum Beispiel erst am Ende des Tages einen Termin. Also da gehört noch einiges getan, das Bild von früher ist immer noch sehr präsent und nur wenige sind über dieses Thema richtig aufgeklärt, obwohl es irgendwann jeden betreffen könnte.
Was raten Sie den Betroffenen?
Das Wichtigste ist, sich von solch einer Situation nicht unterkriegen zu lassen! Das Leben geht weiter und oft macht man Dinge schlimmer, als sie eigentlich sind. Um sich gegen das Stigma aktiv wehren zu können, muss man den Leuten die Angriffsfläche nehmen und das schafft man meist nur, indem man offen und mutig zu sich und zu dem wer man ist steht. Das gemeinsame Auftreten macht uns stärker, wir verleihen der Infektion ein Gesicht, können so verhindern, dass wir auf die Infektion bzw. Krankheit reduziert werden und zeigen der Gesellschaft, dass wir ebenso Menschen wie jede und jeder andere sind. Einschränkungen im Alltag hab ich durch meine Erkrankung gar keine.
Wo muss man aufpassen?
Ich muss täglich eine Tablette einnehmen, um das Virus unter Kontrolle zu halten, diese löst aber keine spürbaren Nebenwirkungen aus. Bei den Medikamenten muss man ein bisschen auf die zeitlichen Abstände, bezüglich des Konsums von Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Dingen - wie zum Beispiel Alkohol - achten, da hierbei Wechselwirkungen auftreten können. Dies ist aber sehr leicht zu handhaben. Bei einer Dauermedikation ist es auch ratsam etwas mehr auf die eigene Fitness und Ernährung zu achten, um künftigen Nebenwirkungen entgegenzuwirken, die bei jeder Dauermedikation auftreten können.
Ist diese Krankheit heilbar, beeinflusst bzw. hindert Sie diese persönlich bei irgendetwas?Leider nicht, HIV ist ein recht tückisches Virus, welches sich im Körper gut tarnen kann und das macht eine Heilung sehr, sehr schwierig. Zurzeit kann man das Virus jedoch medikamentös unter Kontrolle halten und somit eine Übertragung verhindern und man bleibt dadurch auch gesund. Persönlich schränkt mich diese Infektion nirgendwo ein.
Klingt vielleicht seltsam, aber hat Sie diese Krankheit auch in manchen Punkten stärker gemacht?Ja, definitiv sogar. Die ganzen Situationen, die ich aufgrund dieser Infektion erleben durfte, haben enorm zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen, mich stärker gemacht und dazu geführt, das Leben bewusster wahrzunehmen.
Haben sich Menschen von Ihnen abgewandt?
Ja, aber sehr wenige. Manchmal kommt es beim Dating vor, dass sich Menschen nicht mit Bertoffenen auseinandersetzen möchten und sich daher sofort abwenden. Jedoch ist dies nichts schlechtes, ich betrachte es immer als großen Filter, welcher mich vor Menschen schütz, die sich nicht die Zeit nehmen wollen, mich besser kennenzulernen und meist vom Wesen her auch rücksichtsloser sind.
Was war ein Erlebnis, welches Sie seit der Diagnose am meisten schockiert und verletzt hat?
Auf einer Online-Dating-Plattform schrieb ich einmal mit einer Person, mit welcher ich mich sehr gut verstanden habe, bis ich erwähnte, dass ich HIV-positiv bin. Ohne eine Antwort wurde ich sofort blockiert und hörte von dieser Person seither nichts mehr, das war ein echt merkwürdiges Gefühl. Kurz darauf war ich aber froh darüber, dass sich diese Person selbstständig von mir abwandte, das zeigte mir, dass sie generell kein Interesse hatte mich näher kennenzulernen.
Wie kam es zu dem Buch, aus welchem Sie am 1. Dezember in Linz vorlesen?
Ich hatte schon länger das Bedürfnis meine Geschichten, meine Gedanken und meine Gefühle auf Papier zu bringen und im Frühling 2022 manifestierte sich dieses Bedürfnis, also begann ich einfach darauf loszuschreiben. Meine Verlegerin und Freundin motivierte mich ständig bei diesem Projekt dranzubleiben und die Deadline auf 1. Dezember zu setzen. Dies half mir enorm dabei das Buch recht schnell zu vollenden.
Was ist der Inhalt – kurz zusammengefasst – und an wen richtet sich dieses Werk?
Also grundsätzlich geht es in diesem Buch darum herauszufinden, was das eigene Ich ist, wie man lernt mit Schicksalsschläge besser umzugehen und was man tun kann, um das Leben als lehrreichen Partner anzusehen. Hierfür schildere ich in meine Erfahrungen, die Handhabung meines Schicksalsschlags, wie ich mich dadurch weiterentwickelt habe und Techniken, wie man sich selbst besser kennenlernen und verstehen kann.
Lebt nicht nach der Pfeife und den Vorstellungen eurer Mitmenschen, steht zu euch, seid mutig und folgt stets dem Motto: „Die Meinung anderer sollte erst dann von Relevanz sein, wenn diese den eigenen Lebensweg unterstützt“!
Verlosung: 2 Bücher
Tips verlost auf facebook Tips Urfahr-Umgebung zwei der Erstlingswerke „Tanz mit dem eigenen Ich!“ des Lichtenberger Jungautors Michael Hofbauer.
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